Bergkamen. . Es war das größte Römerlager nördlich der Alpen und wurde 1905 in Bergkamen-Oberaden entdeckt. Jahrelang durften die Geschichtsfreunde von einem Archäologischen Park an Ort und Stelle nur träumen - im Sommer wird endlich gebaut.

Hermann bleibt die Hirse im Hals stecken, Gunhild lässt vor Schreck im Garten glatt die Sichel fallen. Am Horizont tauchen römische Legionäre auf, dann sind es plötzlich Tausende auf dem Burghügel. Wir befinden uns im Spätsommer des Jahres 11 v. Chr. Das Römische Reich ist auf dem Höhepunkt seiner Macht. Auch Westfalen-Lippe ist besetzt, für die Eroberung ganz Germaniens brauchen die Römer neue Militärlager. In Bergkamen, das damals natürlich noch nicht so hieß, ist’s vorbei mit dem friedlichen Leben. Auf Befehl Drusus’ entsteht binnen kürzester Zeit mit 56 Hektar das größte Römerlager nördlich der Alpen. Zwei Legionen und Hilfstruppen sind hier untergebracht – rund 15 000 Soldaten. Nach nur vier Jahren ist der Spuk vorbei.

Römische Geschichte erlebbar machen

Es brauchte dann noch an die 2000 Jahre, bis dieses Kapitel der römischen Geschichte in der früheren Bergbaugemeinde von Pfarrer Otto Prein entdeckt und eifrig gegraben wurde. Auch das ist verdammt lang her.

Auch schon ziemlich alt ist die Idee, mit einem Archäologischen Park und einer Rekonstruktion einer damals für die Römerlager typischen Holz-Erde-Mauer die römische Geschichte an Ort und Stelle wieder sichtbar, ja sogar erlebbar zu machen.

„Bei einer der letzten Grabungskampagnen vor circa 11 Jahren kam der Gedanke auf, diesen historisch bedeutsamen Ort für die Bevölkerung, insbesondere für Touristen in geeigneter Form zu visualisieren“, so Bernd Wenske, Kulturdezernent in Bergkamen und Projektleiter der Holz-Erde-Mauer. Aber – wie so oft – scheiterte der ehrgeizige Plan am schnöden Mammon. Auch die Enttäuschung, keine Fördermittel für das Römerlager als touristische Attraktion an Land ziehen zu können, musste erst einmal verdaut werden.

Mauer wird kürzer

Aber was lange währt, wird doch noch gut: Das historische Projekt geht an den Start, noch in diesem Jahr wird gebaut. Von dem ursprünglich einmal geplanten „Jahrhundertbauwerk“ mit Stahl und Beton-Konstruktion haben sich die Bergkamener verabschiedet, jetzt wird die Holz-Erde-Mauer mit knapp 30 Metern etwas kürzer, aber „sehr authentisch“, sagt Wenske, und eben „auch bezahlbar“.

150 000 Euro hat der umtriebige Förderverein des kleinen Stadtmuseums Bergkamen, das seit Jahren schon eine römische Abteilung unterhält, zusammengetragen: privates Geld, Erlöse aus Festen und Aktionen, viele Spenden.

Die Vorlage für die Mauer entstand aus archäologischen Erkenntnissen der zurückliegenden Jahrzehnte. Architekt und Konstrukteur ist Dr. Kees Peterse aus Njimegen/Niederlande, Experte für historische römische Bauwerke. Seine wissenschaftlichen Erkenntnisse sind die Grundlage der Konstruktion für die Holz-Erde-Mauer — jetzt eben in römischer Version – ausschließlich aus Holz, so, wie sie vor knapp 2000 Jahren wohl auch gebaut wurde. Und im September, so die Hoffnung, werden alle Mitstreiter auf der Holzbrücke patrouillieren und Ausschau nach Besuchern halten. Anschließend soll Mulsum fließen. Denn mit Honigwein brachten sich schon die Römer in Fest-Stimmung.