Bergkamen. .

Eine klitzekleine Revolution ist es schon: Das Stadtmuseum nimmt ab sofort Eintritt. Oder korrekt formuliert: Es muss Eintritt nehmen.

Wird denn der eher symbolische Beitrag an der konstanten Besucherschar von rund 17.000 Menschen etwas ändern? Museumsleiterin Barbara Strobel kann sich das nicht vorstellen. Denn die Bergkamener lieben ihr Museum. Und die Auswärtigen staunen nicht selten über die oft hochkarätigen Ausstellungen. „Wie kommt denn so eine Ausstellung gerade nach Bergkamen?“ Das ist ein Satz, den sich Barbara Strobel zu ihrer Freude öfter anhören muss.

Beispiel Joseph Beuys. Wo hängen noch bis zum 12. Februar die Grafiken eines des bedeutendsten Künstlers des 20. Jahrhunderts? In Bergkamen.

Kunst, Römer undder Bergbau

Eine andere Ausstellung kann noch bis zum 4. März besichtigt werden: „Weltspielzeug“ – Spielzeug, das Kinder aus der so genannten Dritten Welt aus Abfällen hergestellt haben. Autos, Puppen, oder ein Handy aus Holz.

Zwei bis drei Jahre im voraus werden derartige Ausstellungen vorbereitet, zwei bis drei Wochen dauert es, um die Ausstellungsstücke aufzuhängen oder liebevoll in den Vitrinen zu drapieren. Um den Besuchern die Wohnsituation der Weltspielzeug-Kinder darzustellen, hat der Förderverein eine Hütte aus einem Armenviertel mit einfachen Holzmöbeln nachgebaut.

Einfache Möbel sind auch ein paar Räume weiter zu sehen. Möbel aus der Region. Omas Möbel, die die Einrichtung der Zechenhäuser der 50-er Jahre wieder in Erinnerung ruft – vom Nachttopf bis zur Waschküche. Gerade eben aufgepeppt mit einem „neuen“ alten Original-Schränkchen.

„Wir bekommen sehr viele Möbel angeboten“, erzählt Barbara Strobel. Ältere Leute, die ins Seniorenheim umziehen würden, bestünden oft darauf, dass ihr alter Herd ins Museum käme. „Man merkt, dass den Menschen das wichtig ist“, sagt Barbara Strobel.

Doch nicht immer kann sie die Spenden annehmen. Zu beschränkt sind die Lagermöglichkeiten des Museums. Gerade an Nähmaschinen und Fleischwölfen sei der Bedarf mehr als bedeckt. Dennoch würden die Angebote nicht abreißen.

So entstand die Idee eines Nostalgiekellers. In dem einstigen Fahrradkeller werden jetzt alte Schätzchen zum Verkauf angeboten – natürlich mit Genehmigung der ursprünglichen Eigentümer. An Ausstellungsstücken fehlt es nicht – von der alten Musiktruhe bis zum Schnaps-Pinnchen. Mittlerweile ist der Nostalgiekeller auf vier Räume angewachsen, die vom Förderverein des Museums regelmäßig für Interessierte geöffnet werden.

Der Förderverein war es, der auch einige Dauerausstellungen ermöglichte. Etwa durch den Ankauf des Original-Friseurladens Riedel, der 1950 in Rünthe eröffnet wurde. Oder des Tante-Emma-Ladens, in dem einst Margarete Faust in Bönen Süßigkeiten für zehn Pfennige verkauft hat. Die Besucher genießen es, wenn der Tante-Emma-Laden bei Gelegenheiten wie dem Weihnachtsmarkt wieder geöffnet wird. Sie genießen es auch, im Museum einfach nur einen Kaffee zu trinken.

„Das ist das Großartige am Museum. Es gibt keine Hemmschwelle. Es ist ein Treffpunkt. Zum Klönen. Für Vereine. Für Schulklassen“, schwärmt Kulturreferentin Simone Schmidt-Apel. Angebote wie die Druckwerkstatt tragen ebenso dazu bei wie das Herstellen römischer Vorspeisen. Die Römer haben natürlich auch ihren festen Platz im Museum. Und eine andere Epoche Bergkamens fehlt ebenfalls nicht: Im Barbara-Stollen im Keller wird die harte Arbeit der Bergleute gewürdigt.