Oberaden. . Bergkamen bekommt ein neues Bauwerk. „Ein bundesweit einmaliges Bauwerk“, wie Bürgermeister Roland Schäfer voller Stolz verkündete. 30 Meter lang, 3 Meter hoch - mit einem 7,50 Meter hohen Wachturm und einem 6 Meter breiten Graben davor.

Bergkamen bekommt ein neues Bauwerk. „Ein bundesweit einmaliges Bauwerk“, wie Bürgermeister Roland Schäfer voller Stolz verkündete. 30 Meter lang, 3 Meter hoch - mit einem 7,50 Meter hohen Wachturm und einem 6 Meter breiten Graben davor.

Die Rede ist von einer Holz-Erde-Mauer - und der Begriff ist wörtlich zu nehmen. Gebaut wird mit Eichenstämmen und Bodenaushub - exakt so, wie die Römer vor 2000 Jahren ihre „Stadtmauer“ um ihr Lager im heutigen Oberaden errichtet hatten. „Es stimmt alles. Die Bretterverschalung, der Lehmverputz. Es ist total authentisch und wissenschaftlich sauber “, betont Museumsleiterin und Römer-Expertin Barbara Strobel.

Und seit gestern steht auch die Finanzierung. Die letzten 20.000 Euro, die für den Nachbau dieser archäologischen Rekonstruktion fehlten, überreichte die Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Bergkamen-Bönen, Beate Brumberg, gestern an den Museumsförderverein. „Wir freuen uns wie die kleinen Kinder“, sagte Dr. Matthias Laarmann, Vorsitzender der Römerfreunde. Und er war nicht der einzige, der strahlte: „Römische Bauwerke aus Stein gibt es mehrere, etwa in Xanten. Aber diese Bauweise ist einmalig in Deutschland“, sagte Bürgermeister Roland Schäfer - und er ergänzte: „Bisher war unsere römische Geschichte nur im Museum erlebbar. Nun wird sie auch vor Ort greifbar. Das ist auch unter Tourismus-Aspekten sehr interessant. Die Holz-Erde-Mauer wird viele Geschichtsinteressierte nach Bergkamen locken. “

Ein Stück hinter der Barbara-Kirche in Oberaden, auf historischem Boden, soll die geschichtsträchtige Mauer noch in diesem Jahr fertiggestellt werden. „Wir beginnen, sobald es das Wetter zulässt“, sagte der Vorsitzende des Museumsfördervereins, Dr. Jens Herold.

Die Baugenehmigung liegt vor. Der Archäologe Dr. Kees Peterse, mit dem der Museumsförderverein seit vielen Jahren zusammenarbeitet, wird die Arbeiten begeleiten.

Die ersten Ideen für die Rekonstruktion eines Teilstück der Lagerbefestigung entstanden schon vor über zehn Jahren in diversen Versammlungen des Museumsfördervereins. Schon damals war den Mitgliedern klar, dass das öffentliche Interesse an diesem historischen Kleinod erst wachsen würde, sobald etwas - wie im Archäologiepark Xanten - vorhanden ist, das man sehen und anfassen kann.

Klar war den Freunden und Förderern des Stadtmuseums aber auch, dass solch ein Nachbau sehr teuer ist. Gedanken, diese Finanzklemme durch Eigenhilfe von begeisterten Bürgerinnen und Bürgern auszugleichen - es war hier von „Hand- und Spanndiensten“ die Rede gewesen, wurden aber schnell beiseite gelegt.

Doch Hoffnungen auf Fördermittel wurden immer wieder zerstört. Die NRW-Stiftung winkte ab. Auch zwei weitere Versuche, an eine Förderung durch das Land NRW und der EU zu kommen, scheiterten. Und im Bergkamener Rathaus, wo das Projekt sehr begrüßt wird, fehlt das Geld für die Unterstützung.

HISTORIE

Das Römerlager in Oberaden weist eine Menge an Merkmalen auf, die es von den vielen anderen Befestigungsanlagen der Römer zumindest in Nordrhein-Westfalen deutlich heraushebt.

Es war das größte bekannte Heerlager der Römer nördlich der Alpen. Dort waren zwei Legionen mit rund 12 000 bis 15 000 Soldaten stationiert. Der Baubeginn lässt sich im Gegensatz zu den anderen Lagern und römischen Stadtgründungen sehr genau anhand der sehr gut erhaltenen Eichenholzfunde, die unter anderem in die Holz-Erde-Mauer verbaut wurden, auf den Spätsommer das Jahres 11 v. Chr. datieren. Im Jahre 8 oder 7 gaben die Römer das Lager auf. Es ging offensichtlich ohne vorherige Feindeinwirkung in Flammen auf.

Das sehr prunkvolle Stabsgebäude und die freigelegten Grundrisse großer Villen lassen laut Dr. Johann-Sebastian Kühlborn, der bis zu seiner Pensionierung die Ausgrabungen in Oberaden geleitet hatte, nur den Schluss zu, dass sich in Oberaden zu dieser Zeit die Schaltstelle der römischen Eroberungsfeldzüge in Germanien östlich des Rheins befunden hatte. Das Ende des Lagers kam mit der Änderung der Germanen-Politik unter Kaiser August nach dem Tod seines Stiefsohns Drusus.

Mit der Pracht der Villen, des Stabsgebäudes und der Principia versuchten die Römer auch in Oberaden, die benachbarten Germanen kulturell zu beeindrucken.

INFO

Ursprünglich waren die Kosten für die Holz-Erde-Mauer auf 1 Mio. Euro geschätzt worden. Jetzt wird die Rekonstruktion mit etwa 150 000 € erheblich preisgünstiger.

Das nun zu rekonstruierende Mauerstück am Nordrand des Römerbergwalds wird „nur“ 30 Meter lang. Außerdem wird auf den Betonkern verzichtet. Gebaut wird nun original römisch.

Den Großteil der Kosten übernimmt der Museumsförderverein, der dafür lange Jahre Spenden gesammelt hat.

Die bislang fehlenden 20.000 € kommen aus der Sparkassenfamilie - Sparkasse Bergkamen-Bönen, Deutscher Sparkassenverband und Westfälisch-Lippischer Sparkassenverband. Möglich macht es die Sparlotterie. Pro 6 Euro, die die Kunden investieren, dürften 30 Cent für Projekte in der Region verwendet werden.