Peking.

Gut zwei Monate nach seiner Haftentlassung hat sich der chinesische Dissident und Friedensnobelpreisträger Ai Weiwei erstmals in der internationalen Presse geäußert und die Justiz seines Landes als unberechenbar kritisiert.

Nach seiner Haftentlassung am 22. Juni hat sich der chinesische Friedensnobelpreisträger und Künstler in der neuen Ausgabe des US-Magazins „Newsweek“ geäußert. „Das Schlimmste in Peking ist, dass das Rechtssystem nicht vetrauenswürdig ist“, schrieb der 54-Jährige. Seine Festnahme im April habe ihm deutlich gemacht, dass er nur eine Nummer in einem anonymen System sei, „das uns Grundrechte verweigert“.

„Es gibt viele geheime Orte, an die Menschen ohne Identität gebracht werden, ohne Namen, nur mit Nummern versehen“, kritisierte Ai. Nur die eigenen Familien bemerkten überhaupt, wenn jemand verschwinde, erhielten aber von den Behörden keine Informationen, wenn sie nachfragten. „Peking ist ein Albtraum, ein dauerhafter Albtraum“, schrieb der Künstler. Während seiner Haft habe seine Frau in Briefen und Anrufen „täglich“ nach seinem Aufenthaltsort gefragt, aber keine Antworten bekommen.

Regierungskritik via Twitter

Ai war Anfang April wegen angeblicher Steuervergehen festgenommen worden. Vor seiner Festnahme hatte er die Führung Chinas unter anderem als „Gangster“ bezeichnet. Wegen guter Führung und aus gesundheitlichen Gründen wurde Ai am 22. Juni unter Auflagen freigelassen. Er soll Steuerhinterziehung eingeräumt und sich zu Nachzahlungen bereit erklärt haben. Ohne Erlaubnis darf er Peking derzeit nicht verlassen und keine Interviews geben. Im Kurznachrichtendienst Twitter äußerte er sich in jüngster Zeit aber weiter regierungskritisch. (afp)