Essen. Die irische Seele versprach das Ballett des Aalto-Theaters auf die Bühne zu bringen. Doch die aktuelle Produktion zeigt davon kaum mehr als zirkusreifes im Stile eines Fernsehballetts.

Niesel und Nebelbänke, Wolken und Whisky, Volksmusik und Riverdance – all’ die Klischees, die Touristen so gerne mit Irland verbinden, haben es auch Ben van Couwenbergh angetan. Irish Pub inklusive.

Auch den verwob der Essener Ballettchef mit Postkarten-Impressionen aus dem Inselstaat und machte daraus die Show „Irish Soul“. Geschäftstüchtig wie van Couwenberg ist, hat er seine Mischung aus Schau-Volkstanz und effektvollem Fernseh-Ballett 2003 für Wiesbaden kreiert und nun mit dem Aalto-Ballett einstudiert. Von Irland erfahren Besucher in dieser kurzatmigen Nummernrevue genauso wenig wie von Seele. Noch weniger erzählt Couwenbergh eine Geschichte.

Lediglich die deutsch-irische Live-Band „Midnight Court“ von Bernd Lüdtke und Noel Minogue verbreitet Folk-Flair im Opernhaus. Die sechs Musiker spielen und singen im Orchestergraben. Nach jeder Nummer werden Band und Tänzer mit Johlen und Pfeifen bejubelt, ähnlich wie bei einer Gala. Das Strickmuster kennt man: Van Couwenbergh vermarktet das ja seit fast drei Jahren im Aalto. Eine kommerzielle Masche, die die Kasse klingeln lässt. Künstlerisch bleibt das Aalto-Ballett, das vor Jahren zu den Besten der Republik zählte, auf der Strecke.

Die Technik ist perfekt

Streckenweise wird man gut unterhalten durch die Akrobatik, mit der das Ensemble einer Zirkus-Truppe nahekommt. Es gibt Doppel- und Dreier-Sprüngen und federleichte Kunststücke. Die Technik ist bei allen perfekt.

Lauter Tricks, dazwischen nix. So lautet das choreographische Fazit des Abends. Nur im ersten Teil setzt van Couwenbergh auf lyrische Schwermut in dampfenden Wolkenbildern, zeigt in Miniaturen Fischer und Meer, Krieg und Frieden und den Regen, den die grüne Insel braucht. So gleiten und springen Tänzer so lang durch Wasserlachen, bis sie komplett durchnässt sind. Die Metapher liegt nahe: Das Aalto-Ballett geht baden. Auf Dauer besteht diese Gefahr, trotz der guten Auslastung. Doch die sollte nicht das einzige Kriterium für öffentlich subventionierte Kultur sein.

Irish Soul: 3., 5., 8., 13., 24.Juni, 13., 14., 15. Juli. Karten-Tel. 0 201/8122 200