Bochum. Ausgetretene Pfade verlassen, weg von bekannten Sehgewohnheiten, das brave Theater abschütteln: Vielfältig und eigenwillig wie selten zuvor setzte Elmar Goerden, Intendant des Schauspielhauses Bochum, mit dem Theaterfestival K15 Glanzlichter. Eine Bilanz.

Die Grenzen sprengen: Inszenierungen, nur eine Minute lang. Oder 24 Stunden. Einlass am Mittag. Oder um Mitternacht. Nur weg vom braven Theaterabend, der sich immer stärker den Sehgewohnheiten des Kinos mit 90 Minuten Spielfilmlänge annähert! Das war die Vision von Elmar Goerden, als er seine Intendanz am Schauspielhaus Bochum antrat. Die ebenso spannenden wie hochfliegenden Pläne konnte Goerden nur in Ansätzen verwirklichen: die Verhältnisse, die waren nicht so für theatralische Purzelbäume. Allein das luftige Festival „Ohne alles” mit seinen Minidramen bot einen Vorschein.

Nun, am Ende seiner vorletzten Saison, konnte sich Goerden mit dem Festival „K 15 - Bretter, die die Welt verleugnen” diesen Wunsch erfüllen: So vielfältig und eigenwillig, als habe er – die Nichtverlängerung in der Tasche – nunmehr dem Experiment, dem Ungewohnten aus vollem Herzen und ohne verzagte Zugeständnisse Einlass gewährt.

Da gab's die große Form: Philip Seymour Hoffman und John Ortiz in Shakespeares „Othello” – selbst, wem die Inszenierung von Peter Sellars zu konventionell vorgekommen sein mag, wird die sonore Sprachmelodie nicht vergessen, in die Hoffman Shakespeares Verse kleidete. Andererseits spielten sich – Dramen im Kleinstformat – bei „Etiquette” zwei Zuschauer selbst ein endenwollendes Theaterstück vor, dessen Ablauf ihnen souffliert wurde. Oder die Performances vom Junge-Hunde-Festival aus dem dänischen Arhus, bei denen auch die Theaterfassade zum Spielort wurde. Nicht zu vergessen die Manga-Maskottchen mit Teletubby-Charme aus Finnland. Vieles kam ungemein körperbetont daher auf diesem Festival, das keinem Programmschema folgte. Ein festes Motto fehlte zwischen Rockmusiker-Milieu von Armin Petras und der eigenwilligen Hamlet-Episode aus Korea: Im Überraschungsmoment lag der Reiz dieses Festivals, das ja keine Tradition begründen wollte.

Dramen im Kleinstformat

Hervorragend die Eigengewächse des Schauspielhauses: Das eindringliche Tanztheater „Tropfen” des Jungen Schauspielhauses zum Medienterror – ein eindringliches Bildertheater ohne Plätscherfaktor. Oder die Band Leik Eick, die mit Ovids „Metamorphosen” und drei starken Frontfrauen als perfekte Musikalartisten brillierte.

Bleibt nur noch, das Rätsel des Festivaltitels zu lüften: K 15. Was da wie ein mysteriöser Code klingt, ist – die Adresse des Schauspielhauses: Königsallee 15.