Bedburg. Schloss Moyland richtet einen Laborraum zum Mitmachen ein. Ab dem 30. März präsentiert das Beuys-Museum am Niederrhein Archiv-Funde.

Die Tataren-Legende, nach der er schwer verwundet in Filz und Fett gewickelt einen Kampfflieger-Absturz im Zweiten Weltkrieg überlebte, war eine Erfindung – sein anhaltender Kontakt zu alten Nazis dagegen ein Faktum: Joseph Beuys (1921-1986) nahm als Freiwilliger bei der Luftwaffe am Krieg teil.

Und nicht nur das hat in den letzten Jahren die Frage aufgeworfen, wie er zum Nationalsozialismus stand, welche Einflüsse völkische Ideologien auf seinen Ideen-Kosmos hatten. Seine spätere Haltung zum Holocaust scheint aus einem (nicht realisierten) Entwurf für ein Auschwitz-Mahnmal zu sprechen. Und doch werden viele seiner Äußerungen als Belege für seine möglicherweise unzureichende Distanzierung oder sogar anhaltende Nähe zu nationalsozialistischem Gedankengut verstanden.

Der freiwillige Weltkriegs-Kampfflieger Joseph Beuys umgab sich auch nach 1945 gelegentlich mit Nazis

Das Beuys-Museum Schloss Moyland wird deshalb in seiner Dauerausstellung ab dem 30. März einen „Laborraum“ eröffnen, der auf Mitwirkung des Museumspublikums ausgerichtet ist. Im 1. Obergeschoss des Schlosses werden multimedial aufbereitete Informationen über die Jugend von Joseph Beuys, seine Zeit als Soldat und seine Beteiligung am 1957 ausgeschriebenen Wettbewerb für ein Mahnmal im ehemaligen Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau zugänglich sein.

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Das Museum Schloss Moyland besitzt nicht nur einen umfangreichen Bestand an Werken des Künstlers, sondern verfügt auch über ein einzigartiges Archiv zu Joseph Beuys. Dieser Bestand an Sammlungs- und Archivgut war die Grundlage für kritische Auseinandersetzung des Museums mit dem Thema. Im Rahmen eines Forschungs- und Museumsvolontariats, das vom NRW-Kulturministerium gefördert wurde, erarbeitete die Kunsthistorikerin Angela Steffen den Laborraum. Zu dessen Informationsangebot gehören auch Interviews mit Forschenden zu Joseph Beuys sowie mit Schüler:innen und Studierenden. 

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