Dortmund. Verachtet und getötet von den Nazis – und in der Bundesrepublik ohne Schutz. In Dortmunds Steinwache geht es um den Paragraphen 175.
Eine Ausstellung in der Dortmunder Gedenkstätte Steinwache erzählt Geschichten verfolgter homosexueller Menschen aus der NS-Zeit. Die Ausstellung „Im Namen des Volkes – §175 StGB im Wandel der Zeit“ blickt ab Freitag, 24. Januar, auf die Verfolgung homosexueller Männer und die Entwicklung der Gesetzgebung sowie persönliche Geschichten Verfolgter, wie die Stadt Dortmund am Dienstag ankündigte. Sie schlage einen Bogen über die Geschichte anti-homosexueller Gesetzgebung auf dem Gebiet der heutigen Bundesrepublik mit Fokus auf NRW.
Während der Zeit des Nationalsozialismus wurden schwule Männer in Lager deportiert, mussten Zwangsarbeit verrichten und wurden ermordet, wie es hieß. Die Überlebenden hätten nach 1945 keine Chance auf Wiedergutmachung gehabt, da der sogenannte Schwulenparagraf 175 immer noch Bestand hatte. Queere Menschen seien in Deutschland in Zeiten von Diktatur, Monarchie aber auch in der Demokratie auf Grundlage dieses Paragrafen verfolgt worden. 1969 wurden §175 und 175a erstmals liberalisiert und 1994 als Folge der deutschen Wiedervereinigung endgültig aufgehoben, erklärten die Ausstellungsmacher.
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„Gerade heute ist es wichtig, daran zu erinnern, dass demokratische Verhältnisse allein noch keinen Schutz von Menschenrechten garantieren“, sagte Paul Klammer, Geschäftsführer von SLADO, dem Dachverband der Schwulen-, Lesben-, Bisexuellen- und Transidentenvereine und -initiativen in Dortmund. Es brauche Menschen, die für die Rechte von Minderheiten eintreten. Der Verein veranstaltet die Ausstellung gemeinsam mit der Steinwache. Konzipiert wurde sie vom Kölner Centrum Schwule Geschichte. epd
Die Ausstellung in der Steinwache, Steinstraße 50, 44147 Dortmund, läuft bis Mittwoch, 30. April, und ist dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr geöffnet.