Berlin. Hübsche Agentenkomödie mit Cameron Diaz und Jamie Foxx als kreuzbrave Bürger, deren knallhartes Vorleben auffliegt: „Back in Action“.

Peter Zander

Es gehört wohl zum Heranwachsen dazu, dass man seine Eltern zumindest für eine gewisse Phase doof, spießig und peinlich findet. Und es ist eine schmerzvolle Erfahrung, die die Eltern aushalten müssen. Was aber, wenn die Eltern sich plötzlich als alles andere als langweilig herausstellen? Wenn man mit einem Mal ungeahnte Kräfte in ihnen entdeckt? Diese Erfahrung müssen die 14-jährige Alice (McKenna Robert) und der zwölf-jährige Leo (Rylan Jackson) machen. Denn ihre Eltern stehen plötzlich in der Schulkantine und zerren ihre Kinder mit sich. Weil Killer hinter ihnen her sind.

Spionage und Familie, das geht nicht zusammen. Oder doch?

Die bürgerlich-kreuzbrave Fassade von Mum Emily (Cameron Diaz) und Dad Matt (Jamie Foxx) war nämlich nur Fassade. Tatsächlich sind sie Ex-Spione, die nach einem Anschlag, bei dem sie ausgeschaltet werden sollten, untergetaucht sind und ein neues Leben begonnen haben. Mit den Kindern, die erst dann kamen.

Da ihre Scheinidentität aber nach all den Jahren aufgeflogen ist, lauern ihnen nun Horden von Killern auf. Die sie vor ihren geschockten Kindern ausknocken. Bevor sie mit ihnen nach England fliehen. Wo Alice und Leo nicht nur erfahren, dass sie eine Oma (Glenn Close) haben, die auch sehr kampferprobt ist. Sondern wo nun auch noch der britische Geheimdienst hinter ihnen her ist. Weil sie bei ihrem Abtauchen etwas mitgenommen haben, was jeder haben will.

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Spionage und Partnerschaft, das geht nicht zusammen. Davon lebten schon Komödien wie „True Lies“ oder „Knight & Day“ (auch schon mit Cameron Diaz), aber auch Thriller wie der dritte „Mission: impossible“-Film. Ist aber längst ausgereizt. Der neueste Thrill ist, wenn nun auch Kinder ins Spiel kommen. Und ins Kreuzfeuer geraten. Weil sie der wunde Punkt der schlagkräftigen Eltern sind. Das ist der Ausgangspunkt für Seth Rogens durchgeknallte Agentenkomödie „Back in Action“, die jetzt bei Netflix zu sehen ist.

Für Cameron Diaz wie für Jamie Foxx ist dieser Film schicksalhaft

Wie in einem Bond-Film gibt es erst mal einen Opener, wo Mum schon schwanger ist, trotzdem Seite an Seite mit ihrem Lover kämpft und dem die freudige Botschaft vom baldigen Nachwuchs mitten in einem Kampfeinsatz in hoher Luft beibringt. Damit ist der Maßstab gesetzt. Auch später gibt’s haarsträubende Action, während der man aber auch familiäre Konflikte mit den Kindern ausdiskutieren muss. Super-Eltern, wer beides zugleich schafft.

„Back in Action“ lebt natürlich in nicht geringem Maße davon, dass der Titel für Diaz wie für Foxx schicksalhaft ist. Weil der Film für beide ein Comeback bedeutet. Cameron Diaz hat sich mutig eine Auszeit vom Filmbusiness gegeben, um mehr für ihre Familie dazu sein. Ganze zehn Jahre lang. Eine Ewigkeit für Hollywoodverhältnisse. Die Geschichte ihrer Filmfigur Emily deckt sich da in vielem mit der eigenen. Zu ihrem ersten Film nach einer Dekade aber hat sie Jamie Foxx überredet, der in „Back in Action“ nicht nur ihren Partner spielt, sondern den Film auch produziert hat. Foxx erlitt jedoch während der Dreharbeiten einen Schlaganfall, lag im Koma und rang um sein Leben. Dass er nun wieder zurück und ganz der Alte ist, grenzt an ein Wunder. Für beide ist der Film also wirklich ein Comeback.

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Und ein schöneres kann man sich eigentlich gar nicht erhoffen. Eins, das sich beschwingt und augenzwinkernd durch ein Genre ballert und sich permanent über dessen Gesetze lustig macht. Natürlich sind Mum und Dad jugendfrei. Das heißt, sie knocken die bösen Killer nur aus. Tot sind sie nicht. Und wenn doch, sind sie nicht dafür verantwortlich.

Wie Jason Bourne - aber ohne Gedächtnisverlust

Aber ständig sind ihnen nun Verfolger auf den Fersen, sitzt ihnen auch der zwielichtige Kollege vom britischen MI6 (Andrew Scott) im Nacken, mit dem Mum wohl auch mal was hatte – vor Dad, versteht sich. Da kommt auch noch eine Portion Eifersucht ins Spiel mit. Eigentlich müsste den Kindern die ganze Zeit die Kinnlade herunterklappen. Wofür aber keine Zeit ist. Ihre Eltern waren CIA-Spione - „Wie Jason Bourne?“, staunt der Sohnemann. „Aber ohne Gedächtnisverlust“, so dar Papa.

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Back In Action
Auch Oma erweist sich als hochkarätig und kampferprobt: Gespielt wird sie von Glenn Close. © Netflix | Netflix

Und noch so eine Volte in dieser Familienkomödie: Der Sohnemann hing anfangs die ganze Zeit an seiner Spielkonsole und kriegt jetzt erstmals das richtige Leben mit. Aber gleich von seiner härtesten Sorte. Wo man nicht, wie im Videogame, einfach von vorn anfängt, wenn man raus ist. Und die Tochter steckt gerade in der schwierigen pubertären Phase, wo sie sich mit älteren Jungs einlässt und von ihnen in einen Club mitnehmen lässt, wo Minderjährige nichts zu suchen haben - und die Eltern sie dann raushauen.

„Back in Action“. Spionage als Familientherapie

Einmal reaktiviert, finden Mami und Papi aber durchaus wieder Gefallen an ihrem alten Agentenleben! Wie haben sie es noch drauf! Und wie sehr haben ihnen die Kampfeinsätze gefehlt. All das aber bringt die Familie erst richtig zusammen. Wenn sie von außen bedroht wird. Spionage also nicht als familienuntaugliches Terrain, sondern im Gegenteil, als Familientherapie! Darauf muss man erst mal kommen.

„Back in Action“, bei Netflix.