Berlin. Die Schauspieler stellten in Berlin ihre Agentenkomödie „Back in Action“ vor und erzählten uns, wie schicksalhaft der Film für sie ist.
Hollywood war mal wieder zu Gast in Berlin. Cameron Diaz und Jamie Foxx stellten im Zoo Palast ihre Agentenkomödie „Back in Action“ vor, die am 17 Januar auf Netflix startet. Die beiden spielen darin zwei untergetauchte Ex-Spione, die nun ein bürgerliches Leben führen, bis dieses auffliegt und sie sich gegen Horden von Killern wehren müssen – vor den verblüfften Augen ihrer ahnungslosen Kinder. Der Titel ist wörtlich zu nehmen: Für beide Schauspieler ist das ein Comeback: Cameron Diaz hatte sich eine zehnjährige Auszeit genommen. Und Jamie Foxx hat während der Dreharbeiten zu diesem Film einen Schlaganfall erlitten und lange um sein Leben gerungen. Wir sprachen die beiden kurz vor dem Berliner Screening im Ritz Carlton Hotel.
Hallo zusammen. Wie ist es, wieder in Berlin zu sein? Für Sie beide ist es eine Weile her ...
Jamie Foxx: Ich liebe es. Ich war damals hier in diesem Verlag mit diesem alten Fahrstuhl.
Einem Paternoster?
Foxx: Ja, genau. Ich hatte damals eine gute Zeit. Jetzt bin ich mit einer meiner Töchter hier. Meine 30-Jährige war auch schon überall. Aber die 16-Jährige ist mein treuer Begleiter. Wir ziehen einfach los. Ich nehme sie überall auf der Welt mit, lasse ihren Reisepass stempeln. Und sie liebt es hier. Und wissen Sie, warum? Wegen der Architektur. Ich kann es kaum glauben. Aber so sind die Kids heutzutage. Sie haben Zugang zu allem.
Cameron Diaz: Ich bin auch froh, wieder hier zu sein. Es ist schon eine Weile her, und wow, hier ist so viel passiert! Ich glaube, das erste Mal war ich 1996 oder 1997 in Berlin, und es ist unglaublich, wie das alles hier gewachsen ist. Ich erinnere mich, wie damals gefühlt ein Drittel der Baukräne der Welt hier gleichzeitig im Einsatz war. Man konnte in alle Richtungen schauen, und alles war voller Baukräne. Ein riesiger Wiederaufbau. Es ist wirklich cool zu sehen, wie sehr die Stadt gewachsen ist, wie alles vereint ist.
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Jamie, dürfen wir fragen, wie es Ihnen geht? Sie hatten im April 2023 einen Schlaganfall, lagen im Koma und gingen lange durch die Hölle, wie Sie das selber nannten.
Foxx: Danke der Nachfrage. Mir geht’s gut. Wirklich gut. Aber es war hart. Ich war weg, einfach komplett weg. Als ich wieder erwachte, konnte ich mich an nichts erinnern. Und dann musst du von deinen Familienmitgliedern, die das miterlebt haben, hören, wie du praktisch von ihnen gegangen bist ... Das verfolgt mich. Als hätte ich sie im Stich gelassen. Aber ich hatte großartige Ärzte, die sagten: „Du hast niemanden im Stich gelassen. Manchmal passiert so was einfach.“ Ich konnte mich auch nicht an die 67 Krankenschwestern erinnern, die mich am Leben gehalten haben. Also bin ich zurückgegangen, um mich bei ihnen zu bedanken.
Diaz: Das finde ich ganz großartig!
Foxx: Eine von ihnen nannte mich einen Fünfprozentler. Ich fragte sie, was sie damit meint. Sie sagte: „Weniger als fünf Prozent der Menschen, die mit dem, was du hattest, hierherkommen, kommen lebend wieder raus. Die meisten packen wir in einen Sarg.“ Jetzt bin ich so glücklich. Kennen Sie das, wenn man ein Foto auf dem Handy macht und dann den ersten Filter anwendet, der alles aufhellt? Genau so fühlt sich das an.
Haben Sie jetzt Ihr Leben geändert?
Foxx: Nein, es ist anders: Das Leben hat mich verändert. In allem. Die Art, wie du Dinge betrachtest. Wir hatten neulich einen Flug mit richtig heftigen Turbulenzen, alle waren panisch und riefen: „O Gott!“ Aber ich dachte: „Ja, ich war schon bei ihm.“ Es gibt Dinge, die dich nach so einer Erfahrung einfach nicht mehr aus der Ruhe bringen. Aber es verändert dich. Manchmal wirst du richtig euphorisch. Dann fällst du wieder in eine kurze Depression, so für 30 Sekunden. Aber dann geht’s wieder. Mein Manager hat mich schon mit Schläuchen im Kopf gesehen und zugeschaut, wie ich mich da durchgekämpft habe. Er sagt: „Foxx, keine schlechten Tage!“ Das ist sein Motto.
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Frau Diaz, auch für Sie ist dieser Film ein besonderer...
Diaz: Ich habe mir zehn Jahre Auszeit genommen. Ich sage immer: Es ist nicht so, dass ich wirklich nichts getan habe in diesen Jahren, aber ich habe es einfach komplett runtergefahren, verstehen Sie? Aber dann, ein Jahr nach Covid und allem, habe ich mit meinem Mann darüber gesprochen, wieder etwas zu tun, wenn sich eine Gelegenheit bietet. Dann kam Jamie mit diesem Filmprojekt. Ich sagte: „Mal sehen, ob es das Richtige für unsere Familie ist.“ Und das war es. Wir hatten eine tolle Zeit.
Wie war das, jetzt wieder vor der Kamera zu stehen?
Diaz: Das ist wie Fahrradfahren, das verlernt man nicht. Das ist Muskelgedächtnis, der Tanz bleibt derselbe. Deshalb war es ziemlich einfach, wieder einzutauchen. Aber man hat jetzt vielleicht eine andere Einstellung. Ich habe mit Jamie ja schon in zwei, nein, drei Phasen unseres Lebens zusammen gearbeitet. Und habe immer bewundert, wie er als Vater ist. Egal, was gerade passierte, ob mitten im Dreh, kurz bevor einer „Action!“ ruft – aber wenn eine seiner Töchter anruft, sagt er „Stopp“ und geht ans Telefon. Und ist dann ganz bei ihr. Ich schaue zu ihm auf, was das betrifft, und nehme mir ein Beispiel daran.
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Sie standen schon 1999 für das Sportlerdrama „An jedem verdammten Sonntag“ und zuletzt vor elf Jahren für das Filmmusical „Annie“ gemeinsam vor der Kamera. Wie war das, jetzt wieder gemeinsam zu drehen?
Foxx: Es war toll. Es hat Spaß gemacht. Und genau so sollte es sein, wenn man zurückkehrt. Wir konnten einfach da weitermachen, wo wir aufgehört haben. Wir haben Cameron das Drehbuch vorgelegt, und sie hat erst mal „Nein“ gesagt. Aber dann: Lass uns das anders, lass uns das so und so machen.
Diaz: Wir machen das einfach schon so lange. Und ich habe es immer als Privileg empfunden, Filme machen zu können. So viele Menschen auf der Welt wollen das tun und gehen nach Hollywood, um Schauspieler zu werden. Und wir dürfen das tun, schon seit so langer Zeit. Und für mich persönlich war es ein großes Geschenk, dass ich zehn Jahre Pause machen konnte und dann immer noch die Tür offen war, um zurückzukommen. Und nicht nur zurückzukommen, sondern auch auf dem Niveau, auf dem wir diesen Film mit Jamie machen konnten – mit seinem Talent, seiner Partnerschaft. Ich fühle mich deshalb wirklich sehr glücklich, privilegiert – und dankbar.
„Back in Action“ - der Titel passt damit irgendwie auf Sie beide?
Diaz: Das ist reiner Zufall. Der hat überhaupt nichts damit zu tun. Er stand schon vorher fest. Aber auch ich dachte: Ist das wirklich wahr? Sie haben den Titel nie geändert. Und das passt. Das ist wirklich wie ein Comeback für uns beide.
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Sie spielen Eltern mit einem Doppelleben, die ihre Kinder ziemlich schockieren, als sie vor deren Augen auf sie angesetzte Killer ausknocken. Würden Sie den Film mit Ihren eigenen Kindern schauen?
Foxx: Meine sind ja schon älter.
Diaz: Meine Tochter war beim Dreh mit dabei, hat aber noch nichts verstanden. Aber es ist Action, es ist Spaß. Ich liebe Action, ich bin ein physical type. Und meine Lieblingsvorstellung ist, dass Teenager diesen Film mit ihren Eltern anschauen und mitten im Film anfangen zu fragen: „Was habt ihr früher gemacht? Wer seid ihr?“
Wenn Sie ein Doppelleben führen könnten, was würde das sein?
Foxx: (überlegt lange, grinst dann und haucht ins Mikrofon): Black Bond? Yeah, ein schwarzer 007.
Diaz: Ich habe keine Ahnung. Eine Krankenschwester vielleicht. Aber ich bin so dankbar, dass ich Filme drehen darf. Hier darf ich doch in alle möglichen Rollen schlüpfen.
Noch eine ganz andere Frage. Wir alle blicken derzeit schockiert auf Hollywood. Wie lebt man damit?
Diaz: Es ist wirklich hart. Denn es ist ja noch nicht vorbei. Es geht hier nicht um uns beide. Wir erleben das gerade gemeinsam, und es gibt niemanden, der je so etwas erlebt hat. Das ist die vollständige und totale Zerstörung einer Stadt. Das bricht einem das Herz. Wir kennen persönlich Dutzende von Menschen, die ihre Häuser verloren haben. Aber es gibt so viele Tausende mehr, die wir nicht kennen. Und unser Mitgefühl gilt allen. Vor allem auch den Feuerwehrleuten, die Tag und Nacht dagegen ankämpfen.
Foxx: Es ist einfach herzzerreißend. Und wir alle haben, die ganze Stadt hat noch einen langen Weg vor sich. Die Communitys müssen wirklich zusammenhalten, um einander durch diese Zeit zu helfen.