Oberhausen/Dinslaken. Das größte deutsche Gothic-Magazin entsteht in Dinslaken – und feiert 30-jähriges Bestehen. Herausgeber Thomas Vogel erzählt, wie es dazu kam.
Auch wenn Schwarzsehen sein Job ist, hat Thomas Vogel Grund zum Strahlen: Sein Gothic-Magazin Sonic Seducer feiert 30-jähriges Bestehen. Es ist die größte Zeitschrift für die schwarze Szene in Deutschland, gegründet in Oberhausen – und aktuell produziert in Dinslaken.
Einfach mal angefangen, ein Magazin zu produzieren
Vom Fan zum Verleger wurde der Oberhausener, der mittlerweile in Hamburg lebt, weil er die Musik so liebte. Am Anfang war er Student, der sich selbst in die Materie eingearbeitet hat. „Im jugendlichen Leichtsinn hatte ich einfach mal angefangen, ein Magazin zu produzieren. Weil ich Interviews führen und CDs besprechen wollte“, erzählt er.
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Er hatte genügend Geschick, an damalige Szenegrößen wie Peter Steele von Type O Negative heranzukommen. Und eine ganze Reihe von Bands begleiten das Magazin von damals bis heute, darunter Hallenfüller wie Depeche Mode, The Sisters Of Mercy oder The Cure. „Gerade The Cure habe ich schon mit 14 gehört, sie kamen im Radio, wurden bei MTV gespielt und liefen in Clubs wie dem Old Daddy Oberhausen“, sagt er.
Live beim Release von The Cure dabei
Und als die Band um Robert Smith Anfang November dieses Jahres nach 16 Jahren ein neues Album herausbrachte, war Vogel nicht nur einer der ersten, die die Songs vorab hören durften, er war auch zum Release-Konzert in London eingeladen. „Man hatte nicht den Eindruck, dass Robert Smith heute 65 Jahre alt ist. Sie haben eine Drei-Stunden-Show gespielt, von der man sich sehr gut unterhalten gefühlt hat. Außer den neuen Songs hat die Band nicht nur weitere Hits gespielt, sondern einfach mal fünf Songs vom ,17 Seconds‘-Album von 1980. Das kann auch nicht jede Band machen: Fünf Songs von einem uralten Album, auf dem gar keine Hits drauf sind außer ,A Forest‘.“
Der Sonic Seducer hat als Magazin selbst einige Bands in Deutschland groß gemacht, angefangen bei HIM aus Finnland und deren Sänger Ville Valo. „Mit Ville Valo habe ich das erste Interview überhaupt in Deutschland geführt. Und HIM waren auf der Titelseite, als das Album ,Razorblade Romance‘ herauskam und die Single ,Join Me (in Death) auf Platz Eins ging. Das war Anfang 2000 und es war das erste Magazin, das komplett ausverkauft war.“ Vogel blickt auf ein paar solcher Erfolgsgeschichten zurück, auch bei Within Temptation, Nightwish, Evanescence und der aktuellen Titel-Band Subway To Sally (Dezember-Ausgabe) konnte er maßgeblich mit zum Erfolg der Bands in Deutschland beitragen.
Mit Lord Of The Lost weit vorn dabei
Ein aktuelles Beispiel: Lord Of The Lost aus Hamburg, die Deutschland 2023 beim Eurovision Song Contest vertreten haben, auch wenn sie beim Entscheid in Liverpool auf dem letzten Platz gelandet sind. „Ich bin nicht der Meinung, dass das der Band geschadet hat, im Gegenteil. Der letzte Platz war besser als irgendwo mittendrin. Sogar Thomas Gottschalk hat sich dann noch mal dazu geäußert. Und sie hatten ja schon vor dem ESC Alben in den Top 3, das hat sich danach nicht geändert. Mich erfüllt es mit Stolz, dass ich dazu beitragen konnte, dass die Band so erfolgreich wurde“, sagt Thomas Vogel.
30 Jahre, das bedeutet, dass das Heft bald auf 300 Ausgaben kommt, fast unglaublich für ein Magazin, dass eigentlich in einer musikalischen Nische entstanden ist.