Essen. Ruhrgebiets-Buchhändler verraten die besten Bücher zur Weihnachtszeit für kuschelige Abende – von Belletristik bis zu Kinder- und Kochbüchern.
Wir haben inhabergeführte Buchhandlungen aus dem Ruhrgebiet gefragt, welche Weihnachtslektüre sie empfehlen. Hier kommen ihre Tipps.
Jaroslav Rudiš: „Weihnachten in Prag“
„Für mich persönlich ist seit dem letzten Winter kein schöneres Weihnachtsbuch erschienen als Jaroslav Rudiš „Weihnachten in Prag“, im Luchterhand Verlag. Ein Mann zieht am Heiligabend durch die Straßen und Kneipen von Prag. Diese schöne Sprache, diese schönen Bilder von Jaromir 99. Ganz große Empfehlung.“ Ronny Ehlen (Transfer Bücher und Medien, Dortmund).
Auch für Dennis Hasemann (Schmitz. Die Buchhandlung, Essen) ist das Buch ein Weihnachts-Favorit: „Mit seinem unverkennbaren Humor und feinem Gespür für menschliche Schwächen entführt Jaroslav Rudiš in das winterliche Prag, wo Tradition auf Moderne trifft. In dieser charmanten und nachdenklichen Erzählung verwebt er skurrile tschechische Weihnachtsbräuche – vom Karpfenessen bis zu Ježíšek (dem tschechischen Christkind) – mit den Geschichten von Menschen, die sich in der Stadt der tausend Türme begegnen. Rudiš‘ besondere Fähigkeit, Tragik und Komik mühelos zu verbinden, lässt uns über Familie, Neuanfang und die kleinen Absurditäten des Lebens schmunzeln. Dabei fängt er die Magie und Widersprüchlichkeit von Weihnachten meisterhaft ein. Ein Buch, das zum Lachen, Nachdenken und Verlieben in die tschechische Weihnacht einlädt.“
Nancy Mitford: „Schöne Bescherung auf Compton Bobbin“
„Das ist schon ein älteres Buch, erstmals 1932 erschienen, aber unglaublich lustig. Es erzählt von einer Weihnachtsfeier auf Compton Bobbin. Ein Autor hat ein Drama geschrieben – voller Herzblut und Pathos. Doch die Presse feiert es als großartige Satire. Das trifft ihn hart, weil er es doch so ernst gemeint hat! Um ernst genommen zu werden, plant er eine Biografie, scheitert jedoch an der Ablehnung der Nachfahrin seiner geplanten Protagonistin. Sie ist total genervt von seinem pathetischen Stil. Doch der arme, unverstandene männliche Autor gibt nicht auf. Er findet heraus, dass er über Umwege den Sohn der Familie kennt und schleust sich als Hauslehrer in die Weihnachtsgesellschaft ein, um heimlich die Tagebücher zu lesen.“ Beate Sturmeit (Universitätsbuchhandlung Janssen, Bochum).
Arno Geiger: „Reise nach Laredo“
Schwer ruht das Haupt, das die Krone trägt, heißt es bereits bei Shakespeare in König Heinrich IV, Teil 2. Doch wer ist der Mensch, wenn er seine Krone ablegt? Diese existenzielle Frage stellt sich Kaiser Karl V. Anfang des 16. Jahrhunderts. Er herrschte über ein Reich, in dem die Sonne nicht unterging, von Spanien bis in den Orient, legte doch die Krone nieder und ging in sein Exil in Yuste in Spanien. Soweit die Historie. Der österreichische Schriftsteller Arno Geiger lässt dort eine fiktive, letzte Reise von Karl beginnen. Eine wunderbare und besten Sinne altmodische Geschichte über das Loslassen – allerbeste Lektüre für die Zeit am Ende des Jahres.“ Anja Achilles, Barbara Buchhandlung Moers.
Margit Kruse: „Stille Nacht, Schicht im Schacht“
„Ein spannender und amüsanter Weihnachtskrimi in Ruhrgebietsatmosphäre. Am Morgen des ersten Weihnachtstages findet Privatermittlerin Margareta Sommerfeld in der Wohnung ihrer Mutter deren Freundin Anni mit einer schweren Kopfverletzung. Von Waltraud keine Spur. Auf dem Wohnzimmertisch liegt ihr rotes Notizbuch. Thomas Scheffel, Hauptkommissar in Buer und Margaretas Lebenspartner, stehen wenig später auf der Matte. Wo ist Waltraud? Entführt? Margareta sucht sämtliche Personen aus dem Notizbuch auf, auch den Schamanen Hemavati. Ist Waltraud das Seminar über die Raunächte, das sie bei diesem Kerl besucht hat, zum Verhängnis geworden?“ Ayoka Weber (Buchhandlung Kape, Velbert-Langenberg).
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Alexandra Benedict: „Das mörderische Christmas Puzzle“
„Ein total schöner Weihnachtskrimi mit britischem Kleinstadt-Humor. Rätselexpertin Edie O‘Sullivan findet auf ihrer Türschwelle ein mysteriöses Päckchen: sechs Puzzleteile, die den Ausschnitt eines blutigen Tatorts zeigen. Dazu eine bedrohliche Nachricht: Wenn es Edie nicht gelingt, alle Teile zusammenzufügen und den Absender aufzuhalten, werden bis Weihnachten mindestens vier Menschen sterben.“ Max Kämper (Bücher.Bredeney, Essen).
Agatha Christie: „Hercule Poirots Weihnachten“
„Jetzt möchte Hercule Poirot endlich mal ein besinnliches Weihnachten bei Freunden verbringen, da passiert im verschneiten Dorf prompt ein Mord. Monsieur Poirot lässt sich da natürlich nicht zweimal bitten! Wer hat den alten Nachbarn nur so gehasst? Selbst für eingefleischte Christie-Kenner ist dieses kongenial gezeichnete Comic ein Vergnügen und für alle anderen, die bei aller weihnachtlichen Gemütlichkeit einen Spritzer Spannung mögen, sowieso.“ Kirsten Willeken (Tausendundein Buch, Duisburg).
Josie Silver: „Ein Winter in New York“
„Der perfekte Roman für einen gemütlichen Sonntagnachmittag mit warmen Kakao und Keksen auf dem Sofa: Iris zieht nach New York und lernt dort Gio kennen, der die Traditions-Gelateria seiner Familie führt. Doch der Betrieb steht kurz vor dem Aus, Iris könnte helfen, müsste dafür aber ein Geheimnis preisgeben, dass die beginnende Liebe zwischen den beiden gefährden könnte. Ein schön-kitschiger Liebes- und Familienroman in der weihnachtlichen Kulisse von New York mit wunderbaren Reminiszensen an Kinofilme wie Harry & Sally.“ Silvia Becker (Hilberath & Lange, Mülheim).
Stefanie Hasse und Stella Tack: „Single All the Way. A Christmas Roadtrip“
„Sie suchen einen unterhaltsamen Roman, der auf die wundervolle Weihnachtszeit einstimmt? Dann ist dieser winterliche Roadtrip das perfekt knisternde und stimmungsvoll romantische Lesevergnügen!“ (Kleine Bücherwelt, Essen).
Andrew O‘Hagan: Caledonian Road
Dieses Opus Magnum fesselt schon auf den ersten Seiten. Die Geschichte ist besser als jede Netflix-Serie. O´Hagan seziert anhand eines verzweigten Familienclans die britische Gesellschaft. Die Pandemie und der Brexit sind noch nicht überwunden. Im Zentrum steht der Intellektuelle Campbell Flynn, dem nach und nach ein junger Student, einige Verwandte und Freunde das Leben schwermachen. Verstrickungen in Politik und Wirtschaft werden zum Verhängnis. Sein etabliertes Dasein bröckelt langsam, aber stetig. O´Hagan erzählt dieses mit einer sanften und vehementen Selbstverständlichkeit, gespickt mit sarkastisch-humoristischen Formulierungen, dass das Lesen beste Unterhaltung bietet. Matthias Hintzen, Buchhandlung Hintzen, Kleve.
Stefanie Lahme: „Ein Schotte für die Feiertage“
„Lauren hat ihren Job verloren. Nachdem sie erfahren hat, dass ihre WG über Weihnachten vermietet wurde, beschließt sie, in das kleine schottische Dorf zu fahren, in dem sie früher immer Urlaub gemacht hat und in dem ihre Tante lebte, die ihr ihren kleinen Buchladen vererbt hat. 15 Jahre war Lauren nicht mehr dort, seit ihr Freund Scott sie betrogen hat. Zu ihrem Leidwesen ist Scott immer noch vor Ort und lässt ihr Herz sofort wieder höher schlagen. Lauren will eigentlich nur den Laden verkaufen und wieder verschwinden, doch sie muss sich ihrer Vergangenheit stellen. Ein romantischer Weihnachtsschmöker mit viel schottischem Flair.“
Daniela Maifrini (Humboldt-Buchhandlung, Gladbeck).
Lisa Ahland: „Das Geheimnis der Weihnachtskiste“
„Rikes Mutter Vally beschließt kurz vor Weihnachten, das Haus in Husum zu verkaufen – der Ort, der so viele Erinnerungen an Rikes verstorbenen Vater birgt. Statt die Adventszeit wie geplant mit ihren Kindern in Hamburg zu genießen, reist Rike widerwillig nach Husum, um beim chaotischen Ausräumen zu helfen. Doch inmitten des Trubels bringt ein Aushilfsjob im Husumer Weihnachtsmuseum frischen Wind: Rike trifft ihren Jugendschwarm Jasper wieder und stößt auf eine geheimnisvolle Weihnachtskiste, die ihr Leben zu verändern scheint. Das Buch ist ideal für Momente, in denen man sich vielleicht nicht so gut fühlt, wenn man mal nicht weiter weiß oder eine neue Orientierung im Leben sucht. Gleichzeitig macht es eine wunderbare weihnachtliche Stimmung.“ Birgit Rünker (Bücherträume, Mülheim).
Elif Shafak: Am Himmel die Flüsse
Was ich aus diesem Jahr sehr empfehlen kann, ist das Buch „Am Himmel die Flüsse“ von Elif Shafak. In diesem Roman gibt es drei Erzählstränge. Es geht um das London der Jetztzeit, um London im 19. Jahrhundert und es erzählt die Geschichte einer jesidischen Familie in der Türkei. In allen Geschichten geht es um Heimat und Heimatverlust und es so schön geschrieben, dass man davon sofort eingefangen wird, Eva Korn, Buchhandlung Korn, Wesel und Dinslaken.
Tracy Chevalier: „Das Geheimnis der Glasmacherin“
„Das Glas aus Murano gehört seit Jahrhunderten zu den begehrten Luxusgütern der Welt. Tracy Chevalier nimmt uns mit auf eine Reise die von 1486 bis 2019 dauert, und auf der wir die Familie Rosso - besonders die Tochter Orsola begleiten. Mit dem Tod des Vaters verliert die Familie den exzellenten Chef ihrer Glasmanufaktur, der nachfolgende Sohn ist nur mäßig talentiert. Tochter Orsola trägt mit der Herstellung von Glasperlen zum Familieneinkommen bei, sie versucht, ihr Leben selbst zu bestimmen und die Familie durch allerlei Unwägbarkeiten zu führen. Wir begleiten durch einen interessanten literarischen Kunstgriff stets dieselben Personen der Familie über fünf Jahrhunderte, in denen von der Pest über Napoleon bis hin zu Touristenmassen Vieles auf Venedig einstürmt. Ein spannendes Buch über eine schillernde Familie, ein faszinierendes Handwerk und einen der schönsten Orte der Welt.“ Kirsten Wegerhoff (Humboldt-Buchhandlung, Gladbeck).
„Weihnachtliches“, gelesen von Harry Rowohlt
Für alle, die das Buch zwischendurch gerne beiseitelegen und stattdessen die Kopfhörer aufsetzen, hat Arndt Wiebus (Wiebus Buchhandlung, Oberhausen) einen besonderen Tipp: „Der bedeutendste Literaturbär der Buchstabenwelt ist zwar jetzt bald zehn Jahre leider nicht mehr unter uns, andererseits kann man alle Jahre wieder sein wohliges Brummen in die Gehörgänge lassen“, „auf 2 CDs gibt er solches zum Allerbesten: Texte von Sedaris, David Lodge, Kavanagh und anderen. Beglückende 108 Minuten besinnungslose Texte zum Fest.“
„Astrid Lindgrens Kochbuch: So schmeckt mein Weihnachten“
„Unglaublich schöne Bilder, Zeichnungen und natürlich Lindgrens nostalgische Geschichten passend zu den Rezepten.“ Elisabeth Röttsches (Koethers & Röttsches, Herne). Das Kochbuch wird auch von Hannelore Simon (Altstadt-Buchhandlung, Essen) empfohlen: „Bei Lindgrens zu Gast, vom 1. Advent bis St.-Knuts-Tag. Weihnachts-Erinnerungen aus der Familie, Kulinarisches sowie Geschichten aus Bullerbü und Umgebung, liebevoll illustriert.“
Brigitte Weninger und Julie Wintz-Litty: „Stille Nacht. Ein Lied geht um die Welt“
„Über zwei Milliarden Menschen auf der ganzen Welt singen am Heiligabend das Lied „Stille Nacht“, und die Unesco erklärte das Lied bereits zum immateriellen Kulturerbe. Im Bilderbuch „Stille Nacht. Ein Lied geht um die Welt“ erzählt Brigitte Weninger nun die berührende Geschichte seiner Entstehung und Uraufführung im Hungerwinter 1818 in einer Kirche an der deutsch-österreichischen Grenze. Seit das Buch 2018 erschien, ist es für mich eines der gelungensten Weihnachtsbücher für die ganze Familie. Bereits die wunderschönen Illustrationen in zarten Farben lassen echte Weihnachtsstimmung aufkommen.“ Helen Schirrmeister (Buchhandlung Schirrmeister, Essen).
Sven Nordqvist: „Morgen, Findus, wird‘s was geben“
„Das Buch über den alten Pettersson und seinen Kater Findus, die auf den Weihnachtsmann warten, verzaubert Groß und Klein“ Marion & Johanna Leibecke (Proust, Essen).
Janosch: „Wondrak und seine Freunde feiern Weihnachten“
„Das gehört für mich in jedes Familienbücherregal. Wunderbare und herzliche Weihnachtsgeschichten für alle, die Janoschs Humor mögen und eine schöne, unterhaltsame Weihnachtszeit mit Wondrak, Günter Kastenfrosch und der Tigerente verbringen wollen“, Annemarie Platzer (Platzer, Essen).
Ulrich Schneider: „Krise“
Die Bundesrepublik steht mit Corona, Energiekrise und explodierenden Lebenshaltungskosten vor der größten Herausforderung ihrer Geschichte. Bis dahin unvorstellbare Summen wurden in zahllosen Entlastungspaketen für Wirtschaft und Bürgerinnen ausgegeben. Und doch gelang es nicht, diese Gesellschaft in ihrer Krise zusammenzuhalten. In seinem Buch „Krise“ nimmt Ulrich Schneider nimmt eine schonungslose Abrechnung mit der Krisenpolitik von Großer Koalition und Ampel vor: Warum waren unsere Regierungen nicht zu einem solidarischen und zielgenauen Krisenmanagement fähig? Welche Rolle spielen die Abgeordneten? Welche Rolle spielt die Armutslobby aus Gewerkschaften und Sozialverbänden? Und warum ist es so schwierig, eine Bewegung gegen die Armut zu initiieren? Am 9. Dezember stellt er es bei uns in der Buchhandlung persönlich vor. Eine meiner Empfehlungen für Weihnachten und das kommende Wahljahr, Peter Seifert, Buchhandlung BiBaBuZe, Düsseldorf.
Emilia Dziubak: „Ein Jahr im Wald“
Für die Kleinsten hat Viola Neher (Lehmkul Buchhandlung am Markt, Witten) eine echte Herzensempfehlung: In diesem Bilderbuch von Emilia Dziubak kann man den Wald und seine Bewohner im Lauf des Jahres entdecken. „Ein tolles Wimmelbuch, das nie langweilig wird“, schwärmt die Buchhändlerin.