Bochum. Die Bochumer Studentin Celine Nadolny rezensiert Finanzbücher. Damit hat sie es nun auf die Forbes-Liste „30-unter-30“ geschafft.
- Die Bochumer Studentin Celine Nadolny hat mehr als 600 Bücher rund ums Thema Finanzen gelesen.
- Die Sachbücher rezensiert sie auf ihrem Blog „Book of Finance“.
- Ihr Blog wurde bereits mehrfach ausgezeichnet, nun hat es die 25-Jährige mit ihrer Arbeit auch auf die Forbes-Liste „30 unter 30“ geschafft.
Noch bevor sie 35 Jahre alt wird, ist sie Millionärin. Davon ist Celine Nadolny überzeugt. 656 Bücher rund ums Thema Finanzen hat die 25-Jährige bereits gelesen – und sich so genug Wissen angeeignet, um ihr Ziel von der finanziellen Freiheit zu erreichen, sagt sie.
Die Bücher, die ihr dabei besonders hilfreich erscheinen, stellt sie auf ihrem Finanzblog „Book of Finance“ sowie auf dem gleichnamigen Instagram-Account vor.
Bochumer Studentin liest schon mit 16 Jahren Finanzbücher
Dort teilt sie jede Woche zwei Rezensionen mit ihren mehr als 60.000 Followerinnen und Followern, um ihnen im „Sachbuch-Dschungel“ Orientierung zu bieten. „Tatsächlich habe ich mein ganzes Leben schon viel gelesen“, sagt Celine, die in Recklinghausen lebt und an der FOM Hochschule in Bochum „Business Administration“ studiert.
Allerdings interessierte sie sich eher für Krimis und Liebesgeschichten – bis sie mit 16 Jahren ihr erstes Finanzbuch geschenkt bekam. Ein Klassiker: „Rich Dad, Poor Dad“ (Reicher Vater, Armer Vater) von Robert Toru Kiyosaki.
Jungen Menschen mangelt es an Finanzwissen
Der US-amerikanischen Geschäftsmann und Autor habe ihr gezeigt, dass wir uns alle irgendwann mit unseren Finanzen auseinandersetzen müssen, „ob wir wollen oder nicht.“ Allerdings haben junge Erwachsene immer weniger Ahnung von allem, was mit Geld zu tun hat.
Laut „SCHUFA Jugend-Finanzmonitor 2021“ bewerten knapp 40 Prozent der 16- bis 25-Jährigen ihr Finanzwissen mit den Schulnoten vier bis sechs. In den Vorjahren waren es lediglich um die 30 Prozent.
Studie zeigt: Finanzwissen unter Schülern immer geringer
Unterrichtsausfall und längere Phasen des Homeschoolings während der Corona-Pandemiehaben die Wissenslücken verstärkt: Wusste vor drei Jahren noch ein Viertel der für die Jugendstudie des Bankenverbandes befragten Schülerinnen und Schüler nicht, was eine Aktie ist, mussten bei dieser Frage im vergangenen Jahr knapp 40 Prozent passen.
Celine bat ihren Vater bereits mit 16 Jahren, ein Depot für sie zu eröffnen. Sie begann, „allerlei Dinge an den Kapitalmärkten“ auszuprobieren, erinnert sie sich: „Vieles davon war in der Rückschau schon ziemlich naiv und spekulativ, aber ich befand mich eben in einem Lernprozess.
Dubiose Finanzgurus in den sozialen Netzwerken
Damals wusste ich auch noch nicht genug, um beurteilen zu können, was aus den Bücher Hand und Fuß hat und was eben vielmehr übertriebene Selbstinszenierung und Wunschdenken ist.“ Ob Finanzguru, Money Coach oder Investment-Profi: Auch in den sozialen Medien tummeln sich mittlerweile tausende selbst ernannte Experten und Expertinnen.
Sie protzen mit ihrem vermeintlichen Reichtum, empfehlen dubiose Finanzprodukte oder bewerben Online-Kurse mit dem Versprechen, anderen in kurzer Zeit zu viel Geld zu verhelfen. Celine versuche, sich von „solchen Selbstdarstellern und Abzockern“ bewusst abzugrenzen, indem sie klarstellt, nicht den Lauf der Kapitalmärkte vorhersehen zu können und indem sie zeigt, dass auch sie sich immer weiterbilden muss.
Bochumer Finanz-Bloggerin erlebt Sexismus
Sie selbst erlebt im Netz nicht nur Zuspruch für ihre Arbeit, sondern war bereits vielen Anfeindungen ausgesetzt. Sexistische Beleidigungen wie etwa „Was will mir das kleine Blondchen schon über Finanzen erzählen?“ habe sie oft lesen müssen.
„Man hat es mir nicht einmal zugetraut, dass ich solche Bücher überhaupt lese, geschweige denn verstehen könnte. Mein gesamter Erfolg wäre nur von meinem Vater finanziert und auch hinter meinen Texten muss eigentlich ein Mann stehen, denn eine Frau wäre zu sowas natürlich nicht fähig“, erzählt sie.
Bochumer Finanz-Influencerin kritisiert fehlende Finanzbildung in Schulen
Die Kritik gehe dabei zunehmend von anderen Frauen aus, die sich ebenfalls in der Branche profilieren wollen: „Ich persönlich bekomme von dieser Seite deutlich mehr Gegenwind als von den ,bösen alten weißen Männern’.“
Was Celine ebenfalls besonders kritisch sieht, ist, dass ihrer Erfahrung nach die meisten jungen Menschen nicht in der Schule, sondern auf Instagram oder TikTok das erste Mal mit Aktien, Fonds & Co. in Berührung kommen – und so leicht in die Fänge von angeblichen Expertinnen und Experten geraten. „Es schockiert mich auch ein wenig, dass ich weder in der Schule und selbst in der Hochschule später nichts zu privaten Finanz- und Steuerthemen vermittelt bekommen habe“, sagt sie.
Rekord: 1,5 Millionen junge Menschen investieren in Aktien
Dabei stößt das Thema Finanzen generell auf wachsendes Interesse. So hatten im vergangenen Jahr laut Deutschem Aktieninstitut rund 1,5 Millionen Menschen unter 30 Jahren Aktien oder Fonds, ein neuer Rekordwert.
Celine glaubt, dass das auch damit zu tun hat, dass viele junge Menschen heutzutage um ihre Rente fürchten. „Wenn wir mal alt sind, bekommen wir sowieso keine Rente mehr“: Diesen Satz hört man von Berufseinsteigerinnen und -einsteigern immer häufiger.
Viele junge Menschen fürchten Altersarmut
Tatsächlich liegt das Rentenniveau, das die Höhe der Standardrente im Verhältnis zum Durchschnittslohn misst, derzeit noch bei gut 48 Prozent. Bis 2034 jedoch könnte es auf 46 Prozent sinken, heißt es von der Bundesregierung.
Ein Grund dafür ist der Eintritt der geburtenstarken Jahrgänge, der sogenannten Babyboomer-Generation, ins Rentenalter. Dadurch dürften die Renten weniger stark steigen als die Löhne. Unterm Strich werden die kommenden Generationen daher weniger Geld bekommen, um das Leben im Alter zu bestreiten.
Bochumer Finanz-Expertin: „Wir müssen privat vorsorgen“
„Für junge Menschen von heute heißt das konkret: Wir müssen privat vorsorgen, um nicht in Altersarmut zu geraten und erst recht, um unseren Lebensstandard im Alter erhalten zu können“, warnt Celine.
Sie hat sich mittlerweile mit ihrem Blog, der mehrfach ausgezeichnet wurde, selbstständig gemacht und investiert mehr als die Hälfte ihrer Einnahmen mittels sogenannter ETFs („Exchange Traded Fund”) in ein Weltportfolio – und setzt darauf, so vom Zinseszinseffekt profitieren und ihr Kapital vermehren zu können.
Bochumer Studentin träumt von finanzieller Freiheit
Ihr gehe es dabei allerdings nicht in erster Linie darum, die Millionen auf dem Kontostand zu knacken. Ihr eigentliches Ziel sei die finanzielle Freiheit, also „Entscheidungen vollkommen frei von Ort, Zeit und anderen Personen“ treffen zu können und ihren „Lebensträumen nachgehen“ zu können.
Einen dieser großen Träume konnte Celine sich bereits jetzt erfüllen, zurzeit ist sie mit ihrem Partner auf Weltreise. Ob in Skandinavien, beim Roadtrip durch die USA oder auf den Malediven: Die Finanzbücher hat sie immer mit im Gepäck.
Buch-Tipps für Einsteiger von Celine Nadolny
1. Der reichste Mann von Babylon von George S. Clason wird nicht zu Unrecht als Klassiker und Ratgeber zum Verständnis finanzieller Zusammenhänge bezeichnet.
2. Souverän investieren für Einsteiger. Wie Sie mit ETFs ein Vermögen bilden von Gerd Kommer, um den Einstieg an der Börse zu meistern und von vornherein Finanzwissen von Finanzentertainment trennen zu können.
3. Arbeitnehmer Scout (m/w/d) von der DATEV eG (Ausgabe 2022/23), um anschließend mal all die eigenen Versicherungen durchzugehen und zu lernen, was man wirklich braucht und was eben auch nicht.