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Mit diesem Film ist Juan Jose´Campanella ein kleines Kinoereignis gelungen: Der argentinische Oscar-Gewinner „In ihren Augen“ ist reich an Handlungsfäden, Schicksalen und Emotionen.
Bei der Oscar-Verleihung in diesem Jahr war es der Film, den keiner kannte. Noch schlimmer: Es war der Film, der den Siegeszug von Michael Hanekes „Das weiße Band” bei den Academy Awards abrupt ausbremste. Ab heute endlich lernen wir die argentinische Produktion „In ihren Augen” von Juan Jose´ Campanella auch in unseren Kinos kennen – und können die Wahl der Jury durchaus nachvollziehen.
Die Macht der Bilder
Campanellas Film verquickt einen Thriller mit der politischen Lage im Argentinien der 1970-er Jahre und einer zarten, lange Zeit unerfüllt blei-benden Liebesgeschichte. Gleichzeitig aber ist dies auch eine Beschäftigung mit dem Kino selbst, mit der Macht der Bilder und dem, was Augen verraten können.
Die Hauptfigur, der Kriminalbeamte Benjamin Espósito (Ricardo Darin), entlarvt den Vergewaltiger und brutalen Mörder einer jungen Frau schließlich allein durch das Betrachten eines Fotos, auf dem der vermeintliche Täter das spätere Opfer geradezu obsessiv betrachtet. Parallel dazu kann auch der Zuschauer aus den Bildern des Films lesen, denn die Blicke, die Espósito seiner Vorgesetzten Irene (Soledad Villamil) schenkt, künden von einer unter Verschluss gehaltenen Liebe.
Falsche Richtungen
In kunstvoll verzahnten Rückblenden erzählt der Film von falschen Richtungen im Leben und von der Verlorenheit, die daraus entstehen kann. Er zeigt aber auch, dass selbst eine ausgelebte Liebe wie die zwischen dem späteren Opfer und seinem gebrochenen Ehemann am Ende kein Schutzwall sein kann. „In ihren Augen” ist so reich an Handlungsfäden, Schicksalen und Emotionen, dass man von einem Kinoereignis sprechen möchte.