Bochum.
Der Melez-Express erkundet das Revier und seine Bewohner, verbindet Menschen, Kulturen, Generationen und Städte. Die Premierenfahrt des Sonderzuges der Begegnungen.
In Bochum steigt Albert Liebl aus dem Sonderzug – und muss sich erstmal mit einer Pizza vom Bahnhofsbäcker trösten. Nein, zufrieden ist er nicht mit seiner Performance auf der ersten Tour des „Melez“-Expresses, der mit viel politischer und kultureller Prominenz auf die Reise geschickt wurde – die Ruhr.2010-Intendanten, der Landesverkehrsminister und viele weitere Fahrgäste waren an Bord.
Folglich fand das, wofür Melez steht – Begegnung nämlich – in den Wagen und unter den Menschen so intensiv und im Gespräch statt, dass Albert Liebl und seine Mannschaft von „Schauplatz International“ ein wenig unter die Räder kamen.
Dabei ist das Projekt durchaus charmant: Der Zug rollte mit seinen goldenen und türkisfarbenen Waggons auch auf Strecken, die sonst kein Personenzug befährt – und der Blick in die Hinterhöfe des Reviers wird bei der Führung unter dem schönen zweisprachigen Titel „ Landscapes of Glory – beautiful moments, but schnell vorbei“ zum Ereignis.
Die Muße des Reisens
Immer wieder rennt ein Läufer mit weißer Fahne vorbei, dort sitzt eine Frau und spielt Hackbrett im typischen Gleisdreiecks-Dschungel, auf einem leeren Parkplatz ist ein riesiges Himmel-und-Hölle-Spiel aufgemalt und neben einem alten Malakowturm bereitet jemand ein Picknick vor – für wen auch immer. Doch für den Blick nach draußen und die Muße des Reisens hatte kaum einer offene Augen und Ohren.
Der Einbruch des Außergewöhnlichen in den Alltag – das ist eines der Motive, mit denen Melez-Touren spielen und das schon bei der Eröffnung deutlich wurde, wo im Duisburger Hauptbahnhof fröhliche Musik mit Balkanflair die Verspätungsdurchsagen übertönte und eine Sängerin zu Alphornklängen ein Seemannslied anstimmt: Das lässt Fußballfans innehalten, stoppt Flaschensammler beim Griff in den Abfalleimer und sorgt für verdrehte Köpfe bei vielen Reisenden.
Die Bahn als verbindendes Element zwischen Zugreisenden und Zugereisten, das Spiel mit Begegnungen im Waggon, das Miteinander der Kulturen – alles dies will der Melezexpress miteinander verbinden. Die Wagen sind dafür entweder blendend weiß oder orientalisch geschmückt – der Sicherheit geschuldet darf man leider den leergeräumten fünften Wagen, in dem man sonst tanzen könnte, während der Fahrt nicht betreten – weil man sich sonst an der nächsten Weiche hart stoßen könnte. Was angesichts von knubbelvollen Gesellschaftswagen in so manchem Weinsonderzug Richtung Mosel nicht recht überzeugen kann.