Duisburg. .
Lokführer Erkan Esen war ein gefragter Mann. Der 36-jährige Gelsenkirchener, seit 2003 bei DB Regio beschäftigt, stand bei der Jungfernfahrt des Melez-Zuges an den Schalthebeln.
Fahrt frei für das letzte Viertel im Kulturhauptstadtjahr, in dem die kulturelle Vielfalt des Ruhrgebiets im Mittelpunkt steht. Anlässlich des Promi-Auflaufs am Sonntag auf Gleis 9 im Hauptbahnhof – darunter NRW-Verkehrsminister Harry K. Voigtsberger und Bahnchef Rüdiger Grube – war auch die Kamera-Dichte groß. Esen blieb gelassen. Eigentlich sei er blond, das schwarze Haar komme vom Kohlenstaub, scherzte er „Ruhri“-typisch.
Seltsamer war da schon, was die Bahnhofsgäste vor der Einfahrt erwartete. „La paloma ohe“ klang das Hans-Albers-Lied durch die Bahnhofshalle – gesungen von einer Frau in Begleitung zweier Alphorn-, eines Akkordeon- und eines Posaunen-Spielers. Auf dem Bahnsteig Tango und Trommeln, die zur Begrüßung des gold-türkisfarbenen Zuges immer lauter wurden. 60 Bahn-Auszubildende hatten die Lok 143 und die fünf Waggons in eine rollende Bühne verwandelt.
2010-Freiwillige in Melez-T-Shirts verteilten kleine Tütchen mit Studentenfutter und Brezeln ans staunende Publikum, während Ruhr-2010-Chef Fritz Pleitgen (am Wochenende in Duisburg im Dauereinsatz) aus dem „Tag der deutschen Einheit“ den „Tag der deutschen Vielheit“ machte. Voigtsberger nannte den Melez-Zug, der mit mehr als 70 Veranstaltungen im Ruhrgebiet unterwegs ist, „vielleicht den Höhepunkt des Kulturhauptstadtjahrs“. Und Grube als Chef des wichtigen 2010-Sponsors Bahn – und zurzeit wegen Stuttgart stark unter Druck – versuchte, Punkte für sein Unternehmen zu sammeln: „Wir wollen auch eine sympathische Bahn sein.“
„Wir wollen fragen, forschen und feiern mit künstlerischen Mitteln“, sagte Asli Sevindim, künstlerische Direktorin von Ruhr 2010. Das Ruhrgebiet sei vielen Menschen aus Süd- und Südosteuropa eine Heimat geworden. Die Frage laute nicht mehr Woher? sondern Wohin?. Es gelte, eine gemeinsame Reise anzutreten.
Info: www.ruhr2010.de/melez.