Essen. .
„Melez“, das Festival der kulturellen Vielfalt, bekommt im Kulturhauptstadt-Jahr einen eigenen Zug. Der wird - voll mit Kultur - durchs Revier fahren - und ein Symbol sein für Migration, sagt Asli Sevindim, künstlerische Direktorin von Ruhr.2010.
Eigentlich hätte die Bahn sagen müssen: „Seid ihr verrückt?“ So denkt man sie sich, die Bahn. Sie kann aber auch anders; die Bahn kann auch Kultur. Ein Herzblutprojekt und eine Herausforderung nennt Dieter Harder, DB-Projektleiter, den wundersamen Zug, der von Azubis mit Musikanlagen ausgerüstet und angemalt wird: in Gold und Türkis. „Melez“ steht darauf, das türkische Wort für Mischung.
Melez, das Festival wurde 2005 gegründet, als Ausblick auf die Kulturhauptstadt; ein Festival der kulturellen Vielfalt. Melez, der Zug soll ein Symbol sein für Migration, sagt Asli Sevindim, künstlerische Direktorin von Ruhr 2010: „Es geht um Reisen und Ankommen. Und Bahnhöfe sind ganz wichtige Orte für Migranten.“ Harder fügt hinzu, dass die Bahn die zahlreichen Migranten unter ihren Mitarbeiter ansprechen will.
„Es geht um Reisen und Ankommen“
Melez, der Zug, das sind: ein Bühnenwagen, aus dem ein paar Sitzreihen ausgebaut wurden, für, eben: eine Minibühne. Der Orientwagen, in dem schon das Stahlgerüst fürs Klavier montiert ist. Der Weiße Wagen, auch „Das weiße Blatt Papier“ genannt: Der Reisende ist freundlich gebeten, Polster und Wände zu bemalen. Der Multimedia-Wagen, in dem Videos gedreht werden. Und der Clubwagen: zum Tanzen. In allen Wagen wird diskutiert, gespielt, lesen Dichter, ein Format mit dem Titel „’tschuldigung, ist hier noch frei?“ lädt Menschen ein, ihre „Heimatgeschichten“ zu erzählen; man kann sich dazusetzen, zuhören, etwas lernen nicht nur über das Ruhrgebiet.
Vom 3. bis 28. Oktober gibt es an 15 Tagen je zwei bis drei Fahrten für 250 Reisende, vor allem über die Revier-Nordroute; Strecken für den Güterverkehr werden einbezogen, auch die Privatstrecke auf Zollverein. Der Zug hält unter anderem in Duisburg, Mülheim, Essen, Dortmund, Oberhausen und Bochum, hier setzt sich das Kulturprogramm für alle Reisenden fort auf Bahnsteigen und in Bahnhofshallen. Fahrplan und Programm kommen im September, bis dahin muss die logistische Aufgabe gelöst sein, die Sonderfahrten in den normalen Fahrbetrieb einzuflechten. Im September be-ginnt auch der Vorverkauf.
Am Samstag aber ist der Zug zum ersten Mal zu sehen: bei der Extraschicht in Essen. Ab 18 Uhr gibt es ein Unterhaltungsprogramm beim DB-Instandhaltungswerk an der Schederhofstraße 56; Besucher können das Werk besichtigen. Und Melez, den Zug gucken.