Düsseldorf. Die Rheinoper hob ein neues Auftragswerk Manfred Trojahns aus der Taufe. Es geht um eine alte Liebe. Jetzt war die Uraufführung in Düsseldorf.
Suggestive Einblicke in beklemmende, musikalisch sanft eingebettete Seelenlandschaften prägen die neueste Oper von Manfred Trojahn. Seine „Septembersonate“ wurde jetzt im Düsseldorfer Opernhaus aus der Taufe gehoben.
Dem anderthalbstündigen Werk liegt eine über 100 Jahre alte Erzählung von Henry James zugrunde. Wie in dessen von Benjamin Britten genial vertonter Novelle „The Turn of the Screw“ und Edgar Allan Poes von Debussy verarbeiteter Erzählung vom House Usher bildet ein mit dunklen Kindheitserinnerungen verbundenes Elternhaus der Protagonisten das psychische Magnetfeld.
Eindrucksvolle, ins nichts führende Treppenkonstruktionen von Kostüm- und Bühnenbildnerin Heike Scheele, mitunter von verwinkelten Escher-Architekturen inspirierten Videoeinblendungen ergänzt, setzen einen effektvollen Kontrast zur eher kammermusikalisch intimen Anlage der Oper, die mit vier Solisten und einem 15-köpfigen, auf Violinen verzichtenden Instrumentalensemble auskommt.
„Septembersonate“: Osbert ist zur Liaison bereit, Ellice nicht
Die Handlung in Kürze: Der erfolgreiche Schriftsteller Osbert Brydon kehrt nach langer Zeit in sein Elternhaus zurück, um Erbangelegenheiten zu ordnen und trifft auf seine Jugendgefährtin Ellice Staverton, die als Schauspielerin Karriere machte. Zu einer Liebesbeziehung kam es damals nicht. Jetzt beschäftigt beide die Frage, wie sich ihr Leben entwickelt hätte, wenn man damals die Charakter- und Seelendisposition der Partner, aber auch die eigene, so differenziert ge- und erkannt hätte wie nach der langen Abwesenheit. Osbert wäre zu einer Liaison bereit, Ellice nicht. Das Ende bleibt offen und Regisseur Johannes Erath lässt es auch offen.
Schemenhaft sehen wir Osbert versunken an der Schreibmaschine. Ungewiss, ob er noch lebt. Mit einer raffinierten Videoeinblendung sehen wir die beiden als Zuschauer nach einer Aufführung des Stücks durch das Düsseldorfer Opernhaus irren. War alles nur ein Traum oder ein Schauspiel?
Manred Trojahn ist einer der erfolgreichsten lebenden Opernkomponisten
Manfred Trojahn, mittlerweile 74 Jahre alt, einer der erfolgreichsten lebenden Opernkomponisten, hat sich im Laufe der Zeit immer stärker von handlungsaktiven Stoffen gelöst und kleiner dimensionierten, psychologischen Stoffen zugewandt. Auch seine Musiksprache wirkt konzentrierter und reduzierter. Orchestrale Opulenz ist filigranen, oft schlicht, aber wirkungsvoll instrumentierten Strukturen gewichen.
Seine ohnehin stets moderat moderne Ästhetik nimmt bisweilen verführerisch wohlklingende Facetten an, die bis zu Zitaten aus Richard Strauss „Arabella“ reichen. So anspruchsvoll die Hauptrollen auch für die Sänger gestrickt sind. Selbst die umfangreiche Partie des Osbert ist sängerfreundlich angelegt. Und Holger Falk mit seinem hellen, flexiblen Bariton bleibt der Rolle nichts an feinsten Differenzierungen schuldig. Ebenso wenig die überragende Sänger-Darstellerin Juliane Banse als Ellice.
Osberts Gewissen gibt Roman Horn markante Akzente und Susan Maclean ergänzt das Quartett als Haushälterin verlässlich. Vitali Alekseenok am Pult der Düsseldorfer Symphoniker kitzelt eine Menge an Spannung und klanglicher Farbigkeit aus der Partitur.
>>> Die nächsten Termine <<<
Spieldauer: ca. 90 Minuten, keine Pause.
Die nächsten Aufführungen im Opernhaus Düsseldorf: am 9., 14. und 29. Dezember sowie am 3., 14. und 27. Januar.
Alle Informationen stehen im Internet: www.operamrhein.de