Duisburg. Höhepunkte beim Philharmonischen Konzert in der Mercatorhalle waren nicht die Werke der legendären Komponisten, sondern Musik aus der Gegenwart.
Es ist schon ungewöhnlich, wenn ein zeitgenössisches Werk beim Publikum auf stärkere Zustimmung und Begeisterung stößt als leichter verdauliche Kost aus dem 19. Jahrhundert. Das gelang jetzt Manfred Trojahn mit seiner 5. Symphonie im Rahmen des 10. Philharmonischen Konzerts in der gut, wenn auch nicht sehr gut gefüllten Mercatorhalle. Die Reaktionen auf Richard Wagners „Faust“-Ouvertüre und eine Symphonie von Wagners Lehrer Christian Gottlieb Müller fielen deutlich zurückhaltender aus.
Dass Müller als einst hoch geachteter, mittlerweile jedoch völlig vergessener Komponist mit seiner 3. Symphonie in c-Moll Eingang in das Programm finden konnte, ist dem Projekt „Call for Music“ zu verdanken. Die Duisburger Philharmoniker hatten in diesem Rahmen alle Musikfreunde dazu aufgerufen, aufführungswürdige Raritäten vorzuschlagen. Müllers 1835 entstandene Symphonie gefällt tatsächlich durch ihren Charme im stilistischen Umkreis von Mendelssohn und eine perfekte Orchestrierung. Eine Fähigkeit, die auch von seinem Schüler Robert Schumann fast überschwänglich gelobt wurde.
Interpretation durch Duisburger Philharmoniker wirkt glatt und stromlinienförmig
Die Interpretation durch die Duisburger Philharmoniker unter Leitung ihres Chefdirigenten Axel Kober wirkt allerdings etwas glatt und stromlinienförmig. Die melodischen und klanglichen Finessen des Werks lassen sich durchaus differenzierter ausführen.
Allerdings nahm zuvor das Einstudieren der 5. Symphonie von Trojahn einen großen Teil der Probenzeit in Anspruch. Ein 35-minütiger Koloss für ein sehr großes Orchester, der in seiner Komplexität höchste Anforderungen an die Konzentration und Spielfertigkeit der Musiker stellt.
Trojahn komponiert auf der Höhe der Zeit, legt es aber nie auf abschreckende Extreme oder Provokationen an. Seine Musik bleibt auf dem Boden ästhetischer Sinnlichkeit. Spannende Entwicklungen und Steigerungen, ein schillernder Kosmos in 1000 Klangfarben, energiereiche Vitalität und in gleichem Maß zerbrechliche Sensibilität prägen das 2004 von den Münchner Philharmonikern uraufgeführte Werk. Es ist zugleich ein faszinierender Beweis für die Tatsache, dass Trojahns Orchestermusik der Musik seiner erfolgreichen Opern ebenbürtig ist.
Manfred Trojahns Orchestermusik ist seinen Opern ebenbürtig
Kober und die Philharmoniker bringen die Vorzüge der Partitur nahezu ideal zum Klingen. Sowohl in den filigranen klanglichen Farbmischungen als auch im Gesamtaufriss. Für das Orchester ist Trojahn, nicht zuletzt durch die Aufführung seiner Oper „Was ihr wollt“ vor 20 Jahren, kein Unbekannter. Vor allem in der Amtszeit von Jonathan Darlington tauchte die Musik des langjährigen Kompositionsprofessors der Düsseldorfer Robert-Schumann-Hochschule mehrfach in den Programmen der Duisburger Philharmoniker auf. Und für die nächsten Jahre ist eine enge Zusammenarbeit mit dem 73-jährigen Komponisten geplant. Im Gespräch sind unter anderem die Aufführung seines Violinkonzerts und möglicherweise sogar ein großes Auftragswerk.
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Richard Wagners selten zu hörende „Faust“-Ouvertüre eröffnet den Abend. Mit der gewohnten Versiertheit des Wagner-kundigen Dirigenten, die allerdings nicht darüber hinwegtäuschen kann, dass das Werk nicht zu den stärksten Eingebungen des Komponisten zählt.
Höflicher Beifall für Wagner und Müller, lang anhaltender Beifall für Trojahns brillante Symphonie und ihre kongeniale Ausführung.