Neu im Kino: Eine missglückte Horrorkomödie mit Joaquin Phoenix, ein Rambofilm aus Norwegen und ein Wiedersehen mit Jane Fonda und Diane Keaton.

„Beau Is Afraid“
Beau hat Angst, so sagt es der Titel. Der alleinlebende Sohn einer milliardenschweren Unternehmerin ist nicht gern unter Leuten und pflegt seinen Verfolgungswahn, indem er sich am liebsten in seinem Apartment verschanzt. Immerhin besucht er einen Psychiater, der nach der soundsovielten Sitzung in den Block notiert: Schuld! Und er verschreibt Beau ein immens wirkungsvolles Medikament, das aber unbedingt mit Wasser eingenommen werden muss, denn sonst… es wäre nicht auszudenken.

Und so eröffnet Ari Aster seinen neuen Film nach einer pompösen Geburtsszene (aus der Perspektive von Baby-Beau!) mit allerlei Fragezeichen, was es denn mit dem Endvierziger so auf sich haben könnte. In den insgesamt drei Stunden (!) Spielzeit entfaltet sich eine Art Selbstsuche auf dem Weg zu einer Familienfeier, die schon längst vorbei ist, bevor der Anti-Held auch nur den ersten Schritt aus seiner Wohnung heraus schafft.

Joaquin Phoenix spielt Beau und er zieht alle mimischen Register und noch mancherlei mehr, um zu zeigen, wie verdreht seine Figur ist, und wie gut er das als hochdekorierter Schauspieler im Ruf, keine Herausforderung zu scheuen, ausgestalten kann. Mit anderen Worten – Phoenix kann einem sehr gut auf die Nerven gehen und genau das macht er hier pausenlos.

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Der Film an sich ist eine mit allerlei jüdischen Mutterkomplexen durchfütterte Odyssee, an deren Stationen wildeste Neurosen des American Way of Life wuchern, am meisten die der Selbstüberschätzung. Die verfrühte Kultreputation durch die Horrorhits „Hereditary“ und „Midsommar“ veranlasste Filmautor Aster zur Annahme, er sei ein wichtiger Regisseur.

Diesen Kredit hat er nun wieder verspielt mit einem Film, dem es nicht an Talent und guten Einfällen mangelt, wohl aber an Selbstdisziplin und künstlerischer Kontrolle. Sage also niemand, es habe vor diesem Film keine Warnung gegeben.

„Book Club. Ein neues Kapitel“: Diane Keaton als Diane, Jane Fonda als Vivian, Candice Bergen als Sharon und Mary Steenburgen als Carol (v.l.n.r.).
„Book Club. Ein neues Kapitel“: Diane Keaton als Diane, Jane Fonda als Vivian, Candice Bergen als Sharon und Mary Steenburgen als Carol (v.l.n.r.). © dpa | riccardo ghilardi

„Book Club. Ein neues Kapitel“
Vier Freundinnen im fortgeschrittenen Alter reisen zwecks Junggesellinnenabschied nach Rom und lassen die Schwarte krachen. Nach „Brady’s Ladies“ kommt binnen Monatsfrist das nächste Beispiel für das, was man sich in Hollywood unter Seniorinnenkino vorstellt.

Diane Keaton, Candice Bergen, Mary Steenburgen und die schon wieder auf supersexy getrimmte Jane Fonda protzen wie schon im ersten „Book Club“ von 2018 mit rüstiger Attitüde und männerfeindlichen Witzen. Filmbespaßung für den Sofortverzehr und angesichts der Besetzungsqualität ein eklatanter Fall von Verschwendung.

„Sisu
Ein finnischer Ex-Soldat findet im Norden Lapplands Gold. Eine SS-Einheit will ihm den Schatz abjagen und spielt ihm übel mit. Dann schlägt er zurück. Eine Art Finnland-Rambo mit einem stoischen, verwitterten und vor allem unzerstörbaren Helden.

Im Rahmen der Möglichkeiten ist das gut gemacht und mit Norwegens Superstar Aksel Hennie in der Schurkenrolle glänzend besetzt. Wie hier allerdings Brutaleffekte zur Belustigung eines sich abgebrüht dünkenden Jungmännerpublikums aufgefahren werden, das ist dann doch arg billige Anmache.