Essen. In den 90ern befand sich Tom Petty in der Krise. Die Konzertreihe im „Fillmore“ gab ihm neuen Schwung – das ist den Mitschnitten anzuhören.
Die späten 1990er-Jahre waren für Tom Petty eine ziemlich heikle Lebensphase. Die ersten kommerziellen Erfolge beispielsweise mit „Into The Great Wide Open“ lagen hinter ihm. Doch sie wurden weggewischt durch eine handfeste Midlife-Krise – inklusive Scheidung und wachsender Einsamkeit, die in gefährlichem Heroinkonsum mündete.
Die Spielfreude war jedenfalls erstmal dahin, und er verkroch sich in seinem Haus.
Um aus dieser Situation herauszukommen, gab es aber seitens seines Managements einen cleveren Plan, dessen Ergebnisse jetzt in einer fulminanten Live-Dokumentation vorliegen: Petty und seine „Heartbreakers“ sollten 1997 einige Konzerte im legendären, aber ziemlich kleinen Musikclub „Fillmore“ in San Francisco geben. Eine Rückkehr zu den Wurzeln gewissermaßen. Am Ende waren es, weil es so viel Spaß machte, rund 20 Auftritte. Und sechs davon wurden mit voller technischer Ausstattung mitgeschnitten.
Dutzende von Songs
Wer sich durch die Dutzenden von Konzertsongs durchgehört hat, wird nicht widersprechen, wenn man sagt: Das Konzertspektakel „Live At The Fillmore 1997“ (Warner) hat Tom Petty ganz ohne Frage wieder die Freude am Musizieren zurückgebracht.
Seine Moderationen jedenfalls sind gespickt mit Dankbarkeit und zeigen, dass ihn die Rückkehr auf die Bühne hörbar inspirierte. Und seine Herzensbrecher spielten sich den Wolf. Weil sie nicht immer die gleiche Setlist herunterdudeln wollten, spickten sie die Liste wild mit Gassenhauern von Kollegen, manche zugegebenermaßen ordentlich abgedroschen wie „Satisfaction“, „Lucille“ oder „Knockin’ On Heaven’s Door“. Aber sei’s drum, der therapeutische Wert dieser Session, bei der einzelne Beiträge auch gerne mal an die Zehnminutengrenze gehen, war ja bemerkenswert.
Prominente Gäste
Zudem gibt es ein paar charmante Gastspiele, denn die Konzertreihe hatte sich in Musikerkreisen offenkundig rumgesprochen. Jedenfalls stand plötzlich dann auch mal die Blueslegende John Lee Hooker auf der Bühne und gniedelte mit Petty und Co. Oder Roger McGuinn stimmte mit den Jungs seinen alten „Byrds“-Hit „Eight Miles High“ an.
Die Soundqualität dieser Produktion ist zwar nicht ganz großes Kino, aber mindestens annehmbar. Die hervorragende Gitarrenarbeit von Mike Campbell beispielsweise hätte man im Mix ruhig ein bisschen anheben können.
Ansonsten aber ein Live-Dokument, das fünf Jahre nach dem Tod des großen Barden viel mehr ist als eine Resteverwertung.