Duisburg. . Ein echte Marke gegen die kommerzialisierten Festivals. Duisburgs „Traumzeit“ hat auch 2019 seinen Charakter bewahrt - und hat weiter Erfolg damit.
Es ist dieser Blick, der jeden Künstler staunen macht. Wenn die Musiker erstmals eine der „Traumzeit“-Bühnen betreten, blicken sie meist mit großen, leuchtenden Augen auf die illuminierte Industriekultur-Kulisse des Landschaftsparks Nord. Das Duisburger Festival unterm Hochofen hat sich dank seines einzigartigen Spielortes selbst den Stempel der Unverwechselbarkeit aufgedrückt – bei Künstlern und Publikum.
Letzteres strömt in einer derartigen Nibelungentreue zum ehemaligen Hüttenwerk in Meiderich, dass die Festivalmacher in jedem Jahr neue Rekordzahlen vermelden können. Der Sonntag mit Frank Turner & The Sleeping Souls als Topact war mit 2500 Besuchern ausverkauft. „Unsere Auslastung lag an den drei Festivaltagen bei 95 Prozent“, frohlockte „Traumzeit“-Leiter Frank Jebavy. Addiert mit den Gästen, die ohne Ticket an der Gratis-Bühne mitfeierten, wurde die 20.000-Besucher-Marke wieder locker geknackt.
Begeistert sind bei der Duisburger „Traumzeit“ nicht nur die Fans. Auch die Bands können sich dem Zauber nicht entziehen
Doch Jebavy und sein Team sind klug genug, um sich nicht auf dem Erreichten auszuruhen. Oberste Prämisse soll trotz allen Erfolgs aber auch künftig bleiben, die „Traumzeit“ als Nischenprodukt zu pflegen, das sich dem Hang zu Gigantismus und Großkommerz, dem andere Musikfestivals längst verfallen sind, auch weiterhin bewusst entzieht.
Vielen Künstlern haben sich derart in das Ambiente und die entspannte Atmosphäre verguckt, dass sie liebend gern zur „Traumzeit“ zurückkehren. So wie Meute. Das elfköpfige Blechbläser-Ensemble war bereits vor zwei Jahren in Duisburg am Start. Und auch diesmal verwandelt die Hamburger Combo die Gießhalle in einen Tanzpalast.
Traumzeit-Festival im Landschaftspark Nord
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Ihr bebender Groove und die treibenden Beats reißen die Masse auf der prall gefüllten Tribüne sofort mit. Diese Meute hetzt und treibt ihre atemlose Zuhörerschaft in eine fiebrige Partyekstase. Ein Kollektiv mit Karamba.„Die Leute sind gut abgegangen. Und die Kulisse hier ist natürlich der Clou“, lobte Meute-Frontmann und Trompeter Thomas Berhorn.
Das sieht auch Robert Gwisdek so. Denn kennen Filmfans aus diversen Kino- und TV-Rollen (zuletzt im mehrfach prämierten „3 Tage in Quiberon“). Viel Herzblut steckt er aber auch als Musiker in sein Hip-Hop-Projekt Käptn Peng & Die Tentakel von Delphi. Die reimen und rappen so erfrischend rotzig, wortgewandt und mitreißend, dass Stillstand vor der Bühne ein Ding der Unmöglichkeit ist.
Ein Herz für Hoffnungsträger hat das „Traumzeit“-Festival vor der Meidericher Industrie-Kulisse auch
Doch neben Etablierten verpflichten die „Traumzeit“-Macher stets auch Hoffnungsträger, die nur wenige Schritte vor dem großen Durchbruch stehen. Ein solcher ist Sam Vance-Law. Der Kanadier und Wahl-Berliner, der die Gebläsehalle komplett füllte, baut in seiner lässig-charmanten Art sofort einen Draht zum Publikum auf. Und Bandgitarrist Aidan erinnert mit seiner wilden Tanzeinlage beim Grauzone-Cover „Eisbär“ an einen Duracell-Hasen, der die Energie eines ganzen Atomkraftwerks aufgesogen hat.
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