Duisburg. . Das Traumzeit-Festival steigt vom 14. bis 16. Juni im Landschaftspark Duisburg Nord. Vier Bühnen für 40 Bands - von Kettcar bis Metronomy.
Weltmusik und Pop, Indie-Rock und Elektro, sanfte Klänge und kuriose Texte, bekannte Namen und kleine Entdeckungen - all das dürfen Musikfans beim Traumzeitfestival vom 14. bis 16. Juni im Landschaftspark Duisburg Nord erwarten. An drei Tagen werden sich auf vier Bühnen 40 Bands das Mikro in die Hand geben. Ein Überblick:
Freitag kommen Käpt’n Peng, Berge und der Knappenchor
Den Auftakt macht inzwischen schon traditionell der Knappenchor Rheinland mit dem Steigerlied und einem Schnaps - oder zweien. Um 19 Uhr ziehen die zum Teil betagten Herren auf die Bühne der Gebläsehalle.
Ihnen folgt Barbara Morgenstern, deren Sound poppig-düster, nicht immer gefällig daherkommt, deren Texte fatalistisch gesellschaftskritisch sind. Die Hagenerin findet deutliche Worte, bettet sie in Pianoteppiche.
Berge nennt sich ein Berliner Singer-Songwriter-Duo, das mit friedensbewegten Texten, einer Gitarre in Regenbogenfarben und weichfließenden Yogi-Klamotten auffällt. Cover mit Blumen, Federn, Wiesen und ein Sound, der hart am Schlager entlang mäandert, dürften einen schönen Kontrast zum Ambiente des Cowperplatzes liefern.
Wem das zu sanft ist, der kann sich parallel nostalgischen Gefühlen in der Gießhalle geben: Teenage Fanclub heißt die Gruppe aus Schottland, die melodiös die Liebe besingen. Ihre besten Zeiten hatten sie in den 90ern, als sie als Vorband für Nirvana unterwegs waren. Musikalisch ist flächiger Gitarrensound zu erwarten, ein bisschen folkig angehaucht.
Sam Vance-Law ist ein echter „Prettyboy“, so auch sein gleichnamiger Hit. Der Berliner aus Kanada singt mit zarter Baritonstimme, kokettiert mit seiner Homosexualität in bonbonbunten Videos. Manche seiner Popsongs haben Ohrwurmqualitäten, laden zum Mitsingen ein.
Den Cowperplatz werden ab 22.30 Uhr Käptn Peng & die Tentakel von Delphi rocken. Die Band dichtet deutsche HipHop-Zeilen, reimt Lieder wie „Sockophonie“ zusammen - und hat mit Robert Gwisdek einen Sänger, der vor allem als Schauspieler bekannt ist und mit seiner markanten, unverwechselbaren Stimme Druck auf teils irrwitzige Rapzeilen gibt.
Den ersten Abend beschließen in der Gießhalle Meute, die nicht zum ersten Mal beim Traumzeit dabei sind und mit großem Bläsersatz ordentlich was auf die Ohren geben werden. Optisch kommen sie mit ihren Uniformen wie ein Spielmannszug daher, musikalisch zaubern sie Technosound aus Posaune und Trompete und damit: tanzbare Partymusik.
Konzerte am Samstag: Enno Bunger und Metronomy
Wer sich von sanften Klavierklängen und melancholischen Texten treiben lassen möchte, der ist bei Enno Bunger richtig. Der Ostfriese aus Leer geht mit seinem roten Vollbart auch als moderner Wikinger durch. Live werden bei seinen Konzerten Klavierseiten auch mit Schlagstöcken bearbeitet, macht ein Wollpulli auf dem Flügel aus dem Tasten- ein spannendes Schlaginstrument.
Wer den Bandnamen nicht kennt, ist trotzdem sicher schon mal über den größten Hit „The Look“ gestolpert, der über 42 Millionen mal bei Youtube abgerufen wurde. Bei der britischen Band Metronomy trifft kühle Ästhetik auf markante Keyboard-Klänge, Hipster-Optik auf Bei Wikipedia wird der Sound Indietronic genannt - eine Mischung aus Elektronik und Indiepop also - und in jedem Fall abwechslungsreich.
In der Gießhalle klatschen sich am Samstag Roosevelt und Botticelli Baby ab. Roosevelt ist eine Ein-Mann-Band: Der Gitarrist und DJ aus Viersen hat bislang zwei Alben veröffentlicht, starke Rhythmen treffen auf eine sanfte, zurückhaltende Popstimme.
Die Band Boticelli Baby, bestehend aus sieben Musikern aus den Nachbarstädten Essen und Bochum, swingt durch die Nacht. Sie verbinden zudem Balkanbeats und Blues mit fettem Sound. Hingehen, fröhlich sein!
Glass Museum ist ein spannendes Jazz-Duo: Keyboarder und Schlagzeuger sitzen sich gegenüber, gehen musikalisch in einen Kampf, der vielseitig ausgetragen wird. Das belgische Duo wird zur Zeit auf den Jazzfestivals herumgereicht, ihr Sound vermischt klassische Jazzklänge mit elektronischen Elementen.
Fans feinfühliger Klaviermusik werden ihre Freude an Hauschka haben. Der Oskar-nominierte Komponist spielt mit Tempi, eingesprengten Klängen und kuriosen Geräuschen. Bekannt wurde er mit Kompositionen auf einem präparierten Klavier. Sein aktuelles Album „A different forest“ ist wieder weniger experimentell.
Traditionell steigt in der Gebläsehalle ab Mitternacht die Aftershowparty „Burn the city“.
Der Sonntag mit Kettcar und Frank Turner
Ein paar der größeren Namen sind am Sonntag versammelt: Kettcar etwa, die Hamburger Jungs, die schon seit Anfang der 90er mit Indie-Rock,Gitarren-Pop in den Charts unterwegs sind. Ihre Sprechgesang-Varianten sind mal leise, mal kämpferisch, ihre Texte sind oft politisch und eher links verortet, mit „Sommer ‘89“ beteiligten sie sich an der Diskussion zur Flüchtlingskrise.
Frank Turner gehört zu den kommerziell erfolgreicheren Stars des Traumzeitfestivals. Der Brite war ursprünglich Teil einer Punkband, bevor er sich als Singer-Songwriter selbstständig machte. Das größte Publikum erreichte er zusammen mit seiner Band The Sleeping Souls durch einen Auftritt bei den Olympischen Spielen in London 2012. Die Gitarre ist das dominierende Instrument, mit Geigen kommen Folkeinflüsse in die Songs. Größter Hit bislang und Anspieltipp: „Recovery“. In der Gießhalle kommt am Sonntag Julia Holter zur Geltung. Die Frau aus Los Angeles zählt sich zur Gattung Dream Pop und legt über teils sphärische Elektropop-Sounds einen leise tastenden Gesang. Zuvor wärmt Kristoffer Bolander die Bühne auf: Der Schwede singt englische Texte, unaufgeregt, entspannt, ein bisschen wie ein Flug über schwedische Wälder, mit einem ruhigen Klangteppich.
Konzerte umsonst und draußen am Gasometer
Am Gasometer wird es wieder Umsonst-und-draußen-Konzerte geben. Freitag starten Hourglass um 19.20 Uhr, danach folgen George Zimmermann und Band sowie The Atrium. Am Samstag bespielen bereits ab 15.45 Uhr Zweisicht die Bühne, danach folgen im zwei- bis drei-Stunden-Takt Drens, Paperstreet Empire und Ghost Motel.
Um 13.30 Uhr geht es Sonntag los mit Muskitos Bee Bee, um 14 Uhr tritt die MKS-Big Band auf, danach spielen Domingo, Dote und Der Butterwegge.
Hier geht es zu den Tickets
Bis zum 13. Juni gibt es Festival-Tickets für 76 Euro inklusive VRR, für 10 Euro mehr darf auch gecampt werden. Tagestickets kosten 40 Euro. Weitere Infos: www.traumzeit-festival.de/tickets.