Duisburg/Dortmund. Das "Stillleben", die Tafel auf der A40 zwischen Duisburg und Dortmund, gehört zu den zentralen Projekten der Kulturhauptstadt. Doch es sorgt für eine Kontroverse. Die betroffenen Städte und die Ruhr 2010 GmbH streiten darüber, wer die Reinigung nach dem Großereignis zahlt.

Das „Stillleben”, einer der Publikumsmagneten des Kulturhauptstadtjahres, verursacht in der Planungsphase unangenehme Nebengeräusche. Die Ursache: Zwischen den Städten, die entlang des Ereignisses liegen, und der Ruhr 2010 GmbH herrscht Uneinigkeit, wer für die Kosten der Reinigung aufkommt, wenn die „längste Tafel der Welt” auf der A 40 am Abend des 18. Juli 2010 wieder abgebaut wird.

Offenbar, so heißt es aus Kreisen der beteiligten Städte Dortmund, Bochum, Essen, Mülheim und Duisburg, wurden die Kommunen vor einigen Monaten von den Organisatoren der Kulturhauptstadt mit der Nachricht überrascht, dass sie die Kosten fürs Reinemachen übernehmen sollen. Doch die Städte sind weder Willens noch – auf Grund ihrer desaströsen Haushalte – in der Lage, den Abfall der Tafelgäste zu entsorgen.

Materialeinsatz und Überstunden summieren sich teilweise zu sechsstelligen Beträgen. Essen kalkuliert nach Aussage von Sprecher Detlef Feige sogar mit Kosten von einer Million Euro im Stadtgebiet. „Eine Übernahme der Kosten durch die Stadt wird nicht befürwortet”, so Feige auf WAZ-Anfrage. Ob es gegebenenfalls zu Sponsorleistungen durch die Entsorgungsbetriebe Essen (EBE) kommen kann, sei noch offen.

Reinigung als Sponsoring?

Da die Abfallentsorger in den meisten Kommunen als GmbH agieren, könnte die Lösung darin liegen, die Reinigung als Sponsoring zu deklarieren. Das würde im Falle Essen skurrile Folgen haben. Die EBE würden mit ihrer sonntäglichen Müllabfuhr fast in die erste Riege der Sponsoren der Kulturhauptstadt aufrücken.

Das Sponsoring hat seine Probleme: Auch wenn die Entsorger als private GmbHs aufgestellt sind: Als teilweise hundertprozentige Stadttöchter müssen sie Gewinne an die klammen Kommunen abführen. Sponsoring würde diese Gewinne schmälern.

Während man sich in Bochum und Duisburg zurückhaltend in der Frage der Reinigung gibt – von der Umweltservice Bochum GmbH heißt es nur, man habe bei Ruhr 2010 ein Angebot für die Entsorgung abgegeben –, kommen aus Dortmund und Mülheim kritische Signale.

Die WM- und Loveparade-erprobte Entsorgung Dortmund GmbH (EDG) hat für die Reinigung ihres Abschnitts 80 000 Euro kalkuliert, so Sprecher Matthias Kienitz. „Den Automatismus, dass die Städte die Reinigung bezahlen, haben wir so nicht gesehen. Es gab zwar eine nebulöse Andeutung von Ruhr 2010, dass aus Dortmund eine Zusage vorliegt, doch wir haben niemanden gefunden, der diese Zusage gegeben hat.” Außerdem habe man mit der Stadt verabredet, dass man ein 2010-Projekt im Rahmen von Sponsoring unterstützt, dass es das aber gewesen sein sollte.

"Eigene Finanzmittel von der Stadt nicht eingeplant"

„Wir gehen davon aus, dass derjenige, der die Musik bestellt, sie auch bezahlt”, so Mülheims Sprecher Volker Wiebels. Mülheim hat für seinen Autobahnabschnitt eine Summe von 200 000 Euro an Reinigungskosten angesetzt. „Eigene Finanzmittel sind von der Stadt dafür nicht eingeplant.” Auch wenn Mülheim noch über einen genehmigten Haushalt verfüge: Angesichts der dramatischen Steuerschätzungen habe die Stadt keine 200 000 Euro übrig. Wiebels: „Wir können und wir wollen nicht zahlen.”

Bei der Ruhr 2010 GmbH will man die Diskussion nicht überbewerten. Es gebe für so eine logistische Herausforderung keine Vorbilder und Erfahrungswerte. Die Städte seien nicht überrascht worden. In den vergangenen Wochen sei gemeinsam mit den städtischen Partnern ein Entsorgungskonzept erarbeitet worden. Zur Frage der Kosten liege den Entsorgungsbetrieben ein Sponsoringkonzept vor, mit den Bochumer und Duisburger Unternehmen stehe man sogar kurz vor dem Vertragsabschluss. Am Müll jedenfalls werde das Stillleben nicht scheitern.