Essen. Das Gewaltverbrechen von München bewegt die Massen und erhitzt die Gemüter. Überall wird diskutiert und nach Erklärungen gesucht, so auch in der Community von DerWesten. Wir haben eine Auswahl der Kommentare der letzten Tage zusammengestellt.

Nach der tödlichen Prügelattacke vom Wochenende, bei der erneut ein Unschuldiger der willkürlichen Aggression gewaltbereiter Jugendlicher zum Opfer fiel, machen sich in Deutschland einmal mehr Fassungslosigkeit und Trauer, Ratlosigkeit und Wut breit. Wieder einmal waren es fast noch Kinder, die zugeschlagen haben. Wieder einmal geschah das Verbrechen an einem öffentlichen und belebten Ort. Und wieder einmal herrscht blankes Entsetzen angesichts der Brutalität, die jugendliche Schläger immer häufiger an den Tag legen.

Auch in der Community schlägt das Thema hohe Wellen, es wird diskutiert und nach Erklärungs- oder Lösungsansätzen gesucht. "Ich frage mich immer, was sich im Gegensatz zu früher verändert hat", bemerkt etwa "Weisswas" und ergänzt: "Natürlich gabs da auch mal 'ne Keilerei. Aber fair. Der Unterlegene gab auf, lag unten und dann war Schicht. Ich begreife die heutige Brutalität nicht und dass es für einige keine Hemmschwelle gibt." "Pit01" sieht das ähnlich und meint: "Dieser Verrohung ist unbedingt Einhalt zu gebieten. Das geht nur mit hartem Durchgreifen. Ein Kuschelkurs ist in der Tat nicht angesagt." Damit spricht er vielen aus der Seele, die sich für eine Verschärfung des Strafmaßes für jugendliche Straftäter aussprechen. Wie etwa "Radfahrer", der fordert: "Bei Mord, der verübt wurde durch Jugendliche ab 14 Jahren darf es kein Jugendstrafrecht mehr geben." Ebenso sieht es "badchefin", die sagt: "Da solche Jugendliche die Rechtslage genau kennen und wissen, dass sie meist mit geringen Strafen zu rechnen haben, sind drastische Maßnahmen angebracht!". "Stauner" hingegen denkt darüber anders und gibt zu bedenken: "Das Gesetz sieht bereits harte Strafen gegen solche Vergehen - auch im Jugendstrafrecht - vor. Die Richter müssen diese nur verhängen.". Ähnlich sieht das auch "Pete2009", der ebenso für das Ausschöpfen der vorhandenen Rechtsmittel plädiert. Er meint: "Da nützen auch keine härteren Gesetze, wenn es genug Richter gibt, die entweder keine Strafen aussprechen oder immer nur am untersten Ende der Skala.".

Genauso kontrovers verläuft auch die Diskussion über die Verstärkung von Überwachungsmaßnahmen. "Voltago" etwa fordert mehr Überwachungskameras mit der Begründung: "Natürlich kann eine Kamera nicht das Verbrechen an sich verhindern. Sie hilft aber auf jeden Fall erheblich weiter, wenn es um die Täterverfolgung und Identifikation geht." Auch "Pete2009" meint: "In GB hat man nicht dieses Problem damit und ist vielleicht nicht immer in der Lage, eine Straftat zu verhindern aber zumindest in der Lage, später Täter eindeutig zu identifizieren." Viele sehen das jedoch anders und fordern statt mehr Kameras vielmehr eine Aufstockung des Sicherheitspersonals. "Baldi" meint zum Beispiel: "Ob sich solche Schläger von einer Kamera beeindrucken lassen, bezweifele ich. Das einzige was hilft, ist ausreichende Präsenz von Ordnungskräften in den öffentlichen Verkehrsmitteln." Auch "B.Schmitz" ist überzeugt: "Überwachungskameras nützen überhaupt nichts. Es muss ganz einfach mehr Sicherheitspersonal eingestellt werden." Aber auch wenn in beide Möglichkeiten investiert würde, hieße das wohl noch lange nicht, dass es damit getan wäre, wie "EinKnauel" zusammenfasst: "Alle Stationen von Bussen und Bahnen durchgängig für jeden wirklich sicher zu machen, ist nicht machbar. Kriminelle Energie, aus niederen Beweggründen lässt sich dadurch nicht verhindern."

Auch das Stichwort "Zivilcourage" wird natürlich wieder verstärkt diskutiert, war es doch Zivilcourage, die den verstorbenen Münchener einerseits in seine verhängnisvolle Situation gebracht hat und die andererseits den tödlichen Ausgang möglicherweise hätte verhindern können. "B.Schmitz" meint hierzu: "Wennn die 15 anderen Personen dem Mann geholfen hätten, wäre er mit Sicherheit am Leben geblieben. Diese 15 Personen, die nicht eingeschritten sind, müsste man ebenfalls ausfindig machen und wegen unterlassener Hilfeleistung anklagen.", und "shumway" ergänzt: "Wenn in diesem Fall vieleicht alle, die anwesend waren, sich eingemischt hätten, so wäre dieser Fall vieleicht nicht so tragisch ausgegangen! Der alte Sinnspruch: Gemeinsam sind wir stark! Nur dann muß man diesen auch gemeinsam realisieren!" Andere zeigen jedoch Verständnis für die Zurückhaltung der Passanten. "Ich kann es verstehen, wenn sich niemand einmischt. Denn solche Menschen haben unter Umständen auch Waffen, die sie ohne Bedenken einsetzen. Von daher finde ich Polizei anrufen vollkommen in Ordnung. Man muß sein eigenes Leben Schützen. Wenn man hinterher selbst tot ist, hat man von Zivilcourage nicht viel.", meint etwa "ClubooDE", und "Fassblender" bringt noch einen weiteren Aspekt mit ins Spiel: "Aufgrund der Gesetzeslage in Deutschland wäre es mir leider zu riskant zu helfen. Würde man die Hand gegen "Jugendliche" erheben, läuft man leider selbst schnell in Gefahr, sich im Gefängnis wieder zu finden.".

Zu einem abschließenden Ergebnis wird man wohl trotz ausführlicher Diskussionen nicht kommen, aber zwei Kommentare, denen wohl die meisten User zustimmen würden, sollen hier noch abschließend genannt werden.

"sternenfahrer": "Obwohl man solche Vorfälle nie zu 100% verhindern kann, käme so etwas seltener vor, wenn sich die Politiker einmal ernsthaft um die Bildungschancen benachteiligter Kinder und Jugendlicher bemühen würden."

"ruhry": "Meine Hochachtung vor dem Verstorbenen und seinem Versuch Zivilcourage zu praktizieren.

Ich glaube nicht, dass ich den Mut dazu gehabt hätte."