Kreis Kleve. Kein Stau im Kreis Kleve. Dafür platte Reifen, verlorene Tickets und Rollatoren auf Ackerböden: Wie Camper zum Parookaville reisten.
Vier platte Reifen, brütende Hitze, noch ein langer Weg bis zum ersehnten Zeltplatz. „Wir wussten nicht weiter“, erzählt die 31-jährige Carina. Gemeinsam mit Freunden und Familie blieb nichts anderes, als am Donnerstagmorgen den ADAC zu rufen. Mit Luftpumpe eilte der zur Hilfe. „Immerhin wiegt das ganze Ding mindestens 70 Kilo“, deutet Maurice aus Bochum aufs Festivalgefährt. Nachdem die Autofahrt zum Parookaville reibungslos lief, musste Hab und Gut zum Campingplatz gekarrt werden. „Und genau da gaben alle Reifen unseres Bollerwagens den Geist auf“, blickt Carina zurück. Nachdem die wieder mit Luft gefüllt waren, bahnten sie sich endlich der Eingang zum Festivalgelände an.
Entspannte Verkehrslage
Erstmals verteilten die Veranstalter die Anreise der Camper auf zwei Tage. Dadurch schlugen bereits 25.000 ihre Zelte am Mittwoch auf, weitere 20.000 am Donnerstag. Stau der Vorjahre ließ sich daher nicht beobachten, nicht mal vor dem Camping-Check-In tummelten sich zu viele Besucher gleichzeitig. Ein neues Konzept, das auch die Festivalgäste lobten.
Tanzende Schweine baumeln an den Wagenseiten, oben ragt ein Einhorn raus „und unser Maskottchen“ das Krümmelmonster wacht übers Gepäck. Wozu die ganze Deko? „Weiß nicht, lag im Keller“, lacht die 21-Jährige, bevor sie ihr Wegbier köpft. Auch ohne die Hilfe des ADAC hätte es übrigens irgendwie geklappt. Bettzeug und Getränke transportierte nämlich ein umfunktionierter Rollator, der sich ganz leicht durch den Acker schieben ließ: „Opa bleibt dieses Wochenende zuhause.“
„Die echte Welt endet jetzt“
Selbes hätte fast auch für Julian und Pascal aus Würzburg gegolten. Auf halber Strecke verloren die nach vierstündiger Anfahrt ihre Freundesgruppe. Kurz vorm Ziel ausgebremst, machte sich Verzweiflung breit. Schweres Gepäck, Hunger, Tickets in der Bauchtasche des verschollenen Kumpels. „Ich nenne das jetzt einfach kleine Pause“, blieb Pascal optimistisch. Nach wenigen Sekunden waren auf dem Parkplatzacker Campingstuhl aufgebaut und Dosenbier geöffnet: „So geht das.“ Bei der entspannten Einstellung der Besucher war es kein Wunder, dass die gesamte Anreise friedlich verlief. So bestätigten auch vor Ort eingesetzte Polizeibeamte, dass es weder im Verkehr noch unter den Gästen zu Komplikationen kam.
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Luftmatratze und Schlafsack reichten Tim und Anna aus Bielefeld nicht. „Es soll schon wohnlich sein“, erklärte die 23-Jährige, nachdem ihr Freund einen zusammengerollten Teppich festschnallte. So ein Zeltboden kann schließlich ganz schön langweilig aussehen. „Wenn schon kein Glamping, muss man eben selbst für Glamour sorgen“, nickte Anna. Ihr Freund rollte nur die Augen, widersprach nicht. Zeit oder gar Ausdauer hätte er dazu gar nicht gehabt, der Camping-Check-In rückte nämlich immer näher. „Die echte Welt endet jetzt“, lachte Partner Tim, als das Paar aus Bielefeld den Zeltplatz betrat. Damit sollte er Recht behalten.
Nagetiere, Limbo und ganz viel Grünzeug
An Fahnenmasten wehen Lamas, Enten und Internetmemes. „Ist doch lustig“, schmunzelt Marc aus Geldern. Hinter ihm spannen sich drei Capybaras mit Smoking und Martiniglas durchs Pavillon. Online gesehen und direkt bestellt. „Die ganzen verschiedenen Flaggen und Dekorationen sind wie die Musik hier: Ein gesunder Mix“, erklärte der Hardstyle-Fan. Manche seiner Freunde seien für Angerfist da, andere für Techno, wieder andere sogar für Schlager. Dann schrillert eine Trillerpfeife los. Wie geprobt stellen sich die Camper in fester Formation auf: Das Signal zum Bier-Pong. Statt einen schlechten Wurf zu pflegen, verdienen sich Camper den Alkohol am Zelt von Björn, Luca und Timo deutlich schwerer.
„Man muss es durch die Limbo-Stange schaffen“, lacht Björn. Eigentlich gehört der hochgehaltene Metallstab zum Pavillon, dessen Aufbau sich wegen der spontanen Spieleinheit verzögerte. „Machen mehr mit als gedacht“, zuckt Luca die Schultern. Nach dreistündiger Anreise aus Limburg blieb wohl noch zu viel Energie, um sich einfach stumpf Zeltaufbau und dann Mittagsschlaf zu widmen: „Wir sind doch hier auf dem Parookaville!“ Den Geist des Festivals verstanden, gingen drei Freunde aus Hannover noch weiter. Passend zum diesjährigem Motto der Mainstage, Bills Gewächshaus, hatten die 23-Jährigen mehrere Pflanzen im Gepäck. Zwei Sonnenblumen bauten sich gleich vor ihrem Lager auf, sogar samt Namensschild. Manfred und Jürgen. Warum? Ganz einfach. „Ein Manfred hat immer einen Jürgen dabei und andersrum“, stemmte Lars stolz die Arme in die Hüfte. Bei der ausgelassenen Stimmung auf dem Zeltplatz schaffen es wohl nur die hochkarätigen DJs des Parookaville, Besucher von der Campsite zu locken.
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