Weeze. Wow, spektakulär. Parookaville hat auf allen Ebenen Superlative zu bieten. Und damit meine ich nicht (nur) das Line-up – ein Erfahrungsbericht.
Vor den Erfolg haben die Götter bekanntlich den Schweiß gesetzt. Übersetzt in Parookaville-Lesart: Warten ist das neue Feiern. Schweiß lief bei über 30 Grad Sommerhitze trotzdem.
Ja, ich muss mich outen. Dieses Jahr war meine Parookaville-Premiere. Shame on me. Ein paar Mal wollte ich schon hin, irgendwie kam immer was dazwischen. Nun ja, am Freitag hat es endlich geklappt. In diesem Erfahrungsbericht werden wir ganz offen über das reden, was war. Es geht um Nerven raubende Wartezeiten, um heftige Preise, um ein Feuer und um einen großartigen Busfahrer. Ach ja: Und es geht um sehr coole Musik, um phänomenale Kulissen und richtig gute Party-People. Zum Erfahrungsbericht meines Kollegen Bastian Rosenkranz kommen Sie hier: 17 Stunden Parookaville-Wahnsinn – ich will mehr davon
Parookaville 2024: Etwas mehr als 100 Kilometer Anfahrt
Dortmund bis Weeze, etwas über 100 Kilometer. Die Anfahrt mit dem Auto am Freitagmittag verlief überraschend gut. Nach knapp 90 Minuten standen wir vor unserem zu einem Parkplatz umfunktionierten Acker etwas außerhalb des Festival-Geländes. „Auf der Schanz 99“ war die Navi-Adresse. Kein Problem, Shuttle-Busse sollten pendeln. Sind sie auch. Ab und zu jedenfalls.
Nach 90 Minuten standen wir also 100 Meter vor unserm Parkplatz - nicht auf. Eine einzige junge Frau hat sich darum gekümmert, eine Flut von Autos abzufrühstücken und die Parktickets zu scannen. Warum grob geschätzt eine Hand voll weiterer Menschen mit Einweiser-Warnweste lediglich die Straße beobachteten, erschloss sich ebenso wenig wie ihre Aufgabe per se. Hat das Prozedere jedenfalls nicht beschleunigt. Lesen Sie hier: Parookaville 2024 live - Hier sind die Livestreams zum Festival
Parookaville 2024: Ganz schön viel trockenes Stroh
Eine halbe Stunde später war es dann so weit. Wir standen auf dem Parkplatz/Acker und mich beschlich so ein Verdacht: Ganz schön viel trockenes Stroh für die vielen heißen Autos in der brütenden Mittagshitze. Kein Witz: Drei Minuten später schrie jemand: Feuer! Feuer! Unter einem Auto begann es zu brennen, die Flammen breiteten sich super schnell aus. Feuerwehr? Nicht in Sicht. Nach über einer halben Stunde kam erst das erste Löschfahrzeug (Update am Textende). Es war pures Glück, dass sich das Stroh am Feldrand entzündet hat und nicht in der Mitte, wo schon Hunderte abgeschlossene Autos auf dem Feld standen. Einige von uns Besuchern haben versucht, zu löschen - mit Wasserflaschen, mit den Füßen Flammen austreten. Ein bisschen hat das geholfen. Ein aus offensichtlichen Gründen sicherheitshalber vorbereiteter Hydrant mit C-Schlauch und Strahlrohr hätte auf jeden Fall mehr geholfen...
Eine gute Stunde hat uns die Aktion gekostet, dann wollten wir endlich los. Mit dem Shuttle-Bus. Der kam nach weiteren gut 30 Minuten endlich. Schalter umlegen. Party-Modus an. Abfahrt. So sollte es laufen. Die Realität bremste uns wortwörtlich aus: Stau auf allen Strecken. Nichts geht mehr. Was sich in den kommenden etwa zwei Stunden herausstellen sollte: Unser Busfahrer war der beste Busfahrer der Welt. Mindestens aber des Tages und überraschenderweise auch der Nacht; denn kaum zu glauben, es sollte später ein Wiedersehen mit dem namenlosen Mann hinterm Steuer geben, der die Anfahrts-Odyssee als eine Art witziger Stau-Moderator erträglicher gemacht hat. Nochmal danke dafür!
Parookaville 2024: Warten ist das neue Feiern
Mittlerweile schlug die Uhr 17.45 Uhr. Halleluja - angekommen! Das Riesenrad ragt empor, die Silhouette der Second Mainstage zeigt sich, die ersten Beats sind zu hören. So hab ich mir das vorgestellt! An dieser Stelle greife ich den Texteinstieg nochmal auf: Warten ist das neue Feiern. Wir mussten unsere Tickets noch einmal umpersonalisieren. Eigene Blödheit, kann man sagen. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass es hier viel zu wenige Kassenhäuschen dafür gab. Wartezeit: weitere rund 80 Minuten.
Egal. Nach mittlerweile etwa sieben Stunden von Abfahrt zu Hause bis zum ersten Fuß in der beeindruckenden Parookaville-City will ich nur noch eins: Wasser! Und prompt gibt‘s wie mit dem Vorschlaghammer ein Déjà-vu ins Köpfchen genagelt: Warten, Schlange stehen, nochmal warten, immer noch Schlange stehen. Die wenigen kostenlosen Wasserstellen waren maßlos überlaufen und vor der „Token-Bank“ sah‘s auch nicht besser aus. Token sind das offizielle Zahlungsmittel auf dem Festival-Gelände. Ein Token entspricht einem Wert von 4,50 Euro. Eine Flasche Wasser (wenn man nicht vor den Wasserstellen warten will) kostet beispielsweise einen Token, also 4,50 Euro, plus einen halben Token (2,25 Euro) Pfand.
Dass so ein Festival-Besuch nicht günstig ist, ist jetzt keine große Überraschung. Trotzdem müssen wir einmal zusammenrechnen: Das Ticket für Freitag 129 Euro. Umpersonalisieren vor Ort: 30 Euro. Acker-Parkplatz 20 Euro. Drei 0,5 Liter-Flaschen Wasser 13,50 Euro. Sind wir mittlerweile bei 192,50 Euro. Ohne Essen.
Irgendwann bekommt man ja auch Hunger. Es gibt eine riesige Auswahl: Burger, Gyros, Pommes, Wraps, Asiatisches, Chili, Pommes, Tandori Chicken, Veganes, Vegetarisches usw. Es gibt wirklich alles. Meine Wahl fiel auf die Käsespätzle. 2,5 Token für ein Schälchen Käsespätzle mit Röstzwiebeln hört sich erstmal okay an, der Umrechnungskurs ist psychologisch gut gewählt. So haben die zugegebenermaßen echt leckeren Käsespätzle sportliche 11,25 Euro gekostet. Das ist amtlich und wenn‘s nach mir geht ein Fall für die Währungshüter.
Parookaville 2024: Was bleibt vom Besuch?
Nun war mein Parookaville-Besuch antialkoholischer Natur, trotzdem sind ja auch die Bierpreise immer einen Blick wert. Ein Bier (0,3 Liter), ein Token (4,50 Euro) plus Pfand. Hochgerechnet auf den in Fußballstadien üblichen halben Liter Bierbecher schlägt das sogar die meisten EM-Bierpreise: 7,50 Euro. Bei der Europameisterschaft 2024 waren es meist um die 6 Euro.
Was bleibt also von meiner Parookaville-Premiere? Ich würde sagen, vor allem drei Dinge:
- Ich bereue den Besuch nicht. Diese spektakulären Kulissen, die Lichtshows, die dutzenden Top-DJs und verschiedenen Stages muss man selbst gesehen haben, um das gewaltige Ausmaß zu realisieren. Wow!
- Die Stimmung war klasse. So viele gut gelaunte Menschen, freundlich, offen und friedlich. Bei so vielen Feiernden war das schon bemerkenswert.
- Die infrastrukturelle Organisation rund ums Festival-Gelände war nicht gut, auf der anderen Seite sind die Preise nach meinem Verständnis absurd hoch. Daher überwiegt die Erkenntnis: War irgendwie schön, Parookaville. Aber ich komm‘ nicht so schnell wieder.
(Update: Nach Angaben der Feuerwehr war der Löschzug sieben Minuten nach Alarmierung vor Ort, was eine Frage nach dem Zeitpunkt der Alarmierung oder dem Alarmierungsweg selbst aufwirft. Während die Polizei bereits wenige Minuten nach Ausbruch des Feuers eintraf, traf die Feuerwehr in der Tat erst über 30 Minuten später ein)
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