Weeze. Das dreitägige Parookaville-Festival ging mit einem Feuerwerk zu Ende - und mit einem Überraschungs-Gig von Tokio Hotel. So lief der Auftritt ab.
Schweißperlen rinnen ihnen über die Schulterblätter, während eine Gruppe junger Männer ohne Oberteil mit den Füßen in den Boden stampft – und dabei unzusammenhängende Worte grölt. Einen Meter weiter sitzt eine junge Frau in rot-gelbem Enten-Outfit im Schneidersitz auf dem Boden und nippt an einem Trinkpäckchen. Die ständige Begleitmusik: Dröhnender Bass, der bis ins Mark geht. Ein normales Bild auf dem Parookaville-Festival.
Täglich 75.000 Besucherinnen und Besucher reisten am Freitag, Samstag und Sonntag in das beschauliche 10.000-Seelen-Städten Weeze am Niederrhein, das so weit ab vom Schuss liegt, dass es vielen Menschen nur wegen seines Flughafens bekannt sein dürfte. 45.000 Menschen campten auf dem Gelände. 249 Euro ließen Festival-Besucher da, allein um für das Wochenende Zugang zum Event zu bekommen – Essen, Getränke und An- und Abreisekosten nicht inbegriffen.
Parookaville-Festival: EM-Saxophonist Andre Schnura hat zwei Auftritte
Ein teures Unterfangen, das sich für viele Besucher aber offensichtlich lohnt. „City of Dreams“, so nennen die Veranstalter das Event, weil Parookaville mehr sein soll als nur ein Fest für elektronische Musik. Das Gelände ist wie eine Stadt aufgebaut, mit Rathaus, Kirche, Postamt und Lotterie. Es gibt beeindruckende zwölf Bühnen, die größte von ihnen bietet Platz für 60.000 Feiernde. Dort traten am Wochenende Star-DJs wie Armin van Buuren, Dimitri Vegas & Like Mike, Steve Aoki und Showtek auf. Begleitet wurden ihre Auftritte nicht nur von den markerschütternden Klängen des Basses, sondern auch von Feuer-, Licht- und Laser-Shows, Konfetti-Regen und Spezialeffekten.
Auch der Saxophonist Andre Schnura war als Spezial-Gast eingeladen. Auf den Fan-Meilen hatte er sich in die Herzen der Fußball-Fans gespielt, am Wochenende trat er dann auf der Mainstage auf – und das gleich zweimal. Am Freitag spielte er mit dem trompetenden DJ Timmy Trumpet zum Kult-Song „Freed from Desire“, Samstag holte ihn das niederländische DJ-Duo „W&W“ auf die Bühne, wo er die EM-Hymne „Major Tom“ performte. Unter den 60.000 anwesenden Party-Gästen wurden die Handys gezückt, um den besonderen Moment einzufangen.
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Für das diesjährige Parookaville-Festival hatten die Veranstalter ein paar Änderungen vorgenommen. Die Mainstage bot nun Platz für 60.000 Feiernde – im Vorjahr waren es nur 45.000 gewesen. Mit neuem Ein- und Ausgang lief die Koordination auf der Mainstage unkompliziert, sagte Veranstalter Bernd Dicks unserer Redaktion.
Neu bei Parookaville: Theater-Distrikt mit Festspielhaus und Handlesen
Außerdem neu: Ein Theater-Distrikt mit einem Festspielhaus, in dem zum Beispiel der „Mentalist“ Timon Krause auftrat oder der Comedian Oliver Pocher zum Live-Podcast geladen war. Besucherinnen und Besucher konnte sich in dem neu geschaffenen Areal aber auch beim Handlesen die Zukunft voraussagen oder sich in einem Komplimente-Wagen mit Lob überschütten lassen.
Eine utopische Party-Stadt, in der Liebe, Zuckerwatte und Ekstase regieren, das klingt erst mal nach einem bunten Konfetti-Traum. Alles lief aber nicht rund: Am ersten Festival-Tag gab es Probleme bei der Anreise, weil wegen der Hitze ein kleiner Brand auf einem Parkplatz entstanden war. Feuerwehr, Party-Gäste und Flughafen-Passagiere verstopften die Straßen – und das, wo der Verkehr rund um das Festival-Gelände auch unter normalen Umständen schon einem Nadelöhr gleicht. Teilweise saßen die Besucherinnen und Besucher stundenlang im Auto, obwohl sie schon viel Geld für ihre Tickets ausgegeben haben.
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Zudem machte die Hitze am Wochenende vielen Party-Gästen zu schaffen. Am Samstag zeigte das Thermometer bis zu 33 Grad an. Die teils dehydrierten, verschwitzten und müden Camper mussten bis zu anderthalb Stunden anstehen, um fünfzehn Minuten in dem rund 700 Quadratmeter großen Swimmingpool auf dem Festival-Gelände verbringen zu dürfen. Am Abend dann Hitzegewitter – durchnässte Kleidung, verklebtes Make-up und matschige Schuhe bei den Feiernden. Und auch einige Toiletten boten spätabends keinen schönen Anblick. Aber so ist das eben auf Festivals, würden erfahrene Camper sagen – der ausgelassenen Stimmung auf dem Gelände tat all das jedenfalls keinen Abbruch.
Parookaville-Veranstalter Bernd Dicks zieht positives Fazit
Veranstalter Bernd Dicks zog am Sonntag ein positives Fazit: „Es war ein wunderschönes Festival, ich bin wirklich glücklich“, sagte er unserer Redaktion. „Ich habe nur strahlende Gesichter gesehen.“ Ob es etwas gibt, das er im nächsten Jahr anders machen würde? So direkt kam ihm da offenbar nichts in den Sinn. „Im Moment haben wir ein sehr gut funktionierendes Festival“, so Dicks.
Das Orga-Team habe in den vergangenen Tagen schnell auf aufkommende Probleme reagiert. Am Freitag gab es zum Beispiel Anreise-Frust, viele Besucher standen eine Stunde am Eingang und warteten auf ihr Festival-Shuttle. Dicks und sein Team organisierten kurzerhand eine weitere Shuttle-Station. Am Samstag habe die Wartezeit für Festival-Besucher dann nur noch höchstens 20 Minuten betragen.
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Parookaville: Überraschungs-Auftritt von Tokio Hotel
Am Sonntagabend, kurz vor dem Ende des Festivals, gab es dann noch eine Überraschung für die Besucher. Schon um 23.45 Uhr standen ein paar Dutzend Menschen erwartungsvoll vor dem Cupra-Bunker gegenüber des Riesenrads. Auf dem Dach des Bunkers über dem „I love Parookaville“-Schild wurde eine kleine Bühne aufgebaut, es gab einen Soundcheck und die Lichteffekte wurden mehrmals getestet.
Offiziell wusste keiner der Versammelten, wer auf dem Dach des Bunkers auftreten würde. Pfiffige Fans zogen aber vielleicht ihre eigenen Schlüsse: Rund zwei Stunden zuvor hatte Bill Kaulitz, der Frontmann von Tokio Hotel, ein Video in seiner Instagram-Story gepostet. Es zeigt, wie er - offenbar im Auto - Richtung Flughafen Weeze fährt, ein Straßenschild weist darauf hin.
Die Kaulitz-Zwillinge Bill und Tom wohnen eigentlich seit Jahren in Los Angeles. Gerade sind sie aber in Deutschland: Am Sonntagmorgen hatten sie noch beim Christopher Street Day (CSD) in Köln mitgefeiert.
Um 0:11 Uhr ging dann der Überraschungs-Gig los: Dampf stieg auf vom Dach des Bunkers, dann kamen Licht- und Feuereffekte dazu. Und schon tönte der aktuelle Hit „White Lies“ von Tokio Hotel über den Platz. „Gut seht ihr aus!“, rief Sänger Bill Kaulitz, eingekleidet in ein silberfarbenes Pailletten-Outfit, den unten versammelten Menschen zu. „Schön, dass wir hier sein können!“
Dann spielte die Bands weitere Songs, unter anderem die Hits „4x4“ und „Durch den Monsun“ - mit diesem Song war die Band groß rausgekommen. Nach 28 Minuten, genau genommen um 00:39 Uhr, war dann aber schon Schluss mit dem Gig. Einige Fans versuchten es mit „Zugabe“-Rufen, doch da waren die Techniker schon an der Bühne damit beschäftigt, die Musikinstrumente abzubauen. Eine kurze Überraschung war das - aber eine gelungene.
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