An Rhein und Ruhr. . Der laue Winter ist schuld: Deutlich mehr Blutsauger als sonst lauern auf Beute in NRW. Sie verstecken sich im kniehohen Gras, auf Farnen, im krautigen Dickicht. Bei einem Stich droht Menschen die Übertragung ernster Krankheiten.

Axel Freudes Zecken-Barometer hat vier Beine und hört auf den Namen „Rufus“. Der Jagdhund, ein Deutsch-Langhaar, neun Jahre alt, begleitet den Förster durch Wald und Wiesen im Duisburger Süden. Bei der anschließenden Fellbeschau heißt es: Zecken zählen – das Ergebnis gibt einen vagen Hinweis, wie verbreitet die Blutsauger derzeit draußen sind. Und in diesem Sommer ist es arg: „Ich pflücke pro Tag mindestens fünf Zecken von Rufus “, berichtet der 54-jährige Förster. Das Wetter dürfte dafür verantwortlich sein, dass es so viele Parasiten gibt. „Der Winter war sehr lau, da werden mehr Tiere als sonst überlebt haben“, erläutert Holger Sticht vom Umweltverband BUND.

Schon Zecken-Babys haben Blutdurst

Die Parasiten lauern im kniehohen Gras, auf Farnen, im krautigen Dickicht. An Rhein und Ruhr verbreitet ist der Gemeine Holzbock, gerade zwei bis vier Millimeter groß. Schon Jungtiere, Nymphen genannt, und sogar Larven haben Blutdurst. Spaziergänger auf Wegen haben freilich nicht viel zu fürchten. Wer aber mit dem Hund auch abseits unterwegs ist, oder Kinder, die querfeldein spielen oder einen Ball aus dem Grün holen – all jene können sich durchaus eine oder mehrere Zecken einfangen. Grund zur Panik ist das nicht; weil die Blutsauger aber Überträger ernster Krankheiten sein können, muss man sorgsam mit einem Befall umgehen. Zecken sollten zügig entfernt werden.

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Die gute Nachricht: Die Erreger der bislang gefährlichsten Krankheit, die durch Zecken übertragen werden kann, sind in Nordrhein-Westfalen nicht verbreitet. Lediglich sieben Fälle der Hirnentzündung FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis) zählten die NRW-Behörden im vergangenen Jahr, 2012 waren es drei. Und in fast allen Fällen konnte nachgewiesen, dass sich die Betroffenen die Erkrankung andernorts zugezogen haben. NRW gilt deshalb weiterhin nicht als FSME-Risiko-Gebiet.

Allerdings, Zecken können auch Borreliose übertragen – eine Infektionskrankheit, ähnlich einer Sommergrippe. Sie kann mit schweren Gelenkschmerzen einhergehen, chronisch werden und ist in NRW durchaus verbreitet. „Typisches Anzeichen ist die ‘Wanderröte’ – eine ringförmige Rötung um den Zeckenstich mit blassem Zentrum“, erklärt Dr. Annette Jurke vom Landeszentrum Gesundheit in Münster. Ihre Empfehlung: ab zum Arzt. Der entscheidet dann im Einzelfall, ob ein Antibiotikum gegeben werden muss. Zahlen zur Verbreitung von Borreliose gibt es nicht, weil die Krankheit nicht meldepflichtig ist.

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Zecken saugen tagelang beim Menschen Blut – wenn man sie denn lässt. Eine Infektion mit Borreliose erfolgt in der Regel erst nach 24 bis 48 Stunden. Jurkes Rat heißt deshalb: Rasch (aber nicht hektisch) runter mit den Biestern. „Um Zecken zu entfernen, sollte man sie möglichst tief, also nah an der menschlichen Haut, greifen, und ziehen“, erklärt Axel Freude. Erfahrene Zeckenjäger wie er nutzen ihre bloßen Finger; weniger Erfahrene verwenden besser eine handelsüblichen Zeckenzange. Wichtig: kein Öl verwenden. Es kann dazu führen, dass die Zecken mehr von ihrem Speichel abgeben, mit dem etwaige Borreliose-Erreger übertragen werden.