Mainz. Wenn der Schädel brummt, macht das Leben nur noch halb so viel Spaß. Kopfschmerzen können harmlos sein, aber auch Zeichen einer ernsthaften Krankheit. Vor allem bei schweren und regelmäßigen Kopfschmerzen ist es wichtig, einen Arzt aufzusuchen und die Ursache abklären zu lassen.
Es pocht, es dröhnt, es sticht: Kopfschmerzen treffen viele Menschen immer mal wieder. Zwischen 200 und 360 Arten von Kopfschmerzen gibt es schätzungsweise. Dabei unterscheiden die Mediziner zwischen primären Kopfschmerzen, denen keine andere Krankheit zugrunde liegt, und sekundären, die Folge einer Erkrankung wie einer Nasennebenhöhlenentzündung oder eines Tumors sind.
Am häufigsten sind Spannungskopfschmerzen und Migräne. Rund 90 Prozent der Kopfschmerzpatienten leiden unter einer dieser primären Kopfschmerzarten. Begünstigt werde das Auftreten der Schmerzen durch bestimmte Lebensgewohnheiten, sagt Susann Seddigh, Neurologin und Leitende Oberärztin am DRK Schmerz-Zentrum Mainz. Zu wenig Bewegung, Stress, Schlafmangel oder unregelmäßiges Essen und Trinken könnten sich schmerzfördernd auswirken. Wer dann immer wieder zu Schmerzmitteln greift, gerät in einen Teufelskreis. Durch zu häufigen Medikamentengebrauch kann eine neue Art von Kopfschmerz entstehen: der sogenannte medikamenteninduzierte Kopfschmerz. Ein Überblick.
Spannungskopfschmerz
Er steht auf Platz eins der häufigsten Kopfschmerzarten. Der leichte bis mittelstarke Schmerz ist Seddigh zufolge dumpf und drückend. Er könne mehrere Tage lang anhalten, bessere sich jedoch häufig an der frischen Luft. Es gibt keine Begleitsymptome, und die Patienten können trotz der Schmerzen meist gut ihren Alltagsbeschäftigungen nachgehen.
Bei einem akuten Anfall von Spannungskopfschmerz helfen schmerzhemmende Wirkstoffe wie Aspirin, Paracetamol oder Ibuprofen. Ebenso wirksam sei Pfefferminzöl, erläutert Prof. Hartmut Göbel, Chefarzt der Schmerzklinik Kiel. Das Öl wird äußerlich auf Stirn, Schläfen und Nacken aufgetragen. Vorbeugend sei es hilfreich, für eine mentale und muskuläre Entspannung zu sorgen, empfiehlt er. Auch eine Sporttherapie könne sich positiv auswirken.
Migräne
Anders als der Spannungskopfschmerz ist eine Migräneattacke verbunden mit Begleiterscheinungen wie Übelkeit, Erbrechen sowie Licht- und Geräuschempfindlichkeit. Der pochende, pulsierende Schmerz der Migräne wird bei körperlicher Belastung schlimmer, ein normaler Tagesablauf ist oft unmöglich. Frauen sind deutlich häufiger von Migräne betroffen als Männer. Während etwa 7 Prozent der männlichen Bevölkerung unter Migräneattacken zu leiden hätten, seien es bei den Frauen 12 bis 14 Prozent, sagt Stefanie Förderreuther von der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft.
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Bei der Behandlung sei zu unterscheiden zwischen vorbeugenden Maßnahmen und der Therapie der Attacke, erläutert die Neurologin. Zur Bekämpfung der Attacke sollten Schmerzmittel in Verbindung mit Medikamenten gegen Übelkeit eingenommen werden. Entscheidend sei es, frühzeitig mit der Einnahme zu beginnen und eine ausreichend hohe Dosierung zu wählen, die höher liege als etwa beim Spannungskopfschmerz. Das Medikament gegen Übelkeit sollte zuerst eingenommen werden, weil dann die Schmerzmittel eine bessere Wirkung zeigten, empfiehlt Förderreuther.
Vorbeugend rät die Neurologin zu regelmäßigem Ausdauersport sowie zum Erlernen von Entspannungstechniken. Auch eine Verhaltenstherapie zum Stressabbau helfe im Einzelfall. Eine prophylaktische Medikamentengabe über einen begrenzten Zeitraum könne die Erkrankung zudem "beruhigen". Das sei zu empfehlen, wenn Migräneattacken mehr als dreimal pro Monat auftreten, lange anhalten und nicht gut auf die Akuttherapie ansprechen. Migräne ist in jedem Fall eine Kopfschmerzart, die ärztlich abgeklärt werden sollte.
Medikamenteninduzierter Kopfschmerz
Dieser kann vorliegen, wenn die bisher bekannten Schmerzattacken plötzlich immer länger dauern oder sogar zum Dauerzustand werden und wenn immer mehr Medikamente gebraucht werden, um den Schmerz zu lindern. Indiz für diesen Kopfschmerztyp ist Göbel zufolge das Überschreiten der 10-20-Regel. Sie besagt, dass Akutschmerzmittel an weniger als 10 Tagen pro Monat eingenommen werden sollten, an mindestens 20 Tagen pro Monat sollten keine Medikamente gegen Kopfschmerzen genommen werden. Auch hier ist der Gang zum Arzt unabdingbar.
Die einzige nachhaltig wirksame Strategie gegen diesen Folgekopfschmerz sei es, eine Medikamentenpause einzulegen. Es könne dabei jedoch ein sogenannter Rückschlagkopfschmerz entstehen, der die Patienten sehr stark beeinträchtigt, erläutert Göbel. Deshalb sei eine Begleitmedikation und bei schweren Verläufen auch eine stationäre Behandlung ratsam. (dpa)