Berlin. Aspirin, Ibuprofen und Paracetamol sind weit verbreitete rezeptfreie Schmerzmittel. Allerdings sind diese Medikamente nicht so harmlos wie viele denken. Professor Kay Brune von der Deutschen Schmerzgesellschaft erklärt, welche Wirkungen und Gefahren die unterschiedlichen Arzneimittel haben.

Knieprobleme? Einfach eine Weile Ibuprofen nehmen. Ständig Kopfschmerzen? Paracetamol hilft. Probleme, morgens aus dem Bett zu kommen? Aspirin liegt schon griffbereit. Solch ein leichtfertiger Umgang mit vermeintlich harmlosen Schmerzmitteln kann gefährlich sein. "Im Großen und Ganzen gehen die Deutschen mit Schmerzmitteln verantwortungsvoll um", sagt Prof. Kay Brune von der Deutschen Schmerzgesellschaft. "Trotzdem gibt es Missbrauch." Viele nehmen die rezeptfreien Medikamente schlicht zu häufig und wissen nicht, wie die Präparate wirken und wann ihr Einsatz sinnvoll ist.

Am weitesten verbreitet sind entzündungshemmende Schmerzmittel wie die Arzneistoffe ASS (Aspirin), Diclofenac und Ibuprofen, die in jeder Apotheke ohne Rezept zu bekommen sind. Gemein ist den Mitteln, dass sie die Bildung von Schmerzbotenstoffen verhindern, Fieber senken und Entzündungen entgegenwirken. "Entzündungshemmer werden am häufigsten genommen, haben aber eine Menge Komplikationen", sagt Gerhard Müller-Schwefe. "Dass sie frei verkäuflich sind, macht sie nicht zu harmlosen Medikamenten", warnt der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Schmerztherapie. Sie könnten - je nach Dosis - das Risiko von Herzinfarkten und Magenblutungen erhöhen.

Brune weist allerdings darauf hin, dass die schädlichen Wirkungen stark von Therapieform, Dosierung und Alter des Patienten abhängen. Junge Menschen ohne Grunderkrankungen müssten sich wenig Sorgen machen, wenn sie ab und zu eine Schmerztablette nähmen. Mit zunehmendem Alter steigen allerdings die Risiken: "Leider sind es die Älteren, die ihr tägliches Schmerzmittel brauchen, um mit den täglichen Herausforderungen fertig zu werden."

Paracetamol wirkt giftig auf die Leber

Im Gegensatz zu den Wirkstoffen ASS, Ibuprofen und Diclofenac, die auch direkt am entzündlichen Teil des Körpers ansetzen, wirkt Paracetamol nur im zentralen Nervensystem. Das Medikament ist ebenfalls nicht harmlos. "Es hat sich erst in den letzten Jahren herausgestellt, dass Paracetamol genauso wie Ibuprofen oder Diclofenac die Bildung der Gewebeschutzstoffe behindert", sagt Brune. Paracetamol könne daher alle Probleme der sogenannten Prostaglandin-Synthesehemmer aufweisen. Was hinzukommt: Paracetamol wirkt giftig auf die Leber. Es müsse daher sehr niedrig dosiert werden, so der Experte.

Die Kraft der Heilpflanzen

Die Pflanzenheilkunde ist keine Erfindung der Neuzeit, sondern schon seit Jahrhunderten bekannt.
Die Pflanzenheilkunde ist keine Erfindung der Neuzeit, sondern schon seit Jahrhunderten bekannt. © imago stock&people
Wie bei allen homöopathischen Verfahren ist das Ziel der Heilpflanzenkunde die Selbstheilung des Körpers.
Wie bei allen homöopathischen Verfahren ist das Ziel der Heilpflanzenkunde die Selbstheilung des Körpers. © imago stock&people
Eine Altersgrenze gibt es nicht: Heilpflanzen können bei Jung und Alt wirken.
Eine Altersgrenze gibt es nicht: Heilpflanzen können bei Jung und Alt wirken. © imago stock&people
Die Wirkstoffe können in verschiedener Weise aufbereitet werden:
Die Wirkstoffe können in verschiedener Weise aufbereitet werden: © imago stock&people
Man kann sie in Form von Tabletten, als Tropfen...
Man kann sie in Form von Tabletten, als Tropfen... © imago stock&people
...oder als Tee zu sich nehmen.
...oder als Tee zu sich nehmen. © imago stock&people
Dem Institut Allensbach zufolge legen 33 Prozent der Deutschen großen Wert auf schonende Medikamente und nehmen bei Beschwerden Naturheilmittel ein.
Dem Institut Allensbach zufolge legen 33 Prozent der Deutschen großen Wert auf schonende Medikamente und nehmen bei Beschwerden Naturheilmittel ein. © imago stock&people
Ätherische Öle aus Fenchel, Kümmel, Koriander und Pfefferminze können bei Magen-Darm-Beschwerden helfen.
Ätherische Öle aus Fenchel, Kümmel, Koriander und Pfefferminze können bei Magen-Darm-Beschwerden helfen. © imago stock&people
Bei Erkrankungen der Atemwege oder...
Bei Erkrankungen der Atemwege oder...
...bei Hautproblemen sind Heilpflanzen außerdem oft wirksam.
...bei Hautproblemen sind Heilpflanzen außerdem oft wirksam. © imago stock&people
Bei schweren Beinen helfen die Samen der Rosskastanie: Sie fördern den Blutrückstrom und stärken die Venenwand.
Bei schweren Beinen helfen die Samen der Rosskastanie: Sie fördern den Blutrückstrom und stärken die Venenwand. © WAZ FotoPool
Heilpflanzen enthalten keine chemischen Wirkstoffe und haben deshalb selten Nebenwirkungen.
Heilpflanzen enthalten keine chemischen Wirkstoffe und haben deshalb selten Nebenwirkungen. © imago stock&people
Wem die Naturheilmittel nicht helfen, der sollte auf jeden Fall zum Arzt gehen.
Wem die Naturheilmittel nicht helfen, der sollte auf jeden Fall zum Arzt gehen. © imago stock&people
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Gefährlich ist auch, dass der Wirkstoff in zahlreichen Kombinationsschmerzmitteln enthalten ist. Dadurch sei es weder für den Patienten noch für den Arzt einfach zu erkennen, ob die empfohlene Tageshöchstdosis überschritten wurde. "Daher kann es leicht zu Überdosierungen kommen", erklärt Brune. Wer bereits Leberschäden hat, stark untergewichtig ist oder chronische Muskelerkrankungen hat, sollte Paracetamol nicht einnehmen.

Ursula Sellerberg von der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) rät generell, rezeptfreie Schmerzmittel nicht länger als drei Tage hintereinander und nicht häufiger als zehnmal im Monat einzunehmen. Grundsätzlich gilt dabei: so selten und so niedrig dosiert wie möglich. "Auch einfache Schmerzmittel sollte man nie ohne ärztlichen Rat nehmen. Es ist weit sinnvoller, erst eine exakte Diagnose zu haben", mahnt Müller-Schwefe. (dpa)