Berlin. Impfungen können vor einer schweren Erkrankung schützen - jedoch nur dann, wenn Ärzte auch genügend Impfstoff für ihre Patienten zur Verfügung haben. Experten befürchten Engpässe. Laut “Welt am Sonntag“ melden Pharmaunternehmen bereits zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage Lieferschwierigkeiten.
In Deutschland kommt es bei der Versorgung mit Impfstoffen nach Warnungen von Medizinern immer häufiger zu Problemen. Die Engpässe hätten eine neue Dimension erreicht, sagte der Sprecher der Kommission für Infektionskrankheiten und Impffragen der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendmedizin (DAKJ), Ulrich Heininger, der "Welt am Sonntag".
Ein Pharmaunternehmen meldete dem Bericht zufolge jüngst zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage Lieferschwierigkeiten. Betroffen seien Impfstoffe gegen Masern, Mumps, Röteln und Windpocken sowie ein Kombinationsmittel gegen Diphtherie, Tetanus, Keuchhusten und Polio.
Zeitliche Verzögerungen sind normal
"Impfstoffe sind komplexe biologische Arzneimittel, bei deren Herstellung und Prüfung es immer mal wieder zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann", erklärte der Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts, Klaus Cichutek, am Sonntag auf Anfrage im hessischen Langen. Das Bundesinstitut ist für die Zulassung von Impfstoffen zuständig.
Es bestehe kein Grund zur Verunsicherung, da es in den meisten Fällen Alternativen gebe. "Die Versorgung der Bevölkerung mit den notwendigen Impfstoffen ist aktuell gesichert: Es ist genug Impfstoff da." Sollte sich daran etwas ändern, werde das Institut die Menschen informieren. Einzig bei der Impfung gegen Windpocken seien vorübergehende Engpässe möglich, weil nicht genug Alternativ-Impfstoffe zur Verfügung stünden.
Monopolisierung der Impfstoffproduktion
Die Ursache für den Mangel liegt laut DAKJ-Sprecher Heininger in einer zunehmende Monopolisierung der Impfstoffproduktion. Er sieht Handlungsbedarf seitens der Politik: "Der Staat sollte Hersteller verpflichten, zur Sicherstellung der Versorgung ein Vorratslager für Standard-Impfstoffe anzulegen." Das Gesundheitsministerium erklärte der Zeitung, es gebe "keinen Grund für Verunsicherung oder für Panik".
Dem Bericht zufolge melden auch Tropeninstitute Engpässe bei Mitteln gegen Tollwut, Gelbfieber und Typhus. "Ich arbeite seit 20 Jahren als Tropenmedizinerin hier am Institut - aber solche massiven Probleme in der Versorgung mit Impfstoffen wie in den vergangenen Monaten habe ich bisher noch nicht erlebt", sagte die Leiterin des Tropeninstituts an der Berliner Charité, Gundel Harms-Zwingenberger, der Zeitung. (dpa)