Essen.. Eine Umfrage der Gesellschaft für Konsumforschung im Auftrag der Apotheken Umschau hat herausgefunden, dass 7,1 Prozent der Verbraucher abgelaufene Arzneien weiter benutzen. Gefährlich ist das in aller Regel zwar nicht, aber auch nicht in jedem Fall der Gesundheit besonders förderlich.


Eine Umfrage der Gesellschaft für Konsumforschung im Auftrag der Apotheken Umschau hat herausgefunden, dass 7,1 Prozent der Verbraucher abgelaufene Arzneien weiter benutzen. Gefährlich ist das in aller Regel zwar nicht, aber auch nicht in jedem Fall der Gesundheit besonders förderlich.

Das Verfallsdatum

Viele Verbraucher sind überzeugt, das Verfallsdatum sei ein Winkelzug der Pharmaindustrie, um noch mehr Geld zu scheffeln. Tatsächlich können viele Medikamente – und hier vor allem Pillen und Tabletten – auch Jahre nach ihrem Verwendbarkeitsdatum noch wirksam und bekömmlich sein. Das haben Studien belegt.

„Das Verfallsdatum wurde aber nicht auf die Verpackung gedruckt, weil dort gerade noch Platz war“, sagt Sebastian Sokolowski, Sprecher der Apothekerkammer Westfalen-Lippe. Mit dem Verfallsdatum garantiere das Pharmaunternehmen bis zum Ablauf einen Wirkstoffgehalt von 100 Prozent und die Verträglichkeit des Medikaments, danach hafte der Hersteller nicht mehr. Eine Schmerztablette wechselt gleichwohl nicht von einen Tag auf den anderen den Status von „wirksam“ auf „gefährlich“, sagt Sokolowski. „Wir befinden uns hier aber in einer Grauzone und der Patient muss selbst entscheiden, ob er das Medikament nach Ablauf noch nimmt. Wir raten davon ab.“

ArzneimittelTabletten und Salben

Das Schlucken von abgelaufenen Schmerztabletten wie Ibuprofen, ASS oder Paracetamol, die nicht mehr den vollen Wirkstoffgehalt besitzen und somit weniger Linderung bringen, könne durchaus heikel sein. „Die schmerzstillende Wirkung ist vermindert, aber die Nebenwirkungen bleiben in aller Regel.“ Auch wasserhaltige Salben, die ihre beste Zeit hinter sich haben, können unter Umständen mehr schaden als nützen. „Wenn sich aufgrund der langen Lagerung der Öl- und der Wasseranteil trennen, kann es sein, dass der Wirkstoff nicht mehr gleichmäßig verteilt wird“, erklärt der Experte.

Kritisch seien zudem Arzneien, die exakt auf das Milligramm genau dosiert werden müssen. Eine geringere Wirkstoffkonzentration könne gravierende Folgen haben. „Das gilt für viele Medikamente bei Epilepsie, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und auch Hormonpräparate“, sagt Sokolowski.

Angebrochene Medikamente

Ein Verfallsdatum sollte grundsätzlich nicht mit dem Mindesthaltbarkeitsdatum von Lebensmitteln verwechselt werden. Denn während man bei einem Joghurt oder Quark riechen, sehen und schmecken kann, ob er noch gut ist, dürfte dies bei Medikamenten schwieriger werden. Anhaltspunkte gibt es aber auch: verfärbte oder brüchige Tabletten, geschrumpfte Gelkapseln und ranzig müffelnde oder ölige Salben sollten besser entsorgt werden.

Besondere Vorsicht sollten Verbraucher bei angebrochenen Medikamenten walten lassen. Nasensprays zum Beispiel, die bereits bei einer Erkältung hilfreich waren, sollten nicht für den nächsten Schnupfen aufbewahrt werden, rät Sebastian Sokolowski. Denn sie könnten verunreinigt sein. „Man sollte den Beipackzettel aufmerksam lesen, wie lange ein Medikament nach dem Anbruch verwendet werden kann. Auch die Apotheke weiß hier Rat“, sagt Sokolowski

Angebrochene Salben, Cremes, Gels und Tinkturen sind allerdings besonders empfindlich, reagieren sie doch mit Sauerstoff und mit Licht.

Lagerung und Entsorgung

Gelagert werden Medikamente trocken, kühl und dunkel und somit keineswegs im feucht-warmen Badezimmer oder gar im Handschuhfach des Autos mit extremen Temperaturschwankungen. Abgelaufene Medikamente nehmen übrigens die meisten Apotheken entgegen. Zwar kann das Gros der Arzneien auch in den Hausmüll geworfen werden. Bei Haushalten mit Kindern raten Experten aber von dieser Praxis ab: Zu leicht werden die weggeworfenen bunten Pillen mit leckeren Bonbons verwechselt. Und: Medikamente gehören keinesfalls in die Toilette.