Stuttgart. Eitelkeit, Schönheit, Gesundheit - Das Geschäft mit den Fitnessstudios boomt. Immer mehr Deutsche besuchen die früher als “Muckibuden“ verschrienen Fitnesstempel. Nach Meinung der Experten wird der Markt auch weiter wachsen, wenngleich einige kleinere Studios hier wohl in die Röhre schauen werden.
Mit der menschlichen Eitelkeit lässt sich eine Menge Geld verdienen - mit Schweiß auch. Jeder zehnte Deutsche ackerte im vergangenen Jahr im Fitnessstudio und die Tendenz ist steigend. Gleichzeitig nimmt das Gerangel der Anbieter zu: Aktuell dringt Pop-Ikone Madonna mit ihrer Fitnesskette Hard Candy auf den hiesigen Markt und will im deutschsprachigen Raum in den kommenden drei Jahren 35 Studios eröffnen. Experten prognostizieren der Branche weiter Wachstum - allerdings nicht jedem.
"Da ist noch sehr großes Potenzial", sagt Karsten Hollasch, der für die Unternehmensberatung Deloitte den Fitness-Markt in einer Studie analysiert hat. Etwa im Gesundheitsbereich, für junge Leute oder für Senioren fehlten noch Angebote.
Studioketten haben 3,5 Millionen Kunden
"Momentan ist es so, dass die neuen Studios, die sich am Markt etablieren, im Wesentlichen zu Ketten gehören", erläutert Hollasch. Sie sind der Studie zufolge in den vergangenen fünf Jahren stärker gewachsen als Einzelbetreiber - und haben mittlerweile mit 3,5 Millionen Mitgliedern fast so viele Kunden wie alle individuellen Studios zusammen.
Der Gründer der Kette Bodystreet, Matthias Lehner, erklärt das auch mit dem McDonald's Effekt: "Man weiß einfach, was einen erwartet", sagt Lehner. "Eine Marke schafft Vertrauen." Die Zahl der Bodystreet-Standorte hat sich allein im vergangenen Jahr von 74 auf 140 fast verdoppelt. Auch der Umsatz soll sich 2013 verdoppeln - und bei 25 Millionen Euro liegen.
Das Angebot wird sich insbesondere in der Breite verändern
Dabei setzt Bodystreet im Gegensatz zu anderen Ketten auf ein sehr spezielles Angebot: Nur maximal zwei Kunden teilen sich einen Trainer und statt Gewichten gibt es leichte Stromstöße, die die Muskeln stimulieren sollen. "Ich bin davon überzeugt, dass man in der Branche nur durch eine starke Abgrenzung erfolgreich wird", sagt Lehner.
Branchenkenner Hollasch sieht das ähnlich: "Das Angebot wird sich insbesondere in der Breite verändern und sich stärker auf bestimmte Zielgruppen fokussieren." Ein weiteres Beispiel dafür sei etwa die Kette Mrs. Sporty, die sich mit einem halbstündigen Zirkeltraining an Geräten ausschließlich an Frauen richtet. Der größte deutsche Anbieter McFit punktet wiederum mit besonders niedrigen Preisen.
Candy Fitness hat ehrgeizige Ziele
"Problematisch wird es für die, die in der Mitte positioniert sind und sich im Vergleich zu den Wettbewerbern nicht stark genug differenzieren", warnt Hollasch.
Die Kette Hard Candy Fitness, die sich immerhin mit Madonnas Namen schmücken darf, tritt indes mit ehrgeizigen Zielen an. Geplant sind drei weitere Studios in Berlin - in den nächsten drei Jahren soll es insgesamt 35 Standorte in Deutschland, Österreich und der Schweiz geben. Jedes Studio kostet zwischen drei und vier Millionen Euro, wie die Jopp AG als Lizenznehmerin der Kette hierzulande verrät.
Gesamtumsatz der Branche lag bei mehr als 4 Milliarden Euro
Was Madonna sich ausgerechnet von einer Expansion nach Deutschland verspricht? "Hier ist noch riesiges Potenzial", sagt die Sprecherin des deutschen Standortes. Das bestätigt auch Studienautor Hollasch. "Es ist ein Markt, der weiter wächst." In diesem Jahr erwartet er ein Plus zwischen 3 und 5 Prozent. Zuletzt lag der Gesamtumsatz der Branche bei mehr als 4 Milliarden Euro.
"Unsere Auffassung ist, dass Wettbewerb das Geschäft belebt", sagt Nicola Pattberg, Sprecherin von Deutschlands größter Fitnesskette McFit. Betreiber müssten deshalb klar differenzieren und neue Ideen entwickeln. Der Discount-Anbieter mit 1,2 Millionen Mitgliedern hat dazu neben den bloßen Geräten ein virtuelles Training mit verschiedenen Kursen eingeführt.
Fitness First gibt sich ehrgeizig
Auch Fitness First - mit rund 270.000 Mitgliedern die Nummer 2 in Deutschland - sieht "noch genügend Wachstumspotenzial". Anders als die Konkurrenz bietet Fitness First unter einem Markennamen verschiedene Angebote für einzelne Zielgruppen: Neben Frauenstudios und günstigeren Lifestyle-Clubs gibt es etwa Standorte im gehobenen Bereich mit Schwimmbad oder Training auf der Dachterrasse.
Auch diese Kette gibt sich ehrgeizig: "Wir rechnen mit steigenden Mitgliederzahlen", sagt eine Sprecherin. Die Konkurrenz von Madonnas Fitnesskette nimmt man aber nicht auf die leichte Schulter. "Wir nehmen jeden Wettbewerber ernst."