Duisburg/Münster. . In Duisburg sind Unternlagen über Infektionen mit dem MRSA-Bakterium verschwunden. Im Gesundheitsamt fehlen Akten von mindestens vier Personen, die sich mit MRSA infiziert haben. Es ist die nicht die einzige Pleite beim Versuch, die Verbreitung des Keims zu dokumentieren.

Keim-Roulette in Duisburg: In der 488 000-Einwohner-Stadt sind amtliche Dokumente über Infektionen mit dem gefährlichen Bakterium MRSA verschwunden. Andere meldepflichtige MRSA-Krankheitsfälle wurden erfasst, aber nicht weitergeleitet an das NRW-Landeszentrum Gesundheit (LZG) in Münster. Das belegen Unterlagen, die der WAZ vorliegen.

Danach fehlen im Duisburger Gesundheitsamt mindestens die Akten von vier Personen, die sich mit MRSA infiziert haben. Die Krankheitsfälle stammen aus dem Jahr 2010. Die Schicksale der Betroffenen, zwei Frauen und zwei Männer, sind ungewiss. Das Gesundheitsamt bestätigt, dass über die Infizierten „keine interne Akte zu finden und auch keine Meldung ans LZG Münster erfolgt ist“.

Duisburger Fälle fehlen in der Statistik des Robert-Koch-Instituts

Nach Recherchen der WAZ ist es nicht die einzige Pleite bei dem Versuch, die Verbreitung des multiresistenten Keims zu dokumentieren. Auch andere Daten gingen verloren. Mehr als 25 Prozent aller MRSA-Infektionen in Duisburg, die das Gesundheitsamt dem LZG hätte melden müssen, kamen dort 2010 nicht an: zehn von 39 Fällen fielen unter den Tisch. 2012 wiederholte sich die Panne. Diesmal schafften es zehn Prozent der Duisburger MRSA-Fälle nicht in die Landeserfassung nach Münster: acht von 82 blieben auf der Strecke. Weil die MRSA-Fälle nicht beim LZG auftauchten, fehlten die Duisburger Zahlen auch in der bundesweiten MRSA-Statistik des Berliner Robert-Koch-Instituts (RKI).

Das Datenleck fiel erst der WAZ auf. Auf deren Hinweis erkannte das LZG, dass es unkorrekte Meldungen erhalten und weitergegeben hatte. Die Behörde spricht von einer „versehentlichen Nicht-Erfassung“.

Unterdessen steigt die Zahl der MRSA-Fälle in Duisburg – gegen den Landestrend. Im ersten Halbjahr 2013 wurden 49 Infektionen in der Stadt gemeldet, das sind rund 60 Prozent des gesamten MRSA-Aufkommens in 2012. Mehr als 60 Prozent der Duisburger Fälle kommen aus den Helios-Kliniken St. Johannes, St. Vincenz und Marien, die ein Viertel der rund 4000 Duisburger Krankenhausbetten stellen. St. Johannes bündelt ein knappes Viertel aller MRSA-Fälle in Duisburg. Wie viele Todesfälle 2013 mit MRSA in den drei Häusern verbunden waren, sagt Helios nicht. 2012 stieg die Zahl der MRSA-Opfer in Duisburg im Vergleich zum Vorjahr um einen Todesfall auf 25.

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