Sydney. Die Korallen des Great Barrier Reefs könnten schon bald eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung neuer Sonnenschutzcremes spielen. Denn Wissenschaftler wollen die UV-abweisenden Eigenschaften der Korallen nutzen. Bis zur Marktreife ist es allerdings noch ein weiter Weg.
Auf der Suche nach der ultimativen Sonnenschutzcreme sind Wissenschaftler in Australien den Korallen des Großen Barrier-Riffs zu Leibe gerückt. Sie entdeckten Filter, die die Korallen seit Millionen Jahren vor den UV-Strahlen der gleißenden Sonne schützen. Den Experten sei es jetzt gelungen, die Filter so nachzuahmen, dass sie auch in Sonnencreme für Menschen wirken, berichtete die australische Wissenschaftsbehörde CSIRO am Dienstag. Marktreif ist das Mittel aber noch nicht. Deutsche Experten sprachen von einem interessanten Ansatz, äußerten sich aber vorsichtig.
"Dieser Durchbruch bereitet das Feld für eine neue Generation von Sonnenschutzcremes mit Filtern, wie sie die Korallen des Großen Barrier Riffs über Millionen Jahre entwickelt haben", teilte die Behörde mit. "Die Filter sind durchsichtig, geruchslos und sehr stabil, und können deshalb in Cremes verwendet werden", sagte Projektleiter Mark York. Zu viel UV-Strahlung kann Hautkrebs auslösen. Australien hat eine der höchsten Hautkrebsraten der Welt
Korallenforschung schon seit 20 Jahren
Die Sonnenschutzfilter der Korallen, die sowohl vor UVA- als auch UVB-Strahlen schützen, erforschten Wissenschaftler des Meeresforschungsinstituts (AIMS) in den vergangenen 20 Jahren.
CSIRO nutzte die Erkenntnisse, um zusammen mit einem Cremehersteller Filter zu entwickeln, die in Sonnenschutzcreme für Menschen verwendet werden können. Die neuen Cremes sollen nach Angaben von CSIRO innerhalb von fünf Jahren auf den Markt kommen.
Die Angaben seien zu oberflächlich
"Das hört sich sehr interessant an", sagte die Molekularbiologin Beate Volkmer von der Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Prävention. "Die Korallen sind ja davon abhängig, weil sie sehr großer UV-Strahlung ausgesetzt sind." Allerdings sei ausgehend von den Angaben der australischen Wissenschaftsbehörde noch nicht zu beurteilen, wie gut ein solcher Sonnenschutz beim Menschen wirkt. So müsse man wissen, welcher Teil des Lichtspektrums besonders gut weggefiltert wird. Auch der Direktor des Zentrums für Dermatologie am Wuppertaler Helios-Klinikum, Percy Lehmann, hält die Informationen für nicht ausreichend. Die Angaben in der Mitteilung seien zu oberflächlich. "Weitere experimentelle Befunde müssen abgewartet werden, um eine fundierte Beurteilung abgeben zu können." (dpa)