Berlin. Prüfungsdruck und straffe Stundenpläne: Viele Studenten stresst die hohe Arbeitsbelastung im Studium. Gutes Zeitmanagement ist deshalb besonders wichtig. Das fängt an mit klaren Zielen. Studierende sollten sich immer wieder fragen: Was will ich überhaupt?

In Rekordzeit das Studium durchziehen, in den Ferien Praktika machen und am besten noch ein Auslandsaufenthalt - viele Studenten setzen sich heute enorm unter Druck.

Laut einer Befragung von Bachelor-Studenten fühlen sich zwei von drei (68 Prozent) durch das Studium gestresst. Jeder Zweite (49 Prozent) ist so gestresst, dass er sich davon beeinträchtigt fühlt. Das ergibt sich aus einer Umfrage des HIS-Instituts für Hochschulforschung unter rund 4000 Bachelor-Studenten im Auftrag des Deutschen Studentenwerks (DSW).

Gutes Zeitmanagement ist wichtig

Dazu kommt: Den Arbeitseinsatz für das Studium schätzt mehr als jeder Dritte (36 Prozent) als hoch ein - jeder Achte (12 Prozent) ist überfordert. Das zeigt die Sozialerhebung des DSW. Gutes Zeitmanagement ist für Studenten heute deshalb wichtiger denn je. "Eine 23-jährige Studentin mit Burn-out ist ein Extremfall, aber es gibt sie", warnt Sabrina Störkel von der Studienberatung der Universität Duisburg-Essen. Doch wie organisieren Studenten sich richtig?

- Ziele definieren: Wer im Studium ständig gestresst ist, sollte sich als Erstes über seine Prioritäten klarwerden. Viele Studenten versuchen, sich alle Türen offen zu halten, erklärt Wilfried Schumann von der Psychosozialen Beratungsstelle der Uni und des Studentenwerks Oldenburg. Vom Job als studentische Hilfskraft bis zum x-ten Praktikum versuchen viele, alles mitzunehmen, was sich ihnen anbietet. Doch nicht jede Erfahrung ist notwendig. Besser ist es, sich erst einmal genau zu überlegen, was für den eigenen Lebensentwurf wirklich wichtig ist.

Unnötige Belastungen ersparen

Schumann rät allen, sich regelmäßig allein oder mit guten Freunden hinzusetzen und zu reflektieren: "Was will ich überhaupt?" Dabei kann es helfen, sich Fragen zu stellen wie "Wo will ich in zehn Jahren stehen?" oder "Was wäre ein gutes Fazit am Lebensende?". Wer Antworten darauf findet, kann sich viele Umwege und unnötige Belastungen im Studium von vorneherein ersparen.

- Tagesablauf protokollieren: Viele haben auch nur eine vage Vorstellung davon, wie sie ihren Tag verbringen. Um die eigene Zeit besser managen zu können, sollten Studenten sich als Erstes einen Überblick verschaffen. Am besten führen sie ein oder zwei Wochen Protokoll, was sie den Tag über gemacht haben, rät Schumann. Meist stellen sich dabei schon erste Aha-Effekte ein. Vielleicht war die reine Arbeitszeit immer viel kürzer, als man dachte?

- Zeitdiebe entlarven: Als Nächstes sollten Studierende dann alle Tätigkeiten im Tages-Protokoll bewerten und sich überlegen: Was bringt mir die Tätigkeit überhaupt? Hier geht es wieder darum, Prioritäten zu setzen, erklärt Schumann. Jemand verbringt täglich eine Stunde in sozialen Netzwerken? Wenn derjenige sich bewusst dafür entscheidet, sei das vollkommen in Ordnung. Entscheidend ist nur, dass alle Zeitdiebe verschwinden, die einen in Hinblick auf die eigenen Ziele nicht weiterbringen. Im Zweifelsfall bedeutet das, auch einmal "Nein" zum Schwätzchen in der WG-Küche zu sagen.

Wochenpläne entwerfen, Pausenzeiten einplanen und Hilfe holen 

- Wochenplan entwerfen: Studenten stellen am besten einen Wochenplan auf, wie sie ihre Zeit verbringen wollen, empfiehlt Störkel. Schlaf-, Essens- und Lernzeiten - alles sollte eingetragen werden. Wichtig ist dabei, dass die Pläne realistisch bleiben. Wer mal länger ausschlafen oder einen Nachmittag freinehmen will, sollte das einkalkulieren.

- Zeitpuffer einrechnen: Damit der Plan nicht nach zwei Tagen schon überholt ist, planen Studenten den Wochenplan idealerweise nicht zu knapp. Mit der Zeit können die meisten realistisch einschätzen, wie lange sie für eine Aufgabe brauchen. Gute Zeitmanager planen trotzdem einen Zeitpuffer ein - fast immer kommt etwas dazwischen. Zeitpuffer sind auch wichtig, wenn neue, schwierige Aufgaben anstehen. Ein Beispiel: Wer sonst 50 Seiten in anderthalb Stunden liest, sollte bei neuen Themen eher zwei Stunden einplanen, rät Störkel.

"Wenn alles erledigt ist, kann man die Freizeit auch genießen."

- Pausenzeiten einplanen: Auch feste Zeiten für Freunde und Pausen dürfen im Wochenplan nicht fehlen, erklärt Störkel. Die meisten werden feststellen, dass ihnen im Wochenplan für Pausen nur wenig Zeit bleibt, sagt die Beraterin. Der Vorteil von fest geplanten Pausen: "Wenn alles erledigt ist, kann man die Freizeit auch genießen."

- Sich Hilfe holen: Spüren Studenten, dass sie dem Druck im Studium nicht gewachsen sind, sollten sie sich nicht zu lange alleine quälen, rät Stefan Grob vom DSW. Ein erster Schritt kann sein, an der Uni einen Kurs zum Thema Zeitmanagement zu machen. Bei sehr großem Stress ist auch ein Gang zur psychosozialen Beratungsstelle des Studentenwerks sinnvoll. Der Besuch dort ist kostenlos - und auf Wunsch auch anonym.

- Abendritual finden: Bei großem Stress fällt es vielen Studenten abends schwer, abzuschalten. In solchen Fällen kann ein Abendritual helfen, erklärt Schumann. "Der eine wirft ein Tuch über den Schreibtisch, der andere isst einen Apfel. Das Abendritual kann alles sein", erläutert er. Wichtig ist nur: Danach ist die Arbeit für den jeweiligen Tag beendet - und Studenten haben frei. (dpa)