Düsseldorf. Wenn es nach Eugen Brysch, Vorsitzender der Deutschen Stiftung Patientenschutz geht, brauchen alte Menschen mehr öffentliche Fürsorge. Gerade alleinstehende Senioren würden von der Gesellschaft im Alltag häufig alleine gelassen. Daher fordert der Experte die Einrichtung eines Amtes für Senioren.
Experten fordern mehr öffentliche Fürsorge für alte Menschen. Denkbar seien Anlaufstellen für Senioren in Not, die es ähnlich wie Jugendämter in allen Kommunen geben könnte, sagte der Vorsitzende der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Montagsausgabe). Altenhilfe-Fachmann Manfred Carrier vom Diakonischen Werk der evangelischen Kirche plädiert für "präventive Hausbesuche" ähnlich wie in Skandinavien, um sicherzustellen, dass alte Menschen mit der Selbstversorgung klarkommen.
In Deutschland müsse ein flächendeckendes Beratungsangebot für Senioren ausgebaut werden, das jeden erreiche, sagte Carrier der Zeitung. Brysch nannte die Alten und Gebrechlichen die Verlierer im aktuellen System. "Ein 80-Jähriger, dessen Frau ein Schwerstpflegefall ist, ist oft völlig hilflos", sagte er. Noch schlimmer seien alte Menschen dran, die niemanden mehr hätten, der für ihre Rechte und eine gute Versorgung kämpfe. Daher müsse in der älter werdenden Gesellschaft über die Einrichtung von Anlaufstellen diskutiert werden, "die auch aktiv eingreifen, wenn sich ein alter Mensch nicht mehr selbst helfen kann".
Ein Sammelsurium der aktuellen Rechtsprechung
Auch der Chef der Senioren-Union, Otto Wulff (CDU), meint, dass auf ältere Menschen mehr Herausforderungen im Alltag zukommen, etwa bei der Bedienung technischer Geräte oder beim Ausfüllen von Formularen. Die Einrichtung eines Amtes für Senioren lehne er allerdings ab, sagte er der Zeitung. Nach Prognosen des Statistischem Bundesamts wird im Jahr 2060 jeder siebte Deutsche älter als 80 Jahre sein. Wegen der steigenden Kinderlosigkeit nimmt auch die Zahl der Senioren ohne Angehörige zu, die sich um die Verwandten kümmern könnten.
Brysch bekräftigte auch seine Kritik am Patientenrechtegesetz. Es sei "nur ein Sammelsurium der aktuellen Rechtsprechung", sagte er der "Rheinischen Post". So fehle eine generelle Beweislastumkehr, Patienten müssten weiterhin die Fehler von Ärzten nachweisen. "Ärgerlich ist zudem, dass es nun noch nicht einmal den versprochenen Härtefallfonds gibt."
Dauerthema Personal für Pflegeheime
Zur Verbesserung der Pflege verlangt der Patientenschützer eine Regelung, die schlampige Pflege finanziell sanktioniert. "Es muss ein wirtschaftliches Risiko sein, Menschen schlecht zu pflegen", sagte er. Wer gute Pflege anbiete, habe derzeit ökonomisch nichts davon. Zur Ermittlung der Qualität von Pflege plädiert Brysch für ein Gremium, das unabhängig von Krankenkassen, Ärzten und Pflegeanbietern ist. Das wolle aber Gesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) nicht.
Außerdem müssten klare Vorgaben über die Größe des Personalschlüssels für Pflegeheime gemacht werden, verlangte Brysch. "Und vor allem bedarf es guter Kontrollen, ob die Vorgaben zu Personal und Qualität auch eingehalten werden." (epd)