Essen. Die Krankenhäuser in Nordrhein-Westfalen kämpfen offenbar wieder einmal mit Lieferengpässen bei Arzneimitteln. Auch das neu eingeführte Register, in dem Pharmaunternehmen Schwierigkeiten bei der Lieferung freiwillig melden können, schaffe laut Landesverband der Krankenhausapotheker keine Abhilfe.

Die deutschen Kliniken klagen erneut über schlechte Versorgung mit einer Reihe von Medikamenten. Größerer Mangel herrsche vor allem an Mitteln gegen Krebs, Antibiotika und Präparaten, die intravenös verabreicht werden. Zwar sei die Versorgung der Patienten in den Kliniken an Rhein und Ruhr nicht gefährdet, das sei jedoch in vielen Fällen allein der vorausschauenden Arbeit der Apotheker zu verdanken.

"Bei 15, 20 Präparaten haben wir immer wieder Probleme. Aber wir sind mittlerweile darauf trainiert, die Ware irgendwie zu beschaffen", sagt Ulrich Sommer vom NRW-Landesverband der Krankenhausapotheker und selbst Leiter der Apotheke des St.-Johannes-Hospitals in Dortmund. Ein freiwilliges Melderegister, wie es das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte Anfang Mai eingeführt hat, ist für ihn keine Lösung.

Industrie soll Vorratshaltung verbessern

"Ein freiwilliges Register hilft uns nicht", glaubt er. Denn selbst wenn die meisten Pharmaunternehmen Lieferengpässe melden würden, sei das grundlegende Problem noch immer nicht gelöst: "Jeder Artikel, den ich nicht habe, verändert bei uns die Abläufe." Und das koste unnötig Ressourcen. Stattdessen plädiert Sommer dafür, die Industrie stärker in die Pflicht zu nehmen. "Man sollte ihnen vorschreiben, die Ware für einen Monat auf Lager zu haben. Da muss sich der Gesetzgeber was einfallen lassen."

Unterstützung erhält Sommer dabei von der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG). "Aus Kostengründen halten die pharmazeutischen Unternehmen kaum noch Lagerbestände vor, sondern produzieren nur noch just-in-time", erklärt Sprecherin Brigitte Albers. Problematisch sei außerdem, dass viele Medikamente nur noch von einem Unternehmen an einer Produktionsstätte hergestellt werden würden. "Wenn da etwas ausfällt, kann man nicht auf andere Präparate ausweichen", bemängelt Albers.

Pharmaverband verweist auf hohen Kostendruck

In der Zentralapotheke des Klinikums Duisburg hat man damit derzeit kein Problem. "Was uns im Moment fehlt, sind spezielle Ampullen gegen epileptische Anfälle", sagt Apotheker Michael Gublirsch, "aber da können wir zum Glück auf ein anderes Präparat zurückgreifen."

Der Vorwurf, dass alternative Medikamente mittlerweile rar werden, mag Joachim Odenbach vom Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie gar nicht leugnen. Allerdings verweist er auf den hohen Kostendruck, dem sich die Unternehmen beugen müssten. "Viele Mittel, die schon sehr lange am Markt sind, gehen im Preis so runter, dass es immer weniger Firmen gibt, die sich die Produktion leisten können", sagt Odenbach.

Für Ulrich Sommer ist das keine akzeptable Erklärung: "Früher hatten die Pharmaunternehmen den Anspruch, alle Patienten ausreichend mit Arzneimitteln zu versorgen. Heute geht es der Industrie nur noch ums Geld verdienen und Kosten sparen."