Duisburg. Da Arzneimittelhersteller nicht mit ihren Lieferungen nachkommen, warnt der Bundesverband deutscher Krankenhausapotheker jetzt vor Medikamenten-Engpässen an deutschen Kliniken. Auch Duisburger Kliniken warten immer häufiger auf Medikamente.

Medikamenten-Engpass an Kliniken? Das gibt es auch in Duisburg. Weil Arzneimittelhersteller nicht immer mit ihren Lieferungen nachkommen, fehlen in Krankenhäusern zunehmend lebenswichtige Medikamente.

In letzter Zeit habe sich die Lage deutlich verschlechtert, warnte Dr. Torsten Hoppe-Tichy, Präsident des Bundesverbandes deutscher Krankenhausapotheker (ADKA). Dem würde auch der stellvertretende Leiter der Krankenhausapotheke des evangelischen und Johanniter Klinikums Niederrhein, Andreas Grzesiok, nicht widersprechen: „Wir kämpfen immer mehr mit Lieferverzögerungen.“

Zwar sei ihm kein Fall zu Ohren gekommen, wo ein Patient nicht versorgt werden konnte. Das hänge aber damit zusammen, dass im Klinikum Niederrhein die Krankenhausapotheke deutlich mehr Medikamente vorhalte, als den gesetzlich vorgeschriebenen 14-tägigen Vorrat. „Außerdem“, so Grzesiok, „gibt es auch Bestände auf den Stationen.“

Deshalb könne das Klinikum so manchen Engpass abfedern, so dass der Patient nichts mitbekomme. „Wenn wir von einem Medikament zum Beispiel keine Zehn-Milliliter-Ampulle bekommen, nehmen wir halt Fünf-Milliliter-Ampullen“, beschreibt Grzesiok ein Beispiel aus der Praxis. Solche Situationen bedeuteten allerdings Mehrarbeit für die Mitarbeiter.

Logistischer Aufwand

Ähnlich schildert die Lage Stefan Beyen, Krankenhausapotheker am Klinikum Wedau. Im letzten Jahr hätten sich die Lieferschwierigkeiten deutlich erhöht. Zwar sei auch in seinem Haus deshalb bei einem Patienten keine Therapie gefährdet gewesen, „aber es ist ein größerer logistischer Aufwand.“ Denn auch er suche nach Hersteller B, wenn das Produkt von Hersteller A nicht geliefert werden könne. Oder er wähle eine alternative Packungsgröße, um die Patienten versorgen zu können. Der Aufwand werde so erheblich vergrößert.

Auch die Sprecherin der Helios-Kliniken, Barbara Jung kennt das Problem: „Es gibt bei bestimmten Medikamenten gelegentlich Lieferprobleme. Dazu gehören zum Beispiel Zytstatika (Krebsmedikamente Anm. d. Red.) und bestimmte Antibiotika.“ Das Problem habe aufgrund der Konzentration in der Pharma-Industrie und der rohstoffherstellenden Industrie zugenommen. Die Helios-Kliniken haben deshalb feste Lieferverträge abgeschlossen und kaufen im Notfall am Markt dazu. Verschoben werden mussten Therapien bei Patienten nicht, wohl aber wurde alternative Therapien ausgewichen.

Zu niedrige Preise

Deshalb verwundert es nicht, wenn sich Andreas Grzesiak um die Behandlung von Patienten sorgt. Denn beim Blick über den großen Teich schwant ihm Böses. In den USA hat die dortige Arzneimittelbehörde 2006 gut 50 Lieferengpässe bei lebenswichtigen Medikamenten gezählt. 2011 soll sich die Summe vervierfacht haben.

„Solche Engpässe haben meist wirtschaftliche Gründe. Hersteller planen eine optimale Auslastung ihrer Maschinenstraßen. Kommt irgendwo Sand ins Getriebe, fällt schnell eine Produktion aus. Und dann gibt es ein Problem“, weiß der Apotheker. Denn schließlich bauten die Hersteller ihre eigenen Lagerbestände seit Jahren ab: „Das ist ja gebundenes Kapital.“ Das sei zwar nicht schön, aber „die Situation ist so.“

Barbara Jung von den Helios-Kliniken nennt noch einen weiteren Grund. Für bestimmte generische onkologische Wirkstoffe und Antibiotika seien die Preise in Deutschland sehr niedrig, so dass international tätige Firmen den Waren eher ins Ausland umleiteten.