Kanchanaburi/Bangkok. In vielen Fällen wirkt das Malaria-Medikament Artemisinin nicht mehr. Billigere Ersatzmedikamente aus Indien und China töten die Erreger nicht ab, sondern lassen sie resistent werden. Die WHO will die Malaria-Fälle weltweit um 75 Prozent reduzieren.

Die sechsjährige Maeo hält heroisch ihren Finger zur Blutabnahme hin, ein schneller Piks, ein bisschen Blut. Wenig später Aufatmen in der Malaria-Klinik in Tai Muang in Thailand im Grenzgebiet zu Birma: Maeo ist gesund. Vier Wochen zuvor kam sie mit Malaria in die Klinik. Die Medikamente haben also gewirkt. Das ist nicht bei allen so: Immer öfter kommen Patienten, die auf Artemisinin-haltige Präparate nicht mehr ansprechen.

Malaria wird von einzelligen Parasiten, den Plasmodien, hervorgerufen. Die Erreger werden durch den Stich der Anopheles-Mücke auf Menschen übertragen. In vielen Fällen wirkt Artemisinin nicht mehr im Kampf gegen Malaria. Das alarmiert Experten weltweit und gefährdet die bisherigen Erfolge gegen die Killerkrankheit. In den vergangenen 13 Jahren ist die Sterblichkeit um 25 Prozent zurückgegangen. Es herrscht Krisenstimmung zum Welt-Malaria-Tag am 25. April, der unter dem Motto "In die Zukunft investieren, Malaria besiegen" steht. Typisches Symptom einer Infektion sind Fieberschübe.

Resistenz gegen Malaria ist ein großes Problem

"Die aufkommende Artemisinin-Resistenz ist ein akutes Problem", warnten die Teilnehmer einer großen Malaria-Konferenz unlängst in Sydney. "Die Folgen können erheblich sein: Nach Modellrechnungen schätzen wir, dass die Sterblichkeit durch Malaria weltweit um 25 Prozent steigen könnte. Der Produktivitätsverlust könnte bis zu vier Milliarden Dollar im Jahr betragen" - also drei Milliarden Euro.

Die neue Gefahr geht von zwei Gebieten in Thailand und Kambodscha aus. "Wir dürfen nicht zulassen, dass sich die Parasiten ausbreiten", sagt Charles Delacollette, der bis vor kurzem das Malaria-Programm der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in der Mekong-Region leitete. Das Horrorszenario: Die resistenten Parasiten breiten sich über Birma und Indien bis nach Afrika aus. Dort ist das Problem am größten. 660.000 Menschen sterben jedes Jahr an Malaria, 90 Prozent davon in Afrika. Bei Kindern unter fünf Jahren ist es die Haupttodesursache.

Manche Patienten können das Busticket ins nächste Krankenhaus nicht zahlen 

Über die Region an der thailändisch-birmanischen Grenze wacht Wittaya Saiphormsud. Er leitet in der Region Kanchanaburi das Zentrum für (durch Vektoren) übertragbare Krankheiten. Vektoren transportieren Erreger vom Wirt auf einen anderen Organismus. "In den ersten zehn Monaten 2012 waren die Parasiten in 41 von 207 Malaria-Fällen resistent", sagt Wittaya. Er schickt solche Patienten ins nächste größere Krankenhaus zur Weiterbehandlung. "Manche können das Busticket aber nicht zahlen oder haben als Flüchtlinge Angst vor der Polizei oder einfach keine Lust", sagt er.

Das ist gefährlich, ebenso wie schlechte Ersatzmedikamente, oft aus China und Indien, die in den armen Regionen Birmas und Kambodschas verbreitet sind. Die Parasiten werden nicht getötet, sondern resistent gegen den Wirkstoff und können sich ausbreiten. Das passierte in den vergangenen Jahrzehnten mit dem Malaria-Mittel Chloroquin, das in vielen Malaria-Gegenden nicht mehr hilft.

WHO will Malaria um 75 Prozent reduzieren

Die WHO hat 2005 das Ziel ausgegeben, die Zahl der Malaria-Fälle weltweit in zehn Jahren um 75 Prozent zu reduzieren. Nach Angaben der US-Gesundheitsbehörde CDC (Centers for Disease Control and Prevention) sind etwa ein Dutzend Impfstoffe in klinischen Tests. Zur Marktreife hat es aber noch keiner geschafft.

Das frustriert Microsoft-Gründer Bill Gates, der mit seiner Stiftung den Kampf gegen Malaria massiv unterstützt. Er bezeichnet einen Impfstoff gegen Malaria als drängendstes Problem der Menschheit. "Wer an einem Mittel gegen Haarausfall arbeitet, bekommt jede Menge Forschungsgelder, aber bei Malaria gibt es praktisch nichts. Es ist eben eine Frage des Marktes." (dpa)