Stadtwald. Für fünf Jungen der Gesamtschule Süd stehen in den kommenden Wochen ganz besondere Erlebnisse auf dem Stundenplan. Zusammen mit ihrem Lehrer Rudi Kretschmer besteigen sie heute den Flieger in Richtung Republik Südafrika.
In „Unsere Stadtteile” werden sie in loser Folge berichten.
Bis zum 30. Oktober dauert der Aufenthalt im „außerschulischen Lernort”. Das Hauptziel ist die „Ekwazini Secondary School” in Mhluzi, rund eineinhalb Autostunden entfernt von Johannesburg. Seit rund sieben Jahren ist sie die Partnerschule der Gesamtschule Süd.
„Wir werden hier die Arbeit beenden, die ich zusammen mit einer anderen Gruppe im vergangenen Jahr dort begonnen habe: die Renovierung des Toilettenhäuschens”, erläutert Rudi Kretschmer. Mit „Häuschen” hat der Lehrer für Sport und Gesellschaftslehre allerdings ziemlich untertrieben. Die Notdurft-Abteilung ist ein ausgewachsenes Haus und schon seit zwei Jahren außer Betrieb. „Damals war es einfach zu viel Arbeit für zu wenig Zeit”, schaut Kretschmer zurück. Mittlerweile zum dritten Mal begleitet er Schüler in das südlichste Land des Kontinents.
Voraussichtlich zwei Wochen lang wird er mit seinen Schützlingen aus den Klassen neun bis zwölf im eigens angemieteten Haus in der Nähe der Schule bleiben. Neben der Renovierung steht natürlich die Kontaktaufnahme mit den Partnerschülern ganz oben auf der Tagesordnung. „Alle Schüler arbeiten ein Thema aus und werden es den afrikanischen Schülern vorstellen”, erläutert Kretschmer. Über das lokale Gesundheitsamt soll Kontakt zu einem Aids-Kranken hergestellt werden, der sonst vor Einheimischen Aufklärungsarbeit leistet.
Danach geht es erst richtig los. Mindestens 2000 Kilometer, je nachdem wieviel Zeit übrig bleibt, werden die Jungen im Alter von 15 bis 18 Jahren unter die Räder und die Wanderschuhe nehmen. Das erste Ziel ist der drittgrößte Canyon der Welt, der Blyde-River-Canyon. Mit zehn Kilogramm Wasser im Gepäck werden die Schüler die rund 60 Kilometer am Rand des Krüger-Nationalparks komplett durchwandern. „Wenn wir da sind, wird er grün vor lauter Wald sein. Da gibt es viel zu sehen”, weiß Kretschmer, der insgesamt schon zehn Mal Afrika bereist hat.
Die Wanderschuhe tauscht die Gruppe danach gegen „Siebenmeilenstiefel”, durchquert im Bus Botswana mit mehreren Nationalparks auf der Strecke, um dann die Victoria-Fälle an der Grenze von Sambia und Simbabwe zu besuchen: sicherlich für alle ein „Lifetime-Erlebnis”.
„Natürlich bin ich aufgeregt”, gesteht Julian Belina (17). Über Fernseh-Dokumentationen, Bücher und nicht zuletzt die wöchentlichen Vorbereitungstreffs haben er und seine Reisegefährten sich schon ein kleines Bild von dem Land machen können, in dem seit 1990 Schritt für Schritt die Apartheid abgeschafft wurde. Noch viel mehr dürften die praktischen Vorbereitungen das Reisefieber angefacht haben. Schließlich fährt man nicht einfach spontan nach Südafrika.
Hepatitis, Tollwut, Meningitis, Malaria-Prophylaxe: Ohne Impfungen und Reiseapotheke fährt keiner mit. Jeder von ihnen hat schon ein Moskito-Netz angeschafft. Gute Ausrüstung ist das A und O. Schließlich sollen die Schüler eine unvergessliche Zeit ohne störende „Nebenbaustellen” erleben. Alexander Hoffmann (17): „Wann hat man sonst noch mal die Chance, nach Südafrika zu reisen?”