Frankfurt/Main. Wer am Arbeitsplatz soziale Anerkennung erhält, hat ein geringeres Risiko für eine Burnout-Erkrankung. Dies geht aus einer Studie des Frankfurter Sozialpsychologen Rolf Haubl hervor. Arbeitnehmer, die aufgrund von Effizienzdruck Qualitätsstandards verletzen müssen, leiden hingegen besonders.

Anerkennung am Arbeitsplatz verringert einer Studie zufolge das Risiko eines Burnouts. "Das bedeutet allerdings mehr als nur angemessene Bezahlung, wichtig ist vor allem die soziale Anerkennung, die Menschen für ihren Arbeitseinsatz erhalten", betont einer der Autoren der Untersuchung, der Frankfurter Sozialpsychologe Rolf Haubl. Haubl und Kollegen befragten 2011 knapp 900 Supervisoren, die seit Jahren im sozialen Bereich als Berater tätig sind, nach ihrer Einschätzung zur Arbeitsbelastung. Hinzu kamen 30 Intensivinterviews.

Die Auswertung lässt den Schluss zu: Über alle Branchen hinweg sind die Arbeitsbedingungen so, dass viele Beschäftigte ihre psychische Gesundheit riskieren. Eine wichtige Rolle, so fanden die Forscher heraus, spielen neben einer leistungsgerechten Entlohnung Vorgesetzte und Kollegen. "Chefs, die ihre Mitarbeiter nicht nur als Kostenfaktoren betrachten, sondern als eine Belegschaft mit produktiven Fähigkeiten, die sie nachhaltig zu entwickeln suchen, schützen ebenso vor überfordernden Arbeitsbedingungen, wie Kollegen, die sich halbwegs solidarisch verhalten", erklärt Haubl.

Sehenden Auges wird die eigene Gesundheit riskiert

Die Untersuchung bestätigte nicht die immer wieder geäußerte Meinung, dass Mitarbeiter auf Überforderung mit Gleichgültigkeit gegenüber ihrer Arbeit reagieren. "Die Befragten trafen in den Organisationen in der überwiegenden Mehrzahl auf Beschäftigte, für die Arbeit - noch - eine Sinn stiftende Funktion hat und die deshalb darunter leiden, wenn sie aufgrund eines herrschenden ökonomischen Effizienzdrucks gezwungen sind, Qualitätsstandards zu verletzen", erläutert der Chemnitzer Industriesoziologe Günter G. Voss, der ebenfalls an der Studie beteiligt war.

Immer häufiger, so ergaben die Antworten der befragten Supervisoren, wird Arbeitnehmern zugemutet, einander widersprechende Anforderungen - wie die zwischen Professionalität und Kosteneinsparung - ohne betriebliche Unterstützung auszuhalten und abzufedern. "Und das führt entweder dazu, sehenden Auges die eigene Gesundheit zu riskieren, um Karrierevorteile zu erlangen, oder es demoralisiert", erläutert Haubl. "Sollen Arbeitsplätze keine Gesundheitsrisiken sein, wie es die Weltgesundheitsorganisation in der Charta von Ottawa verlangt, bedarf es eines Einstellungswandels, der heute vielerorts noch in weiter Ferne liegt." (dapd)