Basel/Hannover. Botox kann einer Studie zufolge Symptome von Depressionen lindern: Durch die Injektion in der Stirn werden Muskeln gelähmt, die bei Emotionen wie Angst, Ärger oder Trauer aktiv sind. Bereits nach zwei Wochen waren die Patienten weniger depressiv - denn die Mimik wirt sich auch auf die Stimmung aus.

Botulinumtoxin, zum Beispiel unter dem Handelsnamen Botox auf dem Markt, kann einer Studie zufolge die Symptome von Depressionen lindern. Die Wirkung halte mehrere Monate an, fanden Forscher aus Basel und Hannover heraus.

Den Probanden wurde das Mittel in die Stirn injiziert. "Wir haben uns auf die Facial-Feedback-Hypothese gestützt, die besagt, dass Mimik nicht nur Stimmungen ausdrückt, sondern umgekehrt auch auf unsere Stimmung zurückwirken kann", erklärt Tillmann Krüger von der Medizinischen Hochschule Hannover.

Wechselwirkung zwischen Mimik und Stimmung

Demnach führen Emotionen wie Ärger, Angst oder Traurigkeit, die häufig bei Depressionen auftreten, zur Aktivierung von Muskeln im Bereich der unteren mittleren Stirn, der sogenannten Glabellaregion. "Wir nehmen an, dass diese Mimik die genannten Emotionen aufrechterhalten oder sogar verstärken kann. Die Injektion von Botulinumtoxin führt zu einer vorübergehenden Lähmung der entsprechenden Muskeln und könnte so die Wechselwirkung zwischen Mimik und Stimmung unterbrechen", erläutert Axel Wollmer Universitären Psychiatrischen Kliniken Basel, neben Krüger Autor der Studie, die im Fachblatt "Journal of Psychiatric Research" veröffentlicht wurde.

Nebenwirkungsarme Behandlung

An der Studie nahmen 30 Personen teil, die zum Teil seit längerer Zeit unter Depressionen litten. Die Hälfte von ihnen erhielt Botulinumtoxin, die anderen eine Placebo-Injektion. Bereits nach zwei Wochen waren die Patienten der Botulinumtoxin-Gruppe weniger depressiv. Dieser Effekt verstärkte sich weiter bis zum Ende der Studie nach 16 Wochen.

In der Placebo-Gruppe besserten sich die Symptome nur geringfügig. "Die Behandlung mit Botulinumtoxin ist relativ nebenwirkungsarm, sicher und ökonomisch. Die Wirkung hält nach einer einmaligen Gabe für mehrere Monate an", betont Krüger. Allerdings sind nach Ansicht der Forscher weitere Studien notwendig, um die Mechanismen und die genaue Wirkung des Mittels zu untersuchen. (dapd)