Washington. Irgendwie geahnt, nun definitiv bewiesen: Alkohol setzt Endorphine frei. Dies konnten Forscher erstmals nachweisen. Mit steigendem Alkoholpegel steigt bei Alkoholikern auch das Belohnungsgefühl, so dass sie immer weiter trinken. Die Forscher erhoffen sich von den Ergebnissen neue Wege zur Therapie.

Ähnlich wie Kokain oder andere Drogen setzt auch Alkohol im Gehirn des Menschen körpereigene Endorphine frei. Das haben Forscher jetzt erstmals direkt nachgewiesen. Die mit dem Opium verwandten Botenstoffe stimulieren zwei Areale, die zum Belohnungssystem des Gehirns gehören und lösen dadurch starkes Wohlgefühl aus. Gleichzeitig erzeugt die Ausschüttung dieser Opioid-Botenstoffe aber auch den Wunsch nach mehr. Damit sei dieser Mechanismus die Triebkraft für die Alkoholsucht, berichten die Wissenschaftler im Fachmagazin "Science Translational Medicine".

Obwohl die Wirkung von Alkohol seit langem erforscht wird, war bisher unklar, welche Mechanismen im Gehirn dafür sorgen, dass Trinker immer wieder zur Flasche greifen. Erst jetzt sei es gelungen, den genauen Prozess beim Menschen zu identifizieren, sagen die Forscher. Das eröffne auch Möglichkeiten, Alkoholikern gezielter als bisher zu helfen. Für ihre Studie hatten die Forscher 13 Alkoholiker und 12 nicht süchtige Versuchspersonen jeweils vor und nach dem Trinken einem Gehirnscan unterzogen.

Gehirn schüttet Endorphine aus

Mit Hilfe des Verfahrens der Positronen-Emissions-Tomografie (PET) konnten die Wissenschaftler die Endorphin-Ausschüttung im Gehirn der Probanden beobachten. Eine radioaktiv markierte Substanz zeigte an, wo und in welchen Mengen Endorphine im Gehirn freigesetzt wurden. Wie die Wissenschaftler berichten, setzte das Trinken von Alkohol die Botenstoffe in zwei Bereichen des Vorderhirns frei, dem Nucleus accumbens und dem orbitofrontalen Kortex. Beide Areale sind Teil des Belohnungssystems und spielen eine entscheidende Rolle für Glücksgefühle, aber auch für die Sucht.

Gehirne von Alkoholikern reagieren anders

Die Forscher fanden auch Unterschiede zwischen starken Trinkern und nicht süchtigen Alkoholkonsumenten. Die Alkoholiker empfanden den Rausch umso stärker, je mehr Endorphine in ihrem orbitofrontalen Kortex freigesetzt wurden. Bei den normalen Versuchspersonen steigerte sich das Rauschgefühl dadurch nicht. "Das deutet darauf hin, dass die Gehirne von Alkoholikern verändert sind", sagt Erstautorin Jennifer Mitchell von der University of California in San Francisco. Das bei ihnen mit steigendem Pegel stärkere Belohnungsgefühl bringe sie vermutlich dazu, so viel zu trinken. Ob diese Gehirnveränderung bei den Betroffenen erst im Laufe der Alkoholsucht entstanden ist oder ob sie bereits vorher vorhanden war und damit ihre Anfälligkeit für Alkohol förderte, ließ sich durch diese Studie allerdings nicht feststellen.

Gezieltere Hilfe beim Entzug möglich

Nach Ansicht der Wissenschaftler eröffnet dieses Wissen auch neue Möglichkeiten, um Menschen mit Alkoholproblemen gezielter zu unterstützen. Das bislang beim Entzug eingesetzte Mittel Naltrexon blockiert unspezifisch alle Andockstellen für die körpereigenen Opioide. Dadurch ruft es teilweise starke Nebenwirkungen hervor. Viele Alkoholiker, denen das Mittel beim Entzug helfen soll, setzen es daher frühzeitig ab. Jetzt habe man herausgefunden, dass die Suchtwirkung des Alkohols nur von einer Opioid-Bindungsstelle ausgehe, dem sogenannte Mu-Opioid-Rezeptor, sagen die Forscher. Nun könne man spezifischere Mittel entwickeln, die nur diesen Rezeptor blockieren. Das verringere wahrscheinlich auch die Nebenwirkungen. (dapd)

Faszination Mensch

Im Blut jedes einzelnen Menschen befindet sich so viel Eisen, dass man daraus zehn Nägel herstellen könnte. (Bild: Imago)
Im Blut jedes einzelnen Menschen befindet sich so viel Eisen, dass man daraus zehn Nägel herstellen könnte. (Bild: Imago)
Haare sind out. Und das nicht erst seit ein paar Jahren. Forschern zufolge wählen wir evolutionsbedingt einen Partner ohne Körperbehaarung. Ursache: Weniger Haare bedeutet auch weniger Flöhe und Läuse. (Bild: Imago)
Haare sind out. Und das nicht erst seit ein paar Jahren. Forschern zufolge wählen wir evolutionsbedingt einen Partner ohne Körperbehaarung. Ursache: Weniger Haare bedeutet auch weniger Flöhe und Läuse. (Bild: Imago)
Jeder Mensch blinzelt etwa 15 mal pro Minute – doch warum wird es dabei nicht dunkel? Kurz bevor das Lid geschlossen wird, schaltet das Gehirn das Sehen aus. Das zuletzt gesehene Bild bleibt aktiv. Bei Vögeln klappt das nicht. Sie blinzeln erst mit dem einen, dann mit dem anderen Auge. (Bild: Imago)
Jeder Mensch blinzelt etwa 15 mal pro Minute – doch warum wird es dabei nicht dunkel? Kurz bevor das Lid geschlossen wird, schaltet das Gehirn das Sehen aus. Das zuletzt gesehene Bild bleibt aktiv. Bei Vögeln klappt das nicht. Sie blinzeln erst mit dem einen, dann mit dem anderen Auge. (Bild: Imago) © imago stock&people
Brot, Gemüse, Obst, Pizza, Schokolade - Jeder Mensch isst im Laufe seines Lebens etwa 30 Tonnen. (Bild: Imago)
Brot, Gemüse, Obst, Pizza, Schokolade - Jeder Mensch isst im Laufe seines Lebens etwa 30 Tonnen. (Bild: Imago)
Mit Zitrone zum Putzen erziehen: Holländische Forscher fanden heraus, dass Zitronenduft die Lust zum Putzen dreimal so wahrscheinlich macht. (Bild: Imago)
Mit Zitrone zum Putzen erziehen: Holländische Forscher fanden heraus, dass Zitronenduft die Lust zum Putzen dreimal so wahrscheinlich macht. (Bild: Imago) © imago stock&people
Wenn man alle Nerven aus dem Körper mit einander verknoten könnte, wären sie 768 800 Kilometer lang. Das würde bis zum Mond und zurück reichen. (Bild: Imago)
Wenn man alle Nerven aus dem Körper mit einander verknoten könnte, wären sie 768 800 Kilometer lang. Das würde bis zum Mond und zurück reichen. (Bild: Imago) © imago stock&people
Schmerzen lassen das Gehirn schrumpfen: Forscher fanden heraus, dass bei Rückenschmerzen bis zu elf Prozent Hirnsubstanz verloren gehen können. 
(Bild: Imago)
Schmerzen lassen das Gehirn schrumpfen: Forscher fanden heraus, dass bei Rückenschmerzen bis zu elf Prozent Hirnsubstanz verloren gehen können. (Bild: Imago) © imago stock&people
Abends noch ein Gläschen Rotwein getrunken und auf einmal wird man ganz müde. Nicht der Stress des Tages ist Schuld, sondern der Wein. Denn in den Schalen der Trauben steckt Melatonin, das Schlafhormon. (Bild: Imago)
Abends noch ein Gläschen Rotwein getrunken und auf einmal wird man ganz müde. Nicht der Stress des Tages ist Schuld, sondern der Wein. Denn in den Schalen der Trauben steckt Melatonin, das Schlafhormon. (Bild: Imago)
Um einen Computer mit der Leistung des Gehirns zu schaffen, bräuchte man mindestens 10 Milliarden Prozessoren. (Bild: Imago)
Um einen Computer mit der Leistung des Gehirns zu schaffen, bräuchte man mindestens 10 Milliarden Prozessoren. (Bild: Imago)
Kindersegen: Eine Frau könnte in ihrem Leben 450 Kinder gebären, denn so oft erlebt sie ihren Eisprung. (Bild: Imago)
Kindersegen: Eine Frau könnte in ihrem Leben 450 Kinder gebären, denn so oft erlebt sie ihren Eisprung. (Bild: Imago) © imago stock&people
Das Herz schlägt links? Nicht bei allen Menschen. Etwa 5000 Deutsche müssen die Hand auf die rechte Seite legen, um den Herzschlag zu spüren. Bei ihnen liegen alle Organe spiegelverkehrt. Wissenschaftler bezeichnen das als Situs Inversus. (Bild: Imago)
Das Herz schlägt links? Nicht bei allen Menschen. Etwa 5000 Deutsche müssen die Hand auf die rechte Seite legen, um den Herzschlag zu spüren. Bei ihnen liegen alle Organe spiegelverkehrt. Wissenschaftler bezeichnen das als Situs Inversus. (Bild: Imago) © imago stock&people
In jeder Sekunde sterben 5000 Zellen im Körper. Doch keine Panik: Gleichzeitig werden genauso viele neu gebildet. (Bild: Imago)
In jeder Sekunde sterben 5000 Zellen im Körper. Doch keine Panik: Gleichzeitig werden genauso viele neu gebildet. (Bild: Imago) © imago stock&people
Deshalb sind die Zellen eines 90 jährigen Menschen nicht 90, sondern erst 15 Jahre alt. (Bild: Imago)
Deshalb sind die Zellen eines 90 jährigen Menschen nicht 90, sondern erst 15 Jahre alt. (Bild: Imago) © imago stock&people
Sportliche Mütter bekommen kluge Kinder. Jedenfalls ist das bei Mäusen so – Forscher ließen die Weibchen täglich auf dem Laufrad trainieren. Ergebnis: Die Babys bildeten im Hirn mehr Nervenzellen aus, als die der bewegungsfaulen Mütter. (Bild: Imago)
Sportliche Mütter bekommen kluge Kinder. Jedenfalls ist das bei Mäusen so – Forscher ließen die Weibchen täglich auf dem Laufrad trainieren. Ergebnis: Die Babys bildeten im Hirn mehr Nervenzellen aus, als die der bewegungsfaulen Mütter. (Bild: Imago) © imago stock&people
Der körpereigene Hautschutz hat eine lange Anlaufzeit: Die Haut braucht 24 Stunden um ihren Schutzfilm zu regenerieren. Wir waschen ihn aber jeden Morgen ab. (Bild: Imago)
Der körpereigene Hautschutz hat eine lange Anlaufzeit: Die Haut braucht 24 Stunden um ihren Schutzfilm zu regenerieren. Wir waschen ihn aber jeden Morgen ab. (Bild: Imago)
Küssen ist gesund. So fanden japanische Wissenschaftler heraus, dass das Lippenbekenntnis gegen Allergien hilft. Allergiker knutschten eine halbe Stunde auf Rezept. Folge: Im Blut wurden weniger allergene Stoffe nachgewiesen. (Bild: Imago)
Küssen ist gesund. So fanden japanische Wissenschaftler heraus, dass das Lippenbekenntnis gegen Allergien hilft. Allergiker knutschten eine halbe Stunde auf Rezept. Folge: Im Blut wurden weniger allergene Stoffe nachgewiesen. (Bild: Imago) © imago stock&people
Unser Herz pumpt das Blut durch den Körper mit einer Leistung von 60 Watt - so viel wie eine handelsübliche Glühbirne. (Bild: Imago)
Unser Herz pumpt das Blut durch den Körper mit einer Leistung von 60 Watt - so viel wie eine handelsübliche Glühbirne. (Bild: Imago) © imago stock&people
Ganz ohne Nebenwirkungen können Depressionen weggeschaukelt werden - und zwar mit einem Schaukelstuhl. Das fand die amerikanische Forscherin Nancy Watson heraus. Nach der Therapie brauchten die Betroffenen deutlich weniger Medikamente. (Bild: Imago)
Ganz ohne Nebenwirkungen können Depressionen weggeschaukelt werden - und zwar mit einem Schaukelstuhl. Das fand die amerikanische Forscherin Nancy Watson heraus. Nach der Therapie brauchten die Betroffenen deutlich weniger Medikamente. (Bild: Imago)
Warum tragen Piraten einen Ohrring? Um die Sehkraft zu stärken, denn in der Mitte des Ohrläppchens befindet sich der Akupunkturpunkt fürs Auge (Bild: Imago)
Warum tragen Piraten einen Ohrring? Um die Sehkraft zu stärken, denn in der Mitte des Ohrläppchens befindet sich der Akupunkturpunkt fürs Auge (Bild: Imago) © imago stock&people
Der Ekel vor bestimmten Gerüchen ist nicht angeboren - er wird erlernt. Wer das nicht glaubt, kann das testen: Einfach einem Baby ein faules Ei vor die Nase halten. (Bild: Imago)
Der Ekel vor bestimmten Gerüchen ist nicht angeboren - er wird erlernt. Wer das nicht glaubt, kann das testen: Einfach einem Baby ein faules Ei vor die Nase halten. (Bild: Imago) © imago stock&people

Warum leben Frauen länger? Forscher vermuten, nicht nur der Hormonhaushalt ist der Grund, sondern auch das bessere Gesundheitsverhalten. Statistisch gesehen rauchen Männer mehr und trinken öfter Alkohol. Außerdem ernähren sie sich ungesünder. (Bild: Imago)
Warum leben Frauen länger? Forscher vermuten, nicht nur der Hormonhaushalt ist der Grund, sondern auch das bessere Gesundheitsverhalten. Statistisch gesehen rauchen Männer mehr und trinken öfter Alkohol. Außerdem ernähren sie sich ungesünder. (Bild: Imago) © imago stock&people
1/21