Velbert. . Zwar sind es bislang nur sechs Fälle von Augengrippe, die beim Kreisgesundheitsamt gezählt wurden. Doch die Dunkelziffer ist hoch.

Am Anfang war es bei Friedrich Veith das unangenehme Gefühl, als seien ihm Sandkörner in die Augen gestreut worden. Am Tag darauf musste er seine Frau bitten, ihn wegen der mittlerweile stark geschwollenen Augen zur Fachärztin zu fahren. Die verschrieb dem Velberter Cortison und Augentropfen, doch eine Besserung war auch nach Verbrauch der Medikamente nicht in Sicht. Was sich da wie eine starke Bindehautentzündung präsentierte, könnte – zumal der 68-Jährige seit drei Wochen leidet – die deutlich aggressiver auftretende Augengrippe sein (WAZ berichtete). „Sechs Fälle sind uns bislang gemeldet worden“, berichtet Dr. Rudolf Lange vom Kreisgesundheitsamt.

Der Mediziner klärt auf, dass Kerato conjunctivitis epidemica, so der Fachbegriff, nicht etwa zu den von Ärzten zu meldenden Erkrankungen zählt. „Erst wenn der Augenarzt bei der Untersuchung eine Augengrippe für denkbar hält und ein Labor für die Diagnose hinzu zieht, das dann einen eindeutigen Virenbefund feststellt, geht eine Benachrichtigung ans Kreisgesundheitsamt“, so Lange. Hierbei werden nicht Namen von Betroffenen weiter gegeben, „sondern allein die Anzahl für die Statistik“. Werde im Amt eine Häufung von Fällen beobachtet, müsse eingegriffen werden: „Wir beraten dann etwa Augenarztpraxen, wie etwa durch die separate Behandlung von Patienten die Verbreitung des Problems eingedämmt werden könnte“.

Ärzte vermuten hohe Augengrippe-Dunkelziffer

Bei den sechs registrierten Fällen Augengrippe im Kreis Mettmann ist eine weitaus größere Dunkelziffer zu vermuten. „Die könnte im ungünstigen Fall die Gerüchteküche anheizen“, ist sich Dr. Lange bewusst. Daher ist Aufklärung das Gebot der Stunde, um Verunsicherungen oder gar Panik zu vermeiden. Der Verlauf ist nach Auskunft mehrerer Gesundheitsämter im Ruhrgebiet folgender: Wie beim Velberter Betroffenen Friedrich Veith auch leiden die Patienten unter starken Rötungen, Schwellungen der Bindehaut und der Lymphknoten. Auch vermehrter Tränenfluss, Juckreiz, Lichtempfindlichkeit und das beschriebene Fremdkörpergefühl gehen mit der Augengrippe einher. Eine Inkubationszeit von fünf bis zwölf Tagen wird angegeben – erst dann treten die Symptome auf.

Die Therapiemöglichkeiten sind begrenzt; Antibiotika helfen nicht, weil es sich bei der Augengrippe um einen besonders hartnäckigen Virenstamm handelt. Meist heilt die Krankheit vollständig aus, „der Körper muss selbst mit diesem Virus klarkommen“, sagt Dr. Lange. Nur von ganz wenigen Fällen hat er gehört, wo die Krankheit nicht vollständig verheilt sei.

Von zentraler Bedeutung ist die Hygiene. „Ich empfehle, auf Körperkontakt wie Händeschütteln zu verzichten. Die Hände müssen aus dem Gesicht!“, so Lange.