Oberhausen. In Oberhausen sind erste Fälle einer ansteckenden Bindehautentzündung aufgetreten - der als „Augengrippe“ bezeichneten „Keratoconjunctivitis epidemica“. Der Erreger grassiert derzeit im Ruhrgebiet. Die Therapiemöglichkeiten sind begrenzt, Antibiotika helfen nicht.
Hinweisschilder hängen an den Wänden und beim Betreten und Verlassen der Praxis werden die Patienten aufgefordert, sich die Hände zu desinfizieren: Bereits seit einiger Zeit grassiert im Ruhrgebiet die so genannte „Augengrippe“ – in Fachkreisen Keratoconjunctivitis epidemica genannt. Jetzt ist die ansteckende Augenkrankheit auch in Oberhausen angekommen, eine Praxis im Norden bestätigt zwei Fälle.
Alle Praxen vorgewarnt
„Wir haben bereits vor einer Weile alle Oberhausener Augenärzte vorgewarnt“, erklärt Dr. Henning Karbach vom Gesundheitsamt. Zu dieser Zeit seien Fälle aus einer Bottroper Praxis, die auch von Oberhausener besucht werde, bekannt geworden. Patienten litten häufig unter starken Rötungen sowie Schwellungen der Bindehaut- und der Lymphknoten. Auch vermehrter Tränenfluss, Juckreiz, Lichtempfindlichkeit und ein Fremdkörper-Gefühl gehen mit der Krankheit einher. „Die Inkubationszeit beträgt fünf bis zwölf Tage“, erklärt Karbach. In dieser Zeit sei nichts zu merken, „die Symptome kommen dann urplötzlich“.
Die Therapiemöglichkeiten seien sehr begrenzt, erklärt Karbach. Antibiotika helfen nicht, weil es sich um einen besonders hartnäckigen Virenstamm handele. „Wir können nur gegen die Symptome vorgehen“ – und abwarten. Meist heile die Krankheit vollständig aus. „In Ausnahmefällen kann das Sehen aber langfristig beeinträchtigt werden.“
Hand-Augen-Kontakt vermeiden
Übertragen wird der Virus vor allem durch das Berühren infizierter Flächen. „Um eine Ansteckung zu vermeiden, sollte man natürlich auf gute Hygiene achten“, betont Karbach. Auf das Händeschütteln sollte verzichtet und der Hand-Augen-Kontakt vermieden werden. Handtücher und andere Hygieneartikel sollten besser nicht geteilt werden. „Und bitte regelmäßig Hände waschen oder desinfizieren.“
In der betroffenen Oberhausener Praxis hat man für Augengrippe-Patienten und Verdachtsfälle ein Behandlungszimmer reserviert, desinfiziert Hände und Flächen mit speziellen Mitteln und informiert alle Patienten über die Krankheit. Zwar sei die Erkrankung unangenehm, Panik aber trotz des gehäuften Auftretens in der Region nicht nötig, heißt es dort: „Die Erkrankung tritt eigentlich jeden Herbst auf – wie eine reguläre Grippe.“
Information: „Augengrippe“
Bei der Keratoconjunctivitis epidemica, auch „Augengrippe“ genannt, handelt es sich um eine Entzündung, von der Binde- und Hornhaut betroffen sein können. Der Virus wird überwiegend durch Schmier- gelegentlich auch durch Tröpfcheninfektion übertragen. Eine Ansteckung ist in der Regel während der ersten zwei bis drei Wochen der Erkrankung möglich. Seit Einführung der Meldepflicht 2001 schwankt die Zahl der jährlichen Erkrankungen nach Angaben des Robert-Koch-Instituts zwischen 82 und 658. Weitere Informationen gibt es auf der Internetseite des Instituts: www.rki.de.