Gladbeck. .
In Bottrop musste eine Augenarztpraxis tagelang geschlossen bleiben, in Praxen anderer Städte hängen Warnhinweise und Behälter mit Desinfektionsmitteln für die Hände: Seit Wochen grassiert im Ruhrgebiet die „Augengrippe“, medizinisch korrekt „Keratoconjunctivitis epidemica“, eine hoch ansteckende Augenentzündung. Beim Kreisgesundheitsamt in Recklinghausen sind aus Gladbeck bisher keine Fälle gemeldet worden.
„Dieses Virus gibt es immer. Es taucht ab und zu vermehrt auf, wie eine Grippe“, erklärt Dr. Bassem Saoub. Die Inkubationszeit, also die Phase zwischen Ansteckung und Ausbruch der Krankheit, könne bis zu zwei Wochen dauern, und weil der Patient in dieser Zeit keinerlei Symptome aufweise, könne sich die Krankheit wie ein Schnellball ausbreiten. Übertragen wird die Krankheit vor allem durch das Berühren infizierter Flächen. Deshalb, so der Gladbecker Augenarzt, sei Hygiene das oberste Gebot: „In meiner Praxis werden grundsätzlich nach jedem Patienten sämtliche benutzten Geräte gereinigt, und ich wasche mir natürlich nach jeder Untersuchung die Hände gründlich.“
Bei „Augengrippe“-Patienten treten urplötzlich starke Rötungen und Schwellungen der Bindehaut und der Lymphknoten auf. Auch vermehrter Tränenfluss, Juckreiz, Lichtempfindlichkeit und ein Fremdkörper-Gefühl gehen mit der Krankheit einher. Die Therapiemöglichkeiten sind begrenzt, weil der hartnäckige Virenstamm nicht auf Antibiotika reagiert. Bekämpft werden können eigentlich nur die Symptome. In den meisten Fällen heilt die Krankheit vollständig aus, in Ausnahmefällen kann das Sehen langfristig beeinträchtigt werden.
„Hygiene ist natürlich nicht nur im Zusammenhang mit der Augengrippe das A und O“, sagt Dr. Saoub. Ansteckend sei schließlich auch jede normale Bindehautentzündung. „Deshalb rate ich meinen Patienten immer: Wenn Sie rote Augen haben, halten Sie sich von anderen Leuten fern, verzichten Sie aufs Händeschütteln und benutzen Sie nur eigene Handtücher.“