Bochum. . Der Pflegebereich braucht selbst Pflege: Viele offene Stellen können nicht besetzt werden. Harte Arbeitsbedingungen und schlechte Bezahlungen machen den Job unattraktiv.

Jede zweite offene Stelle im Pflegebereich kann im mittleren Ruhrgebiet nicht besetzt werden. Es fehlen die geeigneten Bewerber. Auf ei­ner Konferenz der Bundesagentur für Arbeit in Bochum hat Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) deshalb „ernste Worte“ an die Pflegewirtschaft gerichtet: Pflegeberufe müssten nicht nur besser bezahlt werden. Auch seien weit mehr Ausbildungsplätze nötig.

Von der Leyen begrüßte zwar die Einigung über einen Mindestlohn für die unteren Lohngruppen. Zu lange aber seien die Tarife „gedrückt“ worden, sagte sie. Das „gesamte Tarifgefüge“ müsse jetzt attraktiver gemacht werden.

Stellen bleiben bis zu 122 Tage lang unbesetzt

Ausgebildete Altenpflegerinnen und Altenpfleger verdienen nach Expertenangaben im Schnitt um die 2000 Euro brutto im Monat – dies bei teils extremer Arbeitsbelastung und starkem psychischen Druck. Die Bedingungen in diesem Job führten dazu, dass frei gewordene Stellen im Pflegebereich bis zu 122 Tage unbesetzt blieben, räumte der Chef der Agentur für Arbeit Bochum, Udo Glantschnig, ein.

In ganz NRW stehen für die im gesamten Pflegebereich unbesetzten 5500 Stellen 1600 qualifizierte Bewerber zur Verfügung. In der Altenpflege sei das Verhältnis noch weit schlechter.

Detlev Friedrich von der auf die Pflegebranche spezialisierten Unternehmensberatung Contec sagte der WAZ Mediengruppe, er gehe von einem großen „nicht erkannten Arbeitsmarkt“ aus – hauptsächlich Pflegerinnen aus Osteuropa, die häusliche Pflege anbieten zu Preisen, die Privatleute für eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung bezahlen können. Andere Länder seien dazu übergegangen, diese teilweise illegalen Beschäftigungen zu legalisieren.