Düsseldorf. . Der Fachkräftemangel hat in NRW bereits einige Branchen erreicht und wird in den kommenden Jahren drastisch zunehmen. Das erwartet die Bundesagentur für Arbeit in NRW. Weil viele Ältere in Rente gehen und wenige Junge nachkommen.
Fast ein halbes Jahr (146 Tage) muss ein Altenheim in NRW suchen, um eine offene Pflegestelle besetzen zu können. Ein halbes Jahr, in dem das Stammpersonal Überstunden macht und in dem hilflose alte Menschen von Leiharbeitern und Minijobbern notversorgt werden. Mit diesem Beispiel zeigt die Bundesagentur für Arbeit in NRW, dass der Fachkräftemangel alles andere als eine abstrakte Gefahr ist.
Der Arbeitsmarkt wird sich grundlegend verändern, und der Wandel hat längst begonnen. Das zeigt die Prognose bis 2020, die von der Landesarbeitsagentur vorgestellt wurde. Sie wird in den kommenden Jahren regelmäßig die schöne Nachricht von sinkenden Arbeitszahlen verkünden dürfen. Doch dazu wird jedes Mal auch die schlechte Nachricht vom wachsenden Fachkräftemangel gehören.
Schulen werden 2020 gut 13 Prozent weniger Absolventen entlassen
Für diese Vorhersage braucht es keine großen Rechenkünste. Die Schulen werden 2020 gut 13 Prozent weniger Absolventen auf den Arbeitsmarkt und in die Unis entlassen. Weil gleichzeitig immer mehr Beschäftigte in Rente gehen, werden bis dahin rund 700 000 weniger Arbeitskräfte zur Verfügung stehen. Also etwa so viele, wie heute arbeitslos sind. Macht unterm Strich einen leer gefegten Arbeitsmarkt – in der Theorie.
Denn Arbeitslose wird es auch künftig geben, weil aus den vielen Geringqualifizierten, die heute schon von Hartz IV leben, nicht über Nacht Fachkräfte werden. Und die vor allem verlangt der Arbeitsmarkt. Christiane Schönefeld, Chefin der Landesarbeitsagentur, hat eine Lösung: „Die Unternehmen sollten erkennen, dass sie auch Menschen mit bestimmten Nachteilen ausbilden und einstellen müssen. Ein solches Umdenken sehe ich bisher noch nicht.“
In mehreren Projekten wollen die Agenturen deshalb den Arbeitgebern beweisen, dass auch Alleinerziehende, Studienabbrecher und Schüler mit schlechten Noten gute Fachkräfte werden können.
In der Pflege wird längst deutlich, dass diese Leute gebraucht werden. Weil die Träger viel zu wenig ausgebildet haben, finden sie kaum Personal. Um eine Stelle zügig besetzen zu können, wären laut Arbeitsagentur drei Bewerber ideal. In vielen Städten gibt es nicht einmal einen pro Stelle.